Sampling Album

Coming Home – The Tribute Donauinselfest 2017

Februar 2018
Sony Music Entertainment Austria GmbH
Ariola
Charts: #1 AUT, #13 SUI

  1. Out Of The Dark (Live Tribute) 2:43
  2. Wiener Blut (Roman Gregory) (Live Tribute) 3:47
  3. Les Nouveaux Riches (mit Edita Malovčić) (Live Tribute) 3:53
  4. Junge Roemer (mit Julian Le Play & Gianna Nannini) (Live Tribute) 4:49
  5. Auf Der Flucht (mit Skero) (Live Tribute) 4:09
  6. Der Kommissar (mit Fettes Brot) (Live Tribute) 4:06
  7. Ganz Wien (Live Tribute) 5:06
  8. Jeanny & Coming Home (Jeanny Part 2, Ein Jahr Danach) (mit Johannes Krisch & Tarek Leitner) (Live Tribute) 6:09
  9. Männer Des Westens – Any Kind Of Land (mit Yasmo) (Live Tribute) 4:28
  10. The Sound Of Musik (mit Ana Milva Gomes) (Live Tribute) 5:16
  11. Vienna Calling (mit Fettes Brot) (Live Tribute) 4:24
  12. Helden Von Heute (mit Roman Gregory) (Live Tribute) 4:13
  13. Nachtflug (mit Edita Malovčić) (Live Tribute) 3:27
  14. It’s All Over Now, Baby Blue (mit Gianna Nannini) (Live Tribute) 5:37
  15. Dance Mephisto (Georgij Alexandrowitsch Makazaria) (Live Tribute) 3:39
  16. Rock Me Amadeus (mit Donauinsel Tribute Stars) (Live Tribute) 4:40
  17. Europa (mit Donauinsel Tribute Stars) (Live Tribute) 5:47

Single-Auskoppelungen

Über das Album

2007 jährte sich Falcos Geburtstag zum fünfzigsten Mal, gleichzeitig war fast ein Jahrzehnt seit seinem Tod vergangen –  ein willkommener Anlass sowohl für Medien als auch für Plattenfirmen und diverse Personen in Falcos ehemaligen Umkreis, diesbezüglich aktiv zu werden. Der Beginn des Jahres, rund um Falcos Geburtstag im Februar, war daher gekennzeichnet von einer exzessiven medialen Berichterstattung, zur gleichen Zeit wurde das bis dahin umfangreichste Best-Of-Album Hoch Wie Nie veröffentlicht. Auch eine darauf befindliche neu abgemischte Version des Songs Männer Des Westens – Any Kind Of Land platzierte sich in den Charts. René Reitz, mit dem Falco gemeinsam mit der Hallucination Company 1979 zwei Nummern aufgenommen hatte (Chance To Dance und Summer), warf diese beiden Songs im gleichen Jahr auf den Markt. Ebenfalls zu dieser Zeit befanden sich ein Falco-Film (Verdammt Wir Leben Noch), ein Falco-Buch seiner „Tochter“ sowie die Rekonstruktion des Live- beziehungsweise Remix-Projekts Symphonic in Vorbereitung.

In dieser Falco-Euphorie wollte dann auch Falcos ehemalige Tour-Band von 1993 nicht untätig sein. Und so wurde 2007 die Idee geboren, die alljährliche und seit Falcos Tod 1998 regelmäßig im Februar im Wiener Club U4 stattfindende Gedenknacht, in der ausschließlich Falco-Songs gespielt wurden, mit einem Tribute-Konzert zu ersetzten. Dabei spielte sich Falcos ehemalige Band, unter der Führung von Thomas Rabitsch, zusammen mit Weggefährten und jungen heimischen Musikern durch das Songbook von Falco. Der Auftritt war zunächst als einmaliges Event geplant, da die Nachfrage nach Tickets jedoch so hoch war, beschloss man schnell, diese Tributes jedes Jahr im Februar anlässlich Falcos Geburtstag und Todestag stattfinden zu lassen. Diese Jahr für Jahr stattfindenden Konzerte im U4 erfreuten sich schnell massiver Beliebtheit – auch deswegen, weil die virtuellen Duette, bei denen Falcos Stimme vom Donauinsel-Konzert 1993 via Audio- und Video-Zuspielung zu den Stimmen der Gastsänger gemischt wurde, diesen Konzerten einen Hauch von Authentizität verliehen. Im Laufe der Jahre traten dabei Künstler wie Hansi Lang, Drahdiwaberl, Nino aus Wien und viele andere als Falcos Duett-Partner auf.

