Song
Laufzeit
4:38 Minuten
Album
Single-Auskopplung
Mai 1990
Charts: #12 AUT
Musik, Text und Produktion
Musik: Robert Ponger
Text: Falco
Produzent: Robert Ponger
Offiziell veröffentlichte Mixes/Edits/Versionen
- Full Length Version 4:57 (1990)
- Club Mix 6:48 (1990) (Remix: Jamie Lane)
- Digital-Analogue Version 4:00 (1990)
- Human Version 3:59 (1990)
- Instrumental Version 4:57 (1990)
Über den Song
Die erste Single aus dem gleichnamigen Album war aus vielerlei Gründen wohl nicht die beste Wahl für die Repräsentation von Falcos musikalischer und textlicher Rück- beziehungsweise Neuausrichtung im Rahmen der Veröffentlichung des Albums mit demselben Namen. So ist einerseits die Musik nicht wirklich mitreißend, der Song klingt seltsam steril und kalt, andererseits haben Falcos bei dieser Nummer verwendeten Texte, die teilweise eng an die Begrifflichkeiten der IT-Programmiersprache angelehnt sind, wohl auch nicht zum kommerziellen Potential der Single beigetragen. Das Lied ist musikalisch sperrig und irgendwie leblos, mit einem mehr oder weniger unverständlichem Text, es ist kalt und keimfrei produziert und aufgrund des eigentümlichen Textes stürzte sich die Presse auf die verwendete Computersprache in diesem Song und hängte dieses thematische Mascherl fälschlicherweise gleich dem ganzen Album um.
Die Musik von Robert Ponger beginnt mit einer kleinen Melodie, diese kommt aber von Beginn an nicht richtig in die Gänge und dröselt langsam vor sich hin. Mehr als in anderen Songs verweist der Sound auf die damals angesagten Dance-Elemente, allerdings kommen nie richtig Tempo und Schwung in den Song. Er klingt domestiziert, zurückhaltend und systