Song
Laufzeit
5:46 Minuten
Album
Musik, Text und Produktion
Musik: Rob & Ferdi Bolland
Text: Falco, Gerd Plez, Rob & Ferdi Bolland
Produzent: Rob & Ferdi Bolland
Offiziell veröffentlichte Liveaufnahmen
- Berlin, Eissporthalle 5:10 (1986)
Über den Song
Falcos Paraphrase auf das Verhältnis zwischen den damaligen politischen Großmächten USA und Russland wird häufig auch als thematischer Nachfolger von Männer Des Westens – Any Kind Of Land angesehen. Ging es dort noch um den amerikanischen Kulturimperialismus, wird in diesem Song auf den sich im Jahr 1986 auf dem Höhepunkt befindlichen Kalten Krieg zwischen dem von der UdSSR kontrollierten Ostblock und der so genannten westlichen Welt eingegangen.
Es ist davon auszugehen, dass der Song „Two Tribes“ der britischen Band Frankie Goes To Hollywood für Falcos Weltpolitik-Esperanto Pate gestanden ist. Denn auch im Song aus dem Jahr 1984 wird auf diesen politischen Konflikt eingegangen und auch die Verwendung des Wortes „Tribes“ (deutsch: Volksstämme) weist eindeutig Parallelen zu Falcos Verwendung des Gegensatzpaares Cowboys und Indianer auf. Darüber hinaus gibt es von diesem Frankie Goes To Hollywood-Hit einen Remix mit dem Namen „Cowboys And Indians“ und es existieren auch Interviews, in denen Holly Johnson, der Sänger der Band, die Thematik seines Hits mit genau diesen Worten beschreibt.
Falcos Song ist einer seiner elektronischsten, die Musik beginnt langsam, erst langsam setzen Gitarren ein und der Song nimmer erst mit dem Refrain so richtig Fahrt auf. Dennoch bleibt die gesamte Nummer sehr kalt, kontrolliert und teilweise überproduziert. Im Mittelteil setzen dann verzerrte Soundeffekte ein, es klingt nach Kriegsgeräuschen, der Song nimmt hier kurz eine sehr dunkle und dramatische Tonart an, bevor dann, nach Falcos Schrei „Daddy, daddy, you hear me? They are shooting!“, der Refrain wieder einsetzt. Eine neuerliche Veränderung des musikalischen Stils setzt am Ende ein, als eine dunkle Männerstimme bittet „Please don’t blow the world away“ und der Song nochmals ein bisschen pessimistischer wird, bevor dann das Finale einsetzt, das aber nicht mehr den Refrain benutzt, sondern langsam und irgendwie hoffnungslos in einem langen Outro ausklingt.
Falcos Beschreibung der politischen Weltlage anno 1986 beginnt mit der Feststellung, dass den Sowjets im Rüstungswettstreit mit den ökonomisch eindeutig besser gestellten USA wohl bald das Geld ausgehen wird („…hard times for the soviets“, „…ohne Moos kein Stoß“), wenn die Amerikaner weiterhin so offensiv ihr S.D.I.-Programm („Strategic Self Initiative“, ein finanziell weitgehendes Projekt zum Aufbau eines Abwehrschirms gegen Interkontinentalraketen) betreiben. Falco singt „…Sputnik ist antique, why glorify the S.D.I.?“. Nach einer launigen Anspielung auf den Zusammenhang zwischen Indianern und Soviets („But listen Mr President, not only indians are red“), geht Falco dann auf die Protagonisten dieses politischen Wettstreits ein („My Ronnie lies over the ocean, my Gorbatschov lies under the sea“), ohne aber darauf zu vergessen, eine gewisse fatalistische Einstellung zu diesem Kalten Krieg zu diagnostizieren („Wir cremen uns lieber ein“).
Danach wird Falcos Weltsicht ein bisschen naiv und populistisch, er besingt die Abgehobenheit der Politiker und die Verdrossenheit, die die Völker der Erde zu solch politischen Auseinandersetzungen entwickelt haben („…‘cause am Ende dieser Dichtung, stehen zwei Herren auf der Lichtung und sind dort ganz allein“). Am Ende des Songs resigniert Falco dann vollends, wenn er davon singt, wie hoffnungslos die Lage zu sein scheint, wie wenig das einzelne Individuum gegen politische Entwicklungen machen kann („What can I do in a world like that? Except making songs about that“; Anmerkung; hier singt Falco statt „except“ recht deutlich „expect“ – das ist wohl auf sein nicht perfektes Englisch zurückzuführen). In einem seltsamen, aber für Falco typischen, Englisch verzweifelt er dann schlussendlich wenn er versucht, Mitmenschen zu erklären, was da in der Welt gerade vor sich geht („Ich reiß‘ mir das Herz aus dem Leib, just to make your mind clearing up and see what’s going on in this world“).
So authentisch und ehrlich dieser Ärger und diese Verzweiflung über politische Missstände bei Falco auch gewesen sein mögen, so naiv und weltfremd sind die Worte, die er für seine Gefühle dazu benutzt. Wenn man seinen Song mit dem Ideengeber „Two Tribes“ vergleicht, so ist er sehr zahnlos und weniger aggressiv im Beschreiben der Lage. Was beide Songs jedoch verbindet ist, dass auch Frankie Goes To Hollywood als Lösung des politischen Konflikts ein Aufeinanderzugehen der Völker, der Menschen sehen („Switch off your shield, switch off and feel“, „I’m working on loving“, „tell the world that you are winning, love and life“). Falco (beziehungsweise die Bollands) dürfte sich also nicht nur die grundlegende Idee von Frankie Goes To Hollywood ausgeliehen haben, sondern auch sehr detailliert deren textliche Gestaltung eines solchen Songs über den Kalten Krieg Mitte der 80er Jahre.
Das Magazin „Wiener“ beschrieb den Song beim Erscheinen als „Hopi-Tanz in Superzeitlupe mit einem hypnotischen Rhythmus, Disco-tauglich, mit verwehten Streichern, Led Zeppelin-Gitarren und Heavy Metal-Psychodelica“.
Die Nummer ist eine recht unbekannte in Falcos Werk, wohl auch, weil sie so zeitlich verhaftet ist. Während der Song selbst sehr kühl und mechanisch klingt, ist der Refrain dabei jedoch sehr eingängig. Für einen Hit reicht es aber nicht, das Lied wurde aber während Falcos Tournee 1986 gespielt.
Text
Cha, cha, hey
Alright
Cha, cha, hey
Red square
White house
Heute rein und morgen raus
Hard times for the soviets
Der Bär ist los denn ohne Moos kein Stoß
Uncle Sam is playing space cadet
Rosko mandar malitschek
But Sputnik is antique
Why glorify the S.D.I.
At the galaxy pub they share a long drink up
Immer weiter auf der Leiter
Reach the sky
Listen to me
Cowboyz and indianz
Russia and the U.S.A.
Are the cowboyz and indianz of today, yeah
Cowboyz and indianz
Russia and the U.S.A.
Are the cowboyz and indianz of today, yeah
But listen Mr. President
Not only indianz are red
Cha, cha, hey, cha, cha, hey
My Ronnie lies over the ocean
My Gorbachov lies unter the sea
Doch was die Helden dort so treiben
Das erfahren wir entweder ganz oder nie
May the force be with you
When the empire strikes
Wir cremen uns lieber ein
'Cause am Ende dieser Dichtung
Stehen zwei Herren auf der Lichtung
Und sind dort ganz allein
Listen to me
Cowboyz and indianz
Russia and the U.S.A.
Are the cowboyz and indianz of today, yeah
Cowboyz and indianz
Russia and the U.S.A.
Are the cowboyz and indianz of today, yeah
Daddy, daddy, you hear me?
They're shooting
Cowboyz and indianz
Russia and the U.S.A.
Are the cowboyz and indianz of today, yeah
Cowboyz and indianz
Russia and the U.S.A.
Are the cowboyz and indianz of today, yeah
Cowboyz and indianz
Russia and the U.S.A.
Are the cowboyz and indianz of today, yeah
Please, don't blow the world away
Please, don't blow the world away
Please, don't blow the world away
La, la, la, la, la, la
Cowboyz, cowboyz, cowboyz, cowboyz
Cowboyz, cowboyz, cowboyz, cowboyz
Cowboyz, cowboyz, cowboyz, cowboyz
Cowboyz, cowboyz, cowboyz, cowboyz
What can I do?
Tell me what
Tell me what can I do
What can I do in a world like that?
Except making songs about that
There is no one, no one else, no
Nothing to do else on this world except making songs about that
That's how unfortunate we are on this world
To make your mind up
To clear you up
And to look at the things that are going on
Hey, daddy
Ich reiß' mir das Herz raus
Ich reiß' mir das Herz aus dem Leib
Just to make your mind clearing up
And see what's going on on this world
On that world, on that world, on that world
Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.