Song

Titanic

Laufzeit

3:36 Minuten

Album

Nachtflug [1992]

Single-Auskopplung

Juni 1992
Charts: #3 AUT, #47 GER

Musik, Text und Produktion

Musik: Rob & Ferdi Bolland
Text: Falco
Produzent: Rob & Ferdi Bolland

Offiziell veröffentlichte Mixes/Edits/Versionen

  • Club Mix (Another Mixz Mix) 6:34 (1992) (Remix: The Mixz a.k.a. Koen Tillie & Gus Roan)
  • Deep Tekno Tranz Mix a.k.a. 12“ Mix 6:52 (1992) (Remix: Tony Garcia)
  • Deep Tekno Tranz Edit 4:28 (1992) (Remix: Tony Garcia)
  • Original Remix a.k.a. Mix 2 4:20 (1992) (Remix: Tony Garcia)
  • TV-Mix 4:20 (1992) (Remix: Tony Garcia)
  • Dance 'Til You Drop Techno 12:34   (1992) (Remix: Alexx Antaeus)
  • Dance 'Til You Drop Techno Edit 4:32  (1992, veröffentlicht 2022) (Remix: Alexx Antaeus)
  • House Vocal 5:47 (1992) (Remix: Alexx Antaeus)
  • Funky Ragga 6:06 (1992) (Remix: Alexx Antaeus)
  • English Video Version 3:36 (1992)
  • English Version 3:41 (1992, veröffentlicht 2012)
  • Symphonic Remix 4:22 (2008)

Offiziell veröffentlichte Liveaufnahmen

  • Wien, Donauinsel 4:19 (1993)
  • Wiener Neustadt, Domplatz 4:23 (Symphonic Version) (1994/2008)

Über den Song

Falcos Song über die RMS Titanic, das Passagierschiff, das bei seiner Jungfernfahrt 1912 aufgrund einer Kollision mit einem Eisberg innerhalb weniger Stunden gesunken ist und dabei mehr als 1.500 Menschen in den Tod riss, entstand 80 Jahre nach diesem Unglück – Falco dürfte aufgrund der großen medialen Berichterstattung zu diesem Jahrestag wohl auf dieses Thema gestoßen sein. Der Untergang der Titanic, die als unsinkbar galt, steht sinnbildlich für schwerwiegende Unglücke sowie auch für die Unkontrollierbarkeit der Natur und auch für den menschlichen Größenwahn. Falco wird jedoch wahrscheinlich ein anderer Aspekt mehr interessiert haben: so verbindet man mit dieser Katastrophe auch Selbstüberschätzung sowie den Begriff der Dekadenz, dazu trug auch der Mythos bei, dass die neun Mitglieder des Orchesters der Titanic auch nach der Havarie mit dem Eisberg weiterspielten (wohl um eine Panik zu verhindern). Der Legende nach entschieden die Musiker bis zum bitteren Untergang weiterzuspielen und nicht zu versuchen, in eines der wenigen Rettungsboote an Bord zu gelangen. Falco machte aus dieser marinen Katastrophe einen Song über Dekadenz, Überheblichkeit, Ignoranz und der Lust am Untergang.

Die Nummer wurde bewusst als erste Single geschrieben, die Bollands versuchten hier doch sehr auffällig, an Falcos ehemalige Superhits anzuknüpfen, spontan denkt man etwa an Rock Me Amadeus oder auch an Wiener Blut. Verbunden war mit diesem Song die Hoffnung auf einen großen, internationalen Hit, auch deshalb wurde zeitgleich auch ein englischsprachiger Text aufgenommen. An dieser Tatsache ist auch Falcos Wille zu erkennen, wieder „part of the game“ sein zu wollen: waren englischsprachige Versionen seiner Hits bis dahin sehr selten und nur unter großem Druck der Plattenfirma entstanden (Ganz Wien, Jeanny, Emotional), so wurde nun bereits im Vorfeld eine solche produziert. Leider wurde dieser Mix dann nur im Video verwendet wurde, da es eine Veröffentlichung der Single außerhalb des deutschen Sprachraums nicht geben sollte. Auch der Umstand, dass fast ein Dutzend Remix-Versionen angefertigt wurden zeigt, dass die Plattenfirma große Hoffnungen auf einen Hit mitbrachte.

Im Nachhinein betrachtet war Falco mit diesem Song wirklich einmal der Zeit voraus: er behandelte das Thema bereits fünf Jahre bevor James Cameron seinen gleichnamigen Hollywood-Film veröffentlichte. Und es ist gleichzeitig skurril, dass sich Falcos posthum veröffentlichter Hit Out Of The Dark mit dem aus dem Soundtrack dieses Films stammenden Song „My Heart Will Go On“ von Celine Dion anno 1998 in einem erbitterten Kampf um den ersten Platz der Charts befand.

Das Lied beginnt nach einer kurzen Drum-Einleitung mit synthetischen Streicher-Melodien (diese sollen wohl an das Titanic-Orchester erinnern), gleichzeitig setzt ein fetter Beat ein. Man hört kurz die Stimme von Rob Bolland („The unsinkable Titanic“) bevor dann Falco mit „Eh“ und „Oh“ und „Alright“ einsetzt und der Song von einer härteren Melodie vorangetrieben wird. Sobald Falcos Textbeitrag einsetzt, verstummt diese Melodie, lediglich der Bass, das Schlagzeug und ein kurzes Gitarrenriff untermalen noch Falcos Stimme. Das ändert sich mit der Bridge („Morbidity for you and me“), beim Refrain explodiert der Song dann sowohl in Instrumentierung als auch Tempo. Ungewöhnlich ist, dass der Refrain mit einer zweiten Bridge weiter zur nächsten Strophe gezogen wird, das macht die Nummer sehr schlüssig und homogen, in sich geschlossen. Nach dem zweiten Refrain erklingt dann ein Gitarrensolo, nach einer Wiederholung von Rob Bollands „The unsinkable Titanic“ setzt dann der Schlussrefrain ein. Auch dieses verändert den Song nochmals: für das Outro kommen nun von Falco gesungene „Ohohohohohoh“-Chöre dazu, diese verlagern sich im Vortrag von hohen auf tiefe Gesangslagen und vermitteln dadurch das Gefühl des Sinkens (auch das ist natürlich wieder eine nette Anspielung auf das besungene Schiff).

Den Text zu diesem Song hat laut Autoreninfo am Album Falco selbst geschrieben. Das kann natürlich sein, es erscheint mir aber glaubhafter, dass zumindest die grundsätzliche Textidee von den Bollands gekommen ist: zu typisch ist das Thema für die beiden Holländer, die ja gerne Tribute-Songs schreiben (Rock Me Amadeus, Kamikaze Cappa, The Kiss Of Kathleen Turner, Garbo, Genie Und Partisan (A Fascinating Man), Metamorphic Rocks).

Es ist allerdings anzunehmen, dass Falco den Text dann alleine geschrieben hat, sehr viele Formulierungen und Phrasen sind typisch. Die englische Übersetzung des Refrains klingt holprig, ein Kennzeichen für Falcos Autorenschaft auch dieser fremdsprachigen Version (dabei ist interessant, dass Falco – aus Reimzwecken – das Schiff einmal in der deutschen Aussprache und ein anderes Mal in der englischsprachigen Betonung ausspricht.

Falcos Text verwendet dabei ein paar Austriazismen, wie Ulrike Kramer feststellt: so verwendet er die mundartlichen Worte „fesch“ und „Wäsch“ mit dem Ziel eines Reimeffekts. Auch die Nonstandard-Syntax „tut“ wird zur Erzielung des gleichen Ergebnisses verwendet – das gleiche Wort hat Falco übrigens auch schon im Song Wiener Blut verwendet, hier um einen Reim mit „Blut“ zu ermöglichen. Auch die Aussprache des Worts „allein“ in der österreichischen Version „allanig“ zielt auf einen solchen Gleichklang ab.

Inhaltlich geht es in der Nummer um die Thematisierung einer dekadenten Gesellschaft, die bis zum bitteren Untergang hedonistisch feiert. Es geht dem Ende entgegen, aber die Menschheit lässt dies kalt, es gilt, sich bis zum Tod zu amüsieren. Es ist eine Nummer über Dekadenz und auch Morbidität und Fatalismus: „Let’s deca-dance in jedem Fall. (…) Denn nobel geht die Welt zugrund‘, ob dieser oder jener Stund‘“. Der Umstand, dass Falco aus einem Hauptwort (decadence) ein Verb macht (zum Kunstwort deca-dance) legt laut Ewa Mazierska Folgendes nahe: „(This) suggests that decadence is not a reaction to an unpredictable state of affairs, but an active position: dancing to the tune of disaster. It’s an apocalyptical song about millennial angst, about the fact that universal decadence produces universal disaster. If the disaster is inevitable, there is no point in resisting any pleasures of decadence, but makes the most of what is still available“.

Im Refrain singt Falco: „Morbidity for you and me. Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig, aber fesch. Mit all den Millionen Cash und all der teuren Wäsch‘. Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig, aber gut. Denn wer sich retten tut, der hat zum Untergang keinen Mut. Decadence for you and me“. Er geht also um eine kranke Gesellschaft – eine, die, wenn sie schon untergehen muss, dies zwar einerseits panisch, andererseits aber in einer unterhaltungssüchtigen Feierstimmung zu tun gedenkt. Es geht um ein Verleugnen der bevorstehenden oder sich bereits zutragenden Katastrophe. Der zutiefst österreichische Spruch „Es ist hoffnungslos, aber nicht ernst“, passt hier wunderbar ins Bild. Nur wer mit einer lauten Party dem Untergang entgegen geht, gilt als stilsicher: „Im Walzerschritt zum letzten Tritt. Denn wer den Walzer richtig tritt, der ist auch für den Abgang fit“.

Falco äußerte sich in mehreren Interviews über seinen Zugang zum Thema: „Ich halte die Dekadenz für eine europäische traditionelle Form der passiven Anarchie gegenüber dem Establishment, das sich in Europa eindeutig auf Neros Rom zubewegt. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir uns in einer Gesellschaft befinden, die sich darauf verlässt, dass ihr im Fallen die Flügel wachsen. Ich bin nicht der Sting mit seinem Regenwald und ich bin nicht der, der Müll auf 24 verschiedene Arten voneinander trennt. Diese Art von Dekadenz ist sicherlich eine Art Resignation. Ich komme aus einer Stadt, die Mittelpunkt eines Weltreichs war. Mir wurde die Dekadenz in die Wiege gelegt“. Laut Falco ist das Thema der Nummer „der dekadente Umgang mit unserer Umwelt – ob beim Umweltgipfel in Rio oder in der Wirtschaft“.

Der englischsprachige Text weicht deutlich vom deutschen Original ab: „The Titanic sinks in panic, but the band played on and on. They heard the SOS but no one knew where she had gone. The Titanic sinks in panic, she’ll go down in history, because the unsinkable Titanic’s decadence in mystery“. Hier geht es weniger eindeutig um Dekadenz– vielmehr wird mehr auf historische Tatsachen eingegangen, der Hinweis auf die Lust am fröhlichen Untergang findet sich lediglich (in schlechtem Englisch) in der letzten Zeile. Falco bevorzugte klar die deutsche Variante, in einem Interview spricht er davon, dass er auch im Video gern „die deutsche Version gemacht hätte“ weil er „den deutschen Text einfach wesentlich charmanter und treffender“ gefunden hat.

Falco selbst fasste seine Meinung zu dieser Nummer so zusammen: „(Der Song) war absolut kalkuliert – auf Nummer Sicher. Sie ist nicht das Überwerk von Falco, aber nach diesen drei Jahren der Abstinenz und einem sehr verschrobenen, introvertierten Album (Data De Groove; Anm.) mit Kunstsprache, brauchte ich eine Single als Anreißer für das Album. Sie hat als Vehikel ihre Funktion erfüllt, nämlich, dass die Leute sagen „Aha, das ist er. Was er singt, interessiert uns eh nicht, aber das ist er“. Wir waren sechs, sieben Wochen in den deutschen Charts, 47 war die höchste Position. Das ist zwar nicht der Über-Smash, aber gegenüber dem, was in den letzten Jahren gelaufen ist, war es für mich ein respektabler Erfolg“.

