Song

Chance To Dance

Laufzeit

4:38 Minuten

Entstehungszeit und Veröffentlichung

1979 (Entstehung)
2007 (Veröffentlichung, Falcos 1.)

Single-Auskopplung

Mai 2007

Musik, Text und Produktion

Musik: Falco
Text: Falco
Produzent: René Reitz

Offiziell veröffentlichte Mixes/Edits/Versionen

  • Guitar Overdub 2007 Version 4:38 (2007)

Über den Song

Dieser Song entstand 1979, als Falco Mitglied der Band Spinning Wheel (der Name kommt von einem Song der amerikanischen Band Blood, Sweat & Tears) war, einer Formation, die hauptsächlich Stücke anderer Bands nachspielte und damit in Hotelbars und Diskotheken auftrat. Das Repertoire dieser Live-Kombo war von Coverversionen von Künstlern wie Santana, Rod Stewart, Earth, Wind & Fire und Blood, Sweet & Tears durchzogen, auch das Musical „Grease“ diente als Inspirationsquelle. Diese Art der leichten Unterhaltungsmusik mit starkem kommerziellem Einschlag war damals durchaus beliebt und Falco und seine Bandkollegen waren mit ihren Auftritten in ganz Österreich sehr erfolgreich. Gleichzeitig war Falco auch Teil einer anderen Band, der Hallucination Company, einem Rocktheaterprojekt von Ludwig Adam. Falco trat damals in beiden Bands noch nicht unter seinem Künstlernamen auf.

Um eine Art musikalische Visitenkarte zu haben, beschloss die Band 1979 eine Musikkassette aufzunehmen, um diese dann an potentielle Auftrittsveranstalter (vor allem in Deutschland) schicken zu können. Im Rahmen dieser Aufnahmen wurden dreizehn Songs aufgenommen. Um nicht nur Coverversionen von anderen Bands vorweisen zu können, kam die Idee auf, doch auch eigene Nummern zu komponieren, dieses Lied und auch Summer fallen darunter. Und so entstand im Mai 1979 im Tonstudio „Cloud One“ in der Wiener Grünentorgasse diese Tonaufnahme, die von Spinning Wheel gemeinschaftlich geschrieben wurde und bei denen Falco den Gesang übernahm. Es gibt jedoch auch eine alternative Historie, in dieser schrieb Falco bei dieser Nummer und auch bei Summer sowohl die Musik als auch den Text alleine und sah die Aufnahmen als ersten Schritt in die Richtung einer Solokarriere. Diese Historie wird unter anderem von Rene Reitz, dem Produzenten dieser Aufnahmen, und auch in der autorisierten Biographie von Peter Lanz erzählt. Welche dieser Versionen der Entstehungsgeschichte glaubhafter ist, ist schwer zu beurteilen, in jedem Fall richtet sich die Nummer sowohl musikalisch als auch textlich sehr eng am Stil von Spinning Wheel aus.

Neben diesen beiden Eigenkompositionen wurde im Rahmen dieser Aufnahmen anno 1979 auch der Song Grease, aufgenommen, eine Coverversion des Hits aus dem gleichnamigen Film – auch auf diesem Stück übernimmt Falco die Gesangsstimme.

Den Song bestimmt musikalisch ein starker südamerikanischer Flair mit viel Perkussion und ein prominenter Basslauf. Es ist Discomusik mit starkem amerikanischem Einschlag, es scheint als hätte Spinning Wheel das Album „Young Americans“ von David Bowie als Vorlage genommen, ohne natürlich jedoch dessen Qualität zu erreichen. Immerhin hört man deutlich, dass sich Falco bezüglich des Bass-Riffs sicherlich ein paar Mal David Bowies „Fascination“ angehört hat.

Weder die Musik noch der Text gehen jedoch so richtig ins Ohr, es klingt wie beliebige Discomusik à la Bee Gees aus den 70er Jahren. Auch diverse Musicals aus dieser Zeit dürften als Inspirationsquelle gedient haben. Die Musik ist unaufregend, sich stark wiederholend, es gibt keinen prominenten Refrain, der ganze Song klingt wie Kaufhaus- oder Liftmusik. Sicherlich, diese Art von Musik war es, die Falco zu dieser Zeit mit seinen Bands (vor allem Spinning Wheel) live gespielt hat, dennoch ist es bemerkenswert, wie weit weg von moderner, zeitgenössischer Musik diese Art von Musik ist. As if Punk and New Wave never happened! Nach einem kurzen Intro, in dem die Drums den Takt angeben, setzt die Instrumentierung ein, auch Falcos Stimme kommt hinzu. Der Refrain klingt eher wie eine Bridge, auch hat der Song keinerlei Abwechslung, er schleppt sich über seine Laufzeit eher mühsam dahin.

Genauso langweilig ist der Text, es geht um nicht mehr als darum, dass die Faszination von Tanzmusik beschrieben wird. „Anytime you hear that song, the thing to do is to put on the shoe, you‘ve got to dance“. Es ist eine Nummer über die Magie und die Anziehungskraft der Musik. Textlich ähnlich geht es Jahre später auch in einem anderen Falco-Song, Shake, genau um dieses, dann doch nicht allzu aufregende Thema. Der Song hat wenig Verknüpfungspunkte zum späteren Werk und Stil des Künstlers, allerdings kann man an ein paar Stellen bereits typische Gestaltungs- und Interpretationsstile des späteren Falco erkennen. So hört man eindeutig den abgehackten, rappigen Singstil, das Spielen mit Lauten und Vokalen.

Der Song wurde erst 2007, also 28 Jahre später und nach Falcos Tod veröffentlicht. Der Produzent René Reitz, der die Rechte an dieser Nummer innehat, gebar im Rahmen eines Gesprächs mit dem Leiter der Wiener Einkaufsstraßen (eine Einrichtung der Wiener Wirtschaftskammer, die Unternehmer unterstützt) die Idee, dass man doch anlässlich der beiden Jubiläen „15 Jahre Wiener Einkaufsstraßen“ beziehungsweise „50 Jahre Falco“ diese Aufnahme (gemeinsam mit der gleichzeitig produzierten Nummer Summer) unter dem Namen „Falcos 1.“ herausbringen könnte. Dies geschah dann in Form einer kostenlosen Vergabe an Kunden in rund 2.000 Wiener Geschäften und Unternehmen, die CD war jedoch auch über die Website der Wiener Einkaufsstraßen erhältlich. Die Scheibe erschien in einer limitierten Auflage von 50.000 Stück, was der Veröffentlichung automatisch Platinstatus einbrachte. Einer der Gründe diese Aufnahmen so spät nach Entstehung doch noch zu veröffentlichen, lag sicherlich auch daran, dass René Reitz anscheinend vertraglich verpflichtet war, diese Songs auf Tonträger zu veröffentlichen. Das dies zwar unter einem seltsamen Rahmen („mit dieser Aktion soll die hohe Verbundenheit der Einkaufsstraßen mit der Wiener Kultur aufgezeigt werden“) aber ohne Geldgier erfolgt ist (gegenüber den Falco-Fans, die ja diese CD kostenlos erhalten konnten – zumindest wenn sie in Wien wohnten), ist sicherlich einer der positiven Punkte dieser Veröffentlichung.

Das Cover der Single ziert ein gemaltes Falco-Portrait des Künstlers Martin Sonnleitner. Es basiert auf einer Photographie und ist für eine Veröffentlichung dieser Art sicherlich passend. Der Geldgeber des Projekts, die Wiener Einkaufsstraßen, finden sich am Cover ebenfalls mit einem Logo wieder. Die Rückseite des Pappcovers ist dann jedoch einfach nur misslungen: Vor dem Hintergrund eines farblich abgeschwächten Ausschnitts aus dem Falco-Portrait werden drei Photos abgelichtet (die des Produzenten sowie der beiden Gitarristen, die auf den als Bonus auf die CD gegebenen Remixes mitwirken). Darüber sind in unübersichtlicher und graphisch wirklich schlecht gestalteter Art die Titel dieser Veröffentlichung aufgelistet. Das Ganze wirkt extrem billig und wäre sicherlich mit wenig Aufwand optisch ansprechender gestaltbar gewesen. Auch die restlichen Sponsoren dieses Projekts (Raiffeisen, Wiener, die Wirtschaftskammer) werden angeführt, was dem Cover nicht unbedingt den Anschein einer hochwertigen Veröffentlichung verleiht.

Auch die Tatsache, dass diese Nummer wohl für eine Art Album von Falcos Band Spinning Wheel gedacht war und wahrscheinlich auch gemeinschaftlich geschrieben und sicherlich gemeinsam aufgenommen wurde und dann Jahrzehnte später als „neue“ Songs von Falco verkauft wurden, spricht nicht unbedingt für einen seriösen Umgang mit dieser Aufnahme,

Video wurde für die Nummer keines produziert, auch in die Charts gelangte die Veröffentlichung nicht, da es sich dabei ja (trotz einer Auflage von 50.000 Stück) um eine Gratis-CD handelte und somit nicht den Qualifikationen für eine Platzierung in den Charts entsprach.

Im Rahmen der Veröffentlichung von Falcos ersten Studioaufnahmen wurde darüber nachgedacht, sowohl diesen Song als auch das ebenfalls im Mai 1979 aufgenommene Lied Summer zu überarbeiten, um die Produktion den heutigen Soundstandards anzupassen. Glücklicherweise widerstand Produzent René Reitz diesen Ideen insofern, als dass die damals aufgenommenen Nummern unbearbeitet veröffentlicht wurden und so authentische Zeitdokumente sind (das kann man ja von den posthumen Veröffentlichungen im Rahmen der Alben Verdammt Wir Leben Noch und The Spirit Never Dies leider nicht sagen…). Allerdings wurden, quasi als Bonus, die beiden Songs zusätzlich in zwei Remixes auf die CD gegeben. Auf diesen neuen Mixes wurden zwei Gitarren-Overdubs dazu gemischt, diese wurden von den Gitarristen Harri Stojka und Thomas Hechenberger beigesteuert. Der Remix ist dabei nicht wirklich anders, die beiden Gitarristen verstärken lediglich das Riff und fügen an einigen Stellen ihre Overdubs hinzu.

Rückblickend gesehen ist es kein Wunder, dass dieser Track zum Zeitpunkt seines Entstehens nicht veröffentlicht wurde. Musikalisch langweilig und unoriginell ist er überdies seiner Zeit weit hinterher, selbst im Jahr 1979 war diese Art von Retro-Musik bereits altmodisch. Es ist ein typisches Werk der Band Spinning Wheel, ein Song der in Falcos damaliger Situation als Bandmitglied dieser Kommerzband verhaftet ist. Trotz der überschaubaren Qualität war die Veröffentlichung der Nummer fast drei Jahrzehnte nach der Entstehung dennoch interessant: Fans wussten um die Existenz seit mindestens 1986 (als Peter Lanz in seiner autorisierten Falco-Biographie darüber geschrieben hat). Der Umstand, dass diese Nummer (und auch der gleichzeitig aufgenommene Song Summer) dann doch noch zugänglich gemacht wurde, hat zumindest musikhistorisches Gewicht.

Text

Anytime you hear that song
The thing to do is to put on the shoe
You’ve got to dance

Anytime you’re feeling wrong
The thing to do is to put on the shoe
You’ve got to dance

Come on
Chance let’s dance
Let us dance the whole night long
(Let us dance the whole night long)
There ain’t no better place
For the stupid human race to dance
(Stupid human race to dance)

Dance dance dance
Take a chance
dance
Dance dance dance

Dance dance dance
Take a chance
dance
Dance dance dance

Not so easy getting strong
The thing to do is to put on the shoe
You’ve got to dance

Get along and sing that song
The thing to do is to put on the shoe
You’ve got to dance

Come on
Chance let’s dance
Let us dance the whole night long
(Let us dance the whole night long)
There ain’t no better place
For the stupid human race to dance
(Stupid human race to dance)

Dance dance dance
Take a chance
dance
Dance dance dance

Dance dance dance
Take a chance
dance
Dance dance dance

Anytime you hear that song
The thing to do is to put on the shoe
You’ve got to dance

Anytime you’re feeling wrong
The thing to do is to put on the shoe
You’ve got to dance

Come on
Chance let’s dance
Let us dance the whole night long
(Let us dance the whole night long)
There ain’t no better place
For the stupid human race to dance
(Stupid human race to dance)

Dance dance dance
Take a chance
dance
Dance dance dance

Dance dance dance
Take a chance
dance
Dance dance dance

Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.