Zehn Jahre nach diesem ersten Tribut-Auftritt wurde 2017, zum 60. Geburtstag Falcos – ein Jahr in dem, wie eine Dekade zuvor, eine starke mediale Berichterstattung und auch neue Falco-Veröffentlichungen (wie das bis heute umfangreichste Best-Of-Album Falco60, das JNG RMR-Remix-Projekt und die erstmalige Veröffentlichung des Donauinsel-Konzerts auf Vinyl) stattfanden – der Gedanke geboren, diesen Auftritt auf eine größere Dimension anzuheben. Und so trat Falcos letzte Band im Juni auf der Hauptbühne vor über 140.000 Menschen auf dem Wiener Donauinselfest auf, jener Veranstaltung, auf der Falco 1993 sein legendäres Blitzeinschlag-Konzert gegeben hatte. Laut Thomas Rabitsch wollte man damit auch diesen wetterbedingt abgebrochenen Gig vervollständigen: „Die alljährlichen Konzerte haben mittlerweile Tradition. Letztes Jahr dauerten die Falco-Festspiele wegen der großen Nachfrage drei Tage. Für uns ist das der Grund gewesen, (zu Falcos 60. Geburtstag) in größeren Maßstäben zu denken und sein Oeuvre besonders gebührend zu feiern. So ist die Idee entstanden, aus dem U4 rauszugehen und Falcos legendäres Donauinselfest-Konzert noch einmal aufzuführen. Und zwar dort, wo es hingehört: beim Donauinselfest. Fast 25 Jahre später wollten wir dieses Jahrhundertkonzert wiederholen und zu Ende spielen: die Falco-Band, zusammen mit nationalen und internationalen Gästen – über weite Strecken synchron zu Falcos souveräner Performance auf Video“.

Dabei wollte man neben der Stammcrew – jenen Künstlern, die bereits in den letzten Jahren im U4 im Rahmen dieser Tribute-Konzerte aufgetreten waren –  für diesen Auftritt zusätzlich Sänger und Sängerinnen verpflichten, die der Veranstaltung ein internationales Flair verleihen sollten. Auch an eine professionelle Sound- und Bild-Aufzeichnung wurde bereits im Vorfeld gedacht, die Produktion erfolgte vom Österreichischen Rundfunk gemeinsam mit der Thomas Rabitsch Music Production. Da sich im Februar 2018 der zwanzigste Todestag Falcos wiederholte, sollte dieser Auftritt dann sowohl im Fernsehen gesendet als auch auf Ton- und Bildträgern veröffentlicht werden.

In der Presseaussendung von Sony Music anlässlich dieser Releases heißt es: „Am 24.6.2017 kehrte die Original Falco Band unter der musikalischen und organisatorischen Leitung von Falcos letztem Bandleader Thomas Rabitsch mit dem Falken zurück auf die Hauptbühne des Donauinselfests. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Stars sang Falco von der Leinwand im virtuellen Duett seine größten Hits – diesmal (…) bei herrlichstem Sommerwetter. Die Originalband von Falco spielte beim Falco-Tribute-Konzert alle Songs im Original-Arrangement synchron zum Konzert von 1993. Dadurch wurden auch virtuelle Duette der Künstler mit Falco ermöglicht, der abwechselnd mit den Live-Protagonisten auf den Video-Screens zu sehen war. Um den Konzertbesuchern und dem TV-Publikum die ganz besondere Atmosphäre von damals zu vermitteln, wurden die Originalmoderationen von Falco zugespielt. Die fulminanten Konzerte von 1993 und 2017 wurden auf eine technisch höchst raffinierte Art miteinander verwoben, Falco erwachte für diesen Abend für einen Augenblick wieder zu neuem Leben“.

Die in diesem Text angesprochenen „internationalen Stars“ waren dabei aber sehr überschaubar, nachdem Adel Tawil (von der deutschen Band Ich+Ich) krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, stammten lediglich Gianna Nannini (die in den 1980ern einige italienischsprachige Hits in Europa hatte) und Fettes Brot (die seit Mitte der 1990er vor allem in ihrer Heimat Deutschland Erfolg verzeichnen konnten) nicht aus Österreich. Viele dieser heimischen Künstler hatten bereits zuvor im U4 bei diesen Falco-Tribute-Auftritte teilgenommen, Julian Le Play war der einzige überdurchschnittlich prominente nationale Neuzugang.

Es dürfte auf finanzielle und/oder organisatorische Gründe zurückzuführen sein, dass für dieses Konzert im großen Rahmen nicht prominentere Gastsänger verpflichtet wurden. So hat sich beispielsweise Herbert Grönemeyer oftmals als Falco-Fan beschrieben, auch Künstler wie Nina Hagen, Peter Maffay, die Toten Hosen oder auch Udo Lindenberg, die amerikanische Bloodhound Gang oder die britische Band Hurts hätten einen Falco-Bezug gehabt und für ein deutlich prominenteres Line-Up gesorgt. Letztlich traten bei diesem Konzert hauptsächlich Wiener Szenegrößen auf, so sangen Roman Gregory, Edita Malcovic, Skero, Yasmo, Ana Milva Gomez, Drew Sarich, Johannes Krisch und Georgij Makazaria. Es wird nicht viele Leute außerhalb Wiens geben, die diesen wilden Mix aus Sängern, Schauspielern, Comedians, Moderatoren, Street-Artists, Slampoeten (teilweise in Personalunion) kennen…

Die Setlist des Tribut-Konzerts 2017 bestand aus allen dreizehn Songs des Original-Gigs von 1993, zum Großteil wurde auch die Songreihenfolge übernommen (lediglich Helden Von Heute wurde in der Setlist vorgezogen). Zusätzlich wurden die Nummern Wiener Blut (die Falco lediglich ein einziges Mal, 1988 in Oldenburg, live aufgeführt hat), Rock Me Amadeus, Dance Mephisto, Out Of The Dark und Europa, die 24 Jahre zuvor (aus wetterbedingten beziehungsweise aus zeitlich-logischen Gründen) nicht gespielt wurden beziehungsweise nicht gespielt werden konnten, performt. Dazu Thomas Rabitsch: „Wir spielen alle Songs des legendären 1993er-Konzerts, dazu natürlich auch Rock Me Amadeus, das damals ja wegen einem Blitzeinschlag nicht mehr gespielt werden konnte. Als Intro gibt es Out Of The Dark und zum Finale die Hymne Europa“.  Während die Setliste in ihrer ergänzten Version durchaus Sinn macht, muss auch hier wieder mal die Frage gestellt werden, warum Thomas Rabitsch einen im besten Fall durchschnittlichen Song wie Europa als finalen Konzerthöhepunkt gewählt hat. Nach Rock Me Amadeus war die Stimmung nicht mehr zu übertreffen, die langsame und langweilige Hymne an die europäische Idee wurde wohl nur deshalb aufgeführt, weil es Thomas Rabitsch mitgeschrieben hat, es wirkt hier völlig fehl am Platz.

Anzumerken ist weiters, dass der Song Titanic auf dem Konzert zwar gespielt, bei der Veröffentlichung auf CD und DVD jedoch aufgrund von „qualitativen Gründen“ weggelassen wurde. Worum es sich bei diesen Gründen handelt, ist nicht ganz klar, bei diversen Fan-Aufnahmen des Konzerts auf YouTube sind keinerlei technische oder stimmliche Probleme auszumachen.

Bei den Liedern Ganz Wien und Out Of The Dark gab es keine virtuellen Duette mit Gastkünstlern, bei diesen beiden Stücken wurde ausschließlich Falcos Stimme zur live gespielten Musik gemischt. Im Gegensatz dazu singt Roman Gregory bei Wiener Blut ohne Falco-Zumischung – seltsam, denn das Mastertape mit Falcos Stimme wäre für eine Zuspielung verwendbar gewesen. Die beiden letzten Nummern, Rock Me Amadeus und Europa, performen sämtliche bei diesem Konzert beteiligten Künstler gemeinsam (als „Donauinsel Tribute Allstars“).

Der Sound des Konzerts ähnelt, wie auch alle anderen Auftritte der Falco-Band im Rahmen solcher Tribute-Konzerte seit 2007, stark dem Klangmuster der 1993-Gigs. Das ist einerseits verständlich, schließlich ist aufgrund der Falco-Zuspielung das Tempo nicht veränderbar, andererseits ist das sklavische Festhalten an der Instrumentierung und Spielweise nach all den Jahren auch ein bisschen langweilig (das gleiche Problem tritt auch bei der Live-Rekonstruktion beziehungsweise der Remix-Umsetzung des Symphonic-Projekts auf). Vielleicht wäre mit ein bisschen mehr Mut und Kreativität ein bisschen mehr Variation möglich gewesen.

Veröffentlicht wurde das 2017-Donauinsel-Tribute-Konzert durch Sony Music im Februar 2018, anlässlich Falcos 20. Todestag beziehungsweise ein Vierteljahrhundert nach dem Originalkonzert von 1993. Unter dem sperrigen Titel „Coming Home – The Tribute (Donauinsel 2017)“ wurde eine CD/DVD-Box und eine CD auf den Markt geworfen. Das Konzert im DVD-Format allein wurde nicht angeboten. Als Bonus wurde die DVD jedoch zu der zum gleichen Zeitpunkt veröffentlichten Deluxe Edition des Best-Of-Albums Falco60 dazugegeben. Die Abmischung auf DVD erfolgt dabei im 5.1 Dolby Digital und auch im 5.1 DTS-Format, inkludiert wurde dabei ein rund halbstündiges Making-Of.

Auch Singles wurden aus dem Album ausgekoppelt, kurz vor Veröffentlichung des Albums erschien Rock Me Amadeus, eine logische Wahl, schließlich war dieser Song nicht nur Falcos größter Hit, gleichzeitig traten bei dieser Nummer auch alle Gastsänger gemeinsam auf, eine salomonische Lösung hinsichtlich einer möglichen Künstlerbevorzugung. Später wurde auch noch eine 7“ Vinyl-Single herausgebraucht, auf dieser fanden sich die beiden Lieder, die die deutsche Band Fettes Brot am Konzert im Duett mit Falco sang, Der Kommissar und Vienna Calling. Diese Single war dabei sehr nett gestaltet, unter anderem verwendete man ein Artwork, welches an die frühen Falco-Veröffentlichungen auf Gig Records erinnerte. Keine der Singles konnte sich in den Charts platzieren.

Wesentlich erfolgreicher war das Album, dieses schaffte es in Österreich auf #1 der Charts, in der Schweiz gelangte es bis auf #13. In Deutschland gab es keine Hitparaden-Positionierung, ein Umstand, der wohl auch auf die dortzulande wenig bekannten Gastsänger zurückzuführen war.

Das Cover der Veröffentlichung (sowohl der CD als auch der DVD) ist edel gestaltet: auf dem Front-Artwork sieht man ein cooles Photo von Falco, das 1984 im Rahmen der Aufnahmen zum Album Junge Roemer gemacht wurde. Unterhalb des Photos wurde eine Aufnahme des Publikums beim 2017-Tribute-Konzerts hineingeschnitten, links und rechts der Aufnahme wird das Bild durch grau-blaue Gestaltungselemente umrahmt. Ähnlich gestaltet wurde der Falco-Schriftzug, darunter wurde der Album-Titel samt dem Zusatz platziert. Auf dem Backcover wird das Tracklisting abgedruckt, auch hier wird die grau-blaue Gestaltung beibehalten. Das Booklet beinhaltet Photos der Künstler, die beim Konzert aufgetreten sind, sowie eine kurze Einführung des Bandleaders Thomas Rabitsch.

In der Presse wurde das Konzert als nicht besonders aufregendes Projekt beschrieben. Der Kurier schrieb von „lauem Sommerwetter statt Gewitter und Blitzeinschlag: Die Gastsänger sangen virtuelle Duette mit Falco, und was reichlich kompliziert klingt, ging sehr gut auf. Ein interessantes, gelungenes Experiment – nicht mehr, nicht weniger“. In den Salzburger Nachrichten wurde von Thomas Rabitsch berichtet, der „sich vornahm, das 1993-Konzert von Falco zu vollenden. Beim Tribute-Konzert schaut der sogar selbst von der Leinwand herunter. Seine Songs wurden bei diesem Konzert interpretiert von einer kunterbunten Schar Mittelmäßiger. Außen steht Falco drauf und drinnen wird er zum virtuellen Duettpartner degradiert. In der Verwurstungskette kommt es nicht so sehr darauf an, was drin ist, sondern was draufsteht“.  Die Presse sprach von einer „Karaokeparty, die deutlich machte, wie schmerzlich Falco noch heute vermisst wird. Dem Publikum bot das Tribute-Konzert einen nur kleinen Trost: mit einer Band in Originalbesetzung wurde die leicht erweiterte Original-Setlist gespielt, interpretiert von einer teils mittelkarätigen, dafür massentauglichen Auswahl von Sängern – eine Falco-Würdigung für jeden Geschmack. Die größte Emotion der Karaokeparty (die durchaus auch Peinlichkeiten bot), lösten die Videoeinspielungen aus, durch die Falco mit seinen Würdigern ins Duett trat“.

Und tatsächlich ist dieses Konzert eine mittelmäßige Angelegenheit, eine Art Verstorbenen-Karaoke mit schwankender Qualität. Am besten funktionieren die Songs, bei denen nicht der Eindruck entsteht, dass die Gastsänger lediglich versuchen, Falcos Gesangsstil so gut wie möglich nachzuäffen, sondern bei denen die Duett-Partner versuchen, ihren eigenen Stil miteinzubringen. Eine solche positive Umsetzung gelingt Edita Malovcic bei Les Nouveaux Riches und bei Nachtflug, ihre exaltiere und elegante Stimme schmiegt sich angenehm um diese Falco-Songs. Auch Gianna Nanninis rauchige Stimme bringt sich gut in die von ihr gesungenen Songs (die italienischen Passagen von Junge Roemer und It’s All Over Now, Baby Blue) ein.

Der Rest des Albums ist bestenfalls durchwachsen: Roman Gregorys Wiener Vorstadtröhre passt weder zu Wiener Blut noch zu Helden Von Heute, der Prolo-Charme ist das Gegenteil der Eleganz Falcos. Zumindest war die Aufnahme von Wiener Blut in die Setlist eine gute Idee. Fettes Brot finden bei den beiden von ihnen gesungenen Duetten keinen eigenen Zugang, die Mischung aus Hamburger und Wiener Möchtegern-Dialekt geht ziemlich in die Hose. Dazu die norddeutschen Künstler: „Wir mussten austarieren, ob wir eher Wiener Schmäh oder Hamburger Schnack rappen und haben uns auf Wiener Schnack geeinigt. Eine neue Sprachrichtung, die wir nun auch für die neuen Songs verwenden“.

Der Rest der Gastsänger vermittelt in der Tat höchstens Karaoke-Stimmung, sowohl Julian Le Play, Skero, Yasmo, Ana Milva Gomes und Drew Sarich versinken im biederen, langweiligen und unaufregenden Mitsingen, keiner der Künstler schafft es, den Falco-Nummern einen eigenen Touch zu verleihen. Der Schauspieler Johannes Krisch verleiht Jeanny zumindest einen dramatischen Beigeschmeck, sein Vortrag erinnert an Horror- und Grusel-Hörbücher. Bei diesem Song ist die Teilnahme des ORF-Nachrichtensprechers Tarek Leitner, der die Newsflash-Meldung verliest, eine lustige Idee. Gregorij Makazaria, der Sänger der Wiener Band Russkaja, setzt auf einen Art Sowjet-Rammstein-Sound, dieser passt aber ganz gut zur Härte und zum Tempo von Dance Mephisto.

Die beiden Abschlussnummern, Rock Me Amadeus und Europa werden dann von sämtlichen beteiligten Künstlern gemeinsam performt. Falcos größter Hit wird dabei nicht gespielt wie auf der 1993-Tournee, sondern im kommerzielleren Sound der 1985- und 1986-Konzertreihen. Schließlich beendet Europa das Konzert, eine furchtbare Entscheidung von Thomas Rabitsch, denn dieser banale und langweilige Song ist ein wahrer Stimmungskiller am Ende des Auftritts, ein echter Anti-Höhepunkt mit Mitschunkel- und Mitgröl-Refrain, ein unwürdiger Schlusspunkt.

Wie bei vielen anderen posthumen Falco-Veröffentlichungen (wie zum Paradebeispiel Symphonic) liegt es nahe, dass man derartige Veranstaltungen oder Projekte auf den Markt bringt. Und auch hier tut man sich als Falco-Fan mit der Bewertung eher schwer. Einerseits ist es nicht nur ein Tribute-Konzert, bei dem Gastsänger Falco-Songs singen, sondern es wurde hier, technisch durchaus gelungen, versucht, aus fast jedem dieser Tribute-Versionen eine Art Duett mit Falco zu machen. Die so entstandenen Duette sind in einigen Fällen durchaus charmant und man verleiht diesem Tribute-Konzert auf diese Art eine gewisse Authentizität. Das bei zwei Songs auf die Gastsänger verzichtet und nur Falcos Stimme alleine verwendet wurde, ist vor allem bei Out Of The Dark interessant, da Falco diese Nummer ja lediglich ein einziges Mal, bei einem Konzert in der Dominikanischen Republik anlässlich seines 40. Geburtstags anno 1997 live aufgeführt hat.

Als Hauptmanko bleibt letztlich die Auswahl der Gastsänger zu vermelden: das liegt einerseits zwar in der Natur der Sache, Falco-Songs sind ja grundsätzlich nicht oder nur schwer interpretierbar – zu eigen und zu unverwechselbar ist Falcos Darbietung seiner Lieder. Bei manchen Tribute-Künstler funktioniert das Duett ganz gut, bei anderen nicht so sehr. Und andererseits ist, wie bereits angesprochen, die Auswahl der Gastsänger nicht optimal: man hätte sich hier ein bisschen mehr internationale und auch nationale Prominenz gewünscht, die letztlich ausgewählten Künstler haben außerhalb Österreichs, oder um es noch kritischer zu sagen, außerhalb Wiens nur wenig Strahlkraft. Lediglich Gianna Nannini, Fettes Brot und mit Abstrichen auch Julian Le Play sind prominent genug, um ein solches Projekt aus seiner Provinzialität zu erheben. Ein Armutszeugnis ist es auch, dass manche Künstler mehr als einen Song singen, es hätte doch möglich sein müssen, jedes Duett mit einem anderen Gast zu besetzen. Letztlich eine vergebene Chance, dieses Falco-Tribute-Konzert auf eine höhere Ebene zu heben, am Ende steht eine mittelmäßige Künstlerliste und zum Großteil unterdurchschnittliche Duett-Versionen von Falcos Hits.

Beteiligte

Produced by TR Music Production, ORF & Sony Music
Musical Director: Thomas Rabitsch
Director: Robert Reifer
Creative Consultant: Mischa Zickler
Coordination: Anja Rabitsch & Louise Schäfer
Technical assistent: Arjaan Auinger
Press: Atha Athanasiadis
Photographer: Ingo Pertamer
Mixed by Dietmar Tinhof
Master by Mischa Janisch
FOH Mix: Thomas Löffler
Stage Monitor: Robert Glasser
Drumtech: Tommy Noack
Backline: Stefan Kühmayer, Wolfgang Slavik
Team Donauinselfest:
ORF Production:

Falco Band:
Keyboards, vocals: Thomas Rabitsch
Trumpet, percussion, accordion, vocals: Bernhard Rabitsch
Guitar, vocals: Peter Paul Skrepek, Peter Vieweger
Bass: Bertl Pistracher
Drums: Thomas Lang
Blasorchester der Musikschule Deutsch-Wagram