Das deutsche Jugendmagazin Bravo meinte zur Veröffentlichung: „Nach langjährigen Experimenten ist Falco wieder der alte: ein Hit-Hammer!“. Nach Falcos Tod verwiesen viele Zeitungen und Magazine auf die Tatsache, dass Falco mit diesem Song nach langer Pause wieder ein veritabler Hit gelungen ist und darauf, dass der Track wohl einen vielfach höheren Erfolg gehabt hätte, wäre er im Sog des James-Cameron-Films 1997 veröffentlicht worden.

Der Song war die erste Single aus dem Album Nachtflug und zugleich die erste Single, die Falco für seine neue Plattenfirma EMI Electrola veröffentlichte. Die Nummer, die ganz bewusst als Single und in der Hoffnung auf einen großen Hit geschrieben wurde, wurde mit der ganzen Marketing-Power eines Majorlabels in den Markt gebracht. Neben einem teuren Video und einer Werbekampagne erschien die Single nicht nur als CD, sondern auch als 7“, 12“ und in mehreren Versionen als Promo/DJ-12“. Für diese vielen Formate brauchte man natürlich auch ein paar alternative Remixes und so erschienen nicht weniger als neun Mixes, eine weit überdurchschnittliche Anzahl, selbst im Zeitalter der remixwütigen 1990er Jahre.

Auf dem Cover der Single sieht man Falco, im Anzug und mit einem gepunkteten Hemd. Das Photo ist farblos in Metallic gehalten. Falco blickt in die Kamera, vor sich eine nackte Blondine, die sich mit ihren perlenkettengeschmückten Händen an den Hintern greift. Was dieses Sujet mit der titelgebenden Titanic zu tun hat, weiß man nicht – mit viel gutem Willen könnte man die blonde Maid als Meerjungfrau durchgehen lassen. Ähnlich wie beim Cover für das Album Nachtflug wurde nämlich auch hier am unteren Rand des Bildes Wasser digital dazu gebastelt. Falcos Name ist auch hier in fettem Rot mit weißer Umrandung, der Titel im dezenteren Weiß. Auf der Rückseite wird groß Werbung für das bevorstehende Album gemacht, die Detailinfos zu den Songs sind darunter in kleiner Schrift abgedruckt.  Die Promo 12“ weicht von dieser graphischen Gestaltung etwas ab, hier sieht man auf einem schwarzen Hintergrund das lediglich im Umriss erkennbare Photo vom Albumcover. Die DJ-12“ verwendet das anonyme Cover der „Strictly Dance“-Serie von EMI Electrola, diese Limited Edition ist händisch durchnummeriert. Übrigens: am Album Nachtflug war bis zur Wiederauflage des Albums 2012 im Rahmen einer Deluxe Edition die Laufzeit des Songs fälschlicherweise mit 3:56 statt mit 3:36 Minuten angegeben (nur damit hier keine Verwirrung aufkommt, es gibt keine voneinander abweichenden Single- und Album-Versionen).

Das wiederum von Dolezal&Rossacher produzierte Video versucht den Hedonismus und die Dekadenz, die im Song thematisiert werden, zu visualisieren. Zu Beginn erhebt sich die Kamera aus dem Wasser, kurz sieht man Frauen mit roten Perücken, danach ein Streichertrio, davor ein Rettungsring (mit griechischen Buchstaben). Falco drischt (im schwarzen Umhang wie am Cover des Albums Nachtflug) auf Drums ein. Danach kommen nochmals die mehr oder weniger bekleideten Frauen ins Bild. Ein dickerer Herr mit Zylinder, Frack und dunklen Augenringen, der frappant an den Pinguin in den Batman-Filmen erinnert, spricht danach die Worte „The unsinkable Titanic“. Wenn die Melodie einsetzt, fährt die Kamera wild ins Geschehen, man sieht Frauen, Männer, alle leicht bekleidet (mit altmodischen Badeanzügen, Matrosenhauben etc.) trinkend, tanzend, essend. Dazwischen immer wieder Falco, der seine Kommandos in die Menge zu schreien scheint. Wenn die erste Strophe beginnt, sieht man Falco hoch über den anderen Akteuren in einem Krankorb stehen. Neben ihm ein Steuerrad, das soll wohl auf ein Schiff anspielen. Die Kamera umrundet Falco, dazwischen werden immer wieder Szenen des bunten Treibens, der Orgien darunter eingeblendet. Auch Maschinenteile sieht man, dazwischen steht eine reich gedeckte Tafel in einem Swimmingpool. Dieses Videokonzept zieht sich dann durch den gesamten Song, man sieht dann noch wilde Knutschereien, der Sexualakt wird angedeutet und eine junge Frau trägt obenrum nichts als ein paar schwarze Klebestreifen auf den Brüsten. Soll ja alles ordentlich dekadent rüberkommen im Clip! Ein Typ mit nacktem Oberkörper und einem umgeschnallten Patronenhalfter schwingt einen Hammer, danach setzt Kunstregen über der Gruppe ein. Man sieht noch einen Mann mit einem Revolver an der Schläfe bevor dann am Ende die Kamera wieder unter das Wasser fährt, der exzessive Untergang ist vollendet.

Es ist sicherlich nicht das beste Falco-Video, es gibt keine Story, keinen roten Faden und viele der gezeigten Bilder wiederholen sich dutzende Male. Dennoch bildet es den Song gut ab und nach den Clip-Desastern Data De Groove und Charisma Kommando sieht man auch Falco ausreichend oft im Bild. Nach Falcos Tod wurde eine "Uncensored Version" veröffentlicht, in dieser wurden einige Szenen verändert, so ist zum Beispiel der Ausschnitt, wo sich ein Mann eine Pistole an die Schläfe hält, enthalten.

Ewa Mazierska meint in ihrem Buch über das Video: „The ship is sinking, which is conveyed by a huge amount of water poured onto the characters, who are invigorated by its power and dance frantically. Leather braces on women’s naked bodies and erotic behaviour bear association with Naziploitation films, the ultimate genre of decadence. The colours of the customes are garish. The camera position is constantly changing, so the images are blurry, conveying loss of a sense of reality on the part of both the characters and viewers. In this decadent world, Falco occupies an ambiguous position. He can be regarded as the captain of the sinking ship, due to being placed some distance above the crowd of guests and alone. However, he does not try to rescue it, only „conduct“ the sinking operation, while telling us what is going on“.

Bemerkenswert ist auch, dass die englischsprachige Version des Songs für den Videoclip verwendet wurde. Das geschah deshalb, weil es zur Zeit der Veröffentlichung noch keinen deutschen Musiksender im TV gab. MTV war der alleinige Platzhirsch und dort wurde man nur gespielt, wenn man englische Inhalte anbot.

Trotz der massiven Werbeaufwände und der Veröffentlichungen auf vielen Formaten und vielen Mixes wurde der Song lediglich in Österreich ein Hit (#3). In Deutschland konnte er sich nur auf Platz 47 platzieren, in der Schweiz floppte die Single. Im Rest der Welt wurde die Single gar nicht veröffentlicht.

Während der Nachtflug-Tournee 1993 hat Falco den Song in jedem Konzert gespielt, er ist aufgrund seines Tempos und seiner Eingängigkeit ideal geeignet, um live gespielt zu werden.

Auch im Rahmen von vielen Fernsehshows hat Falco die Nummer performt, einige davon („Ein Kessel Buntes“ und „Hollymünd“ finden sich auf der DVD Falco 60.

1992 wurden insgesamt neun Mixes und Edits dieses Lieds veröffentlicht. Neben der von den Bollands produzierten englischen Version (von der 2012 auf der Deluxe Edition des Albums Nachtflug ein geringfügig anderer Edit veröffentlicht wurde – hier wurde nach rund 2:25 Minuten nach dem Gitarrensolo der Violinen-Part vom Anfang der Nummer nochmals eingeschoben, dadurch verlängert sich dieser Mix auf 3:41 Minuten Laufzeit) wurden darüber hinaus auch von Tony Garcia, The Mixz und Alexx Antaeus diverse Mixes angefertigt. Während die Mixes von Tony Garcia dem Song einen kälteren, elektronischen Anstrich geben, setzt die Version von The Mixz auf mehr Frauenchöre im Hintergrund und eine starke Dance-Einfärbung. Die Remixes von Alexx Antaeus bieten was sie im Namen versprechen (Dance 'Til You Drop Techno, House Vocal, Funky Ragga). Sämtliche Mixe von Tony Garcia beinhalten einen kurzen, von Frauenstimmen gerappten Teil, in dem es um Falco geht: „Hey Falco, man! I heard you’re back in town. You’re the meanest white raper we’ve seen around. So get down to it and take us for a ride. Let’s deca-deca-deca-dance tonight“. Das Ganze erinnert ein bisschen an ähnlich gestaltete zusätzliche Elemente bei den internationalen Mixes für Rock Me Amadeus und auch für Emotional.

Interessanter- und unverständlicherweise wurde 1992 lediglich ein einziger dieser vielen Mixes digital auf CD veröffentlicht, der Rest sah nur auf Vinyl das Licht der Welt. Das ist umso rätselhafter, als gerade um diese Zeit Remixes extrem angesagt waren und sich auf CD-Maxis in der Regel viele alternative Versionen des ausgekoppelten Songs befanden. Erst 2012 wurden auf der Deluxe Edition des Albums Nachtflug alle diese Mixes auch auf CD veröffentlicht. Bei diesem Release (und auch bei der digitalen Single 2022) wurden im Archiv Remixes gefunden, die damals produziert, aber nicht auf den Markt gebracht wurden. Die Gesamtanzahl an Remixes beläuft sich daher auf insgesamt elf Versionen.

Gerüchteweise wurde dem deutschen DJ Alex Christensen, der 1991 unter dem Künstlernamen U96 einen Techno-Hit mit den Namen „Das Boot“ hatte, angeboten, den Song zu remixen. Das erscheint glaubhaft, zu verlockend war wahrscheinlich der Umstand, dass beide Songs einen doch recht ähnlichen thematischen Inhalt hatten. Christensen lehnte jedoch laut Eigenaussage ab weil ihm der Falco-Song nicht gefiel.

Die Mixes ‚Deep Tekno Tranz Mix‘ und ‚Dance ‘Til You Drop Techno‘ stellen übrigens den ersten Kontakt von Falco mit dem damals äußert angesagten Musikstil Techno dar – einer Musikrichtung, die knapp vier Jahre später das Grundgerüst für seinen Hit Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da werden sollte.

Thomas Rabitsch fertigte 2008 auch noch einen weiteren Remix im Zuge seines Symphonic-Projekts an, dieser klingt jedoch fast ident wie die Live-Version der Tournee 1993.

Falcos Song über den hedonistischen Untergang stellt meiner Meinung nach einen seiner besten Songs dar. Er ist gut gealtert und die vielen kleinen musikalischen Ideen (zwei Bridges vor und nach dem Refrain, der nette tonalische Abgesang am Ende des Stücks und der explosive Refrain geben der Nummer auch heute noch Schwung. Auch Falcos Text ist gut, er wurde bewusst verständlich und weniger kryptisch als auf den Songs des Vorgängeralbums Data De Groove gestaltet.

Leider wurde das Lied zu einer Zeit veröffentlicht als Falcos Stern bereits am Verglühen war – zu jeder anderen Zeit wäre dieser Song sowohl in den deutschsprachigen Ländern als auch international sicherlich erfolgreicher gewesen, aber Falco kämpfte zu Beginn der 90er Jahre einen aussichtslosen Kampf (eine Lage, die aber nicht nur dem Zeitgeist, sondern auch Falco selbst zuzuschreiben ist – zu sehr und zu lange hatte er am Geschmack seiner Fans vorbei manövriert).

Es ist ein energiegeladener Song, er erinnert irgendwie an Wiener Blut, ist aber moderner frisiert und besitzt einen frischeren Esprit. Christoffer Leitgeb beschreibt auf MusicManic den thematischen Inhalt der Nummer als „untergangsaffinen Nihilismus“, eine wie ich finde, sehr gute Einschätzung. Wenn dieser dann auch noch mit einer gelungenen musikalisch unterhaltsamen Dynamik einherschreitet, ist er fertig, der Falco-Hit, der eigentlich außerhalb von Österreich nie ein solcher war.

Text

(The unsinkable Titanic)

Ey!
Oh
Alright
Oh

Sieht man um sich
Was passiert
Wohin es geht
Oder auch nicht

Hilft nur eines
Schampus, Kaviar
Noblesse im Gesicht

Let’s deca-dance in jedem Fall
Die Smokingträger überall
Denn nobel geht die Welt zugrund'
Ob dieser oder jener Stund'

(Oh, oh, oh, oh)
Morbidity for you and me
Say!

Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig
Aber fesch
Mit all den Millionen Cash
Und all der teuren Wäsch'

Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig
Aber gut
Denn wer sich retten tut
Der hat zum Untergang keinen Mut

Decadance for you and me
Decadance
Ey!
Decadence
Oh

In jedem Fall entscheid' ich mich
Egal ob nobel oder nicht
Besser neureich sein als nie reich sein
Und in Gesellschaft nicht allein

Let’s deca-dance at all events
Im Walzerschritt zum letzten Tritt
Denn wer den Walzer richtig tritt
Der ist auch für den Abgang fit

(Oh, oh, oh, oh)
Morbidity for you and me
Say!

Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig
Aber fesch
Mit all den Millionen Cash
Und all der teuren Wäsch'

Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig
Aber gut
Denn wer sich retten tut
Der hat zum Untergang keinen Mut

Decadance for you and me
Decadance
Say!
Decadence
Three, four
(The unsinkable Titanic)
Three, four

Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig
Aber fesch
Mit all den Millionen Cash
Und all der teuren Wäsch'

Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig
Aber gut
Denn wer sich retten tut
Der hat zum Untergang keinen Mut

Decadance for you and me
Let’s decadence

La, la, la, la, la, la, la, la, la
Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig

La, la, la, la, la, la, la, la, la
Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig
Let’s decadence

La, la, la, la, la, la, la, la, la
Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig

La, la, la, la, la, la, la, la, la
Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig
Let’s decadence

La, la, la, la, la, la, la, la, la
Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig

Text
Englischer Refrain

The Titanic sinks in panic
But the band played on and on
They heard the SOS
But no one knew where she had gone

The Titanic sinks in panic
She’ll go down in history
Because the unsinkable Titanic’s decadence in mystery

Zusätzlich verwendete Textbausteine in alternativen Mixes/Edits/Versionen

Club Mix & Deep Tekkno Tranz Mix & Deep Tekkno Tranz Edit & Original Remix & TV Mix:

Hey Falco, man! I heard you’re back in town. You’re the meanest white rapper we’ve seen around. So get down to it and take us for a ride. Let’s deca-deca-deca-dance tonight.

House Mix:

The Titanic – the largest and most luxurious ship to grace the seas.

Dance Till You Drop Techno Mix:

Three, two, one, zero

Ecstasy

Music self-destruct

Intoxicated

FIUB1A3

Drop It!

Funky Ragga Mix:

This is dedicated to each and everyone around the world

All those funky people get ready

We are here to the man called Falco

Yah, man!

Boah!

Jump up, jump up, jump up, everybody

You who never hear me, you gotta hear me right now
You who never see me, you get to see me
I’m a regional

And Miss Eloquent
Each and everyone
Open eye, me David T.
Hope you’re feeling irie
Alex and T is in the mix
Break it down like this

Falco!
I like that name for some reason

Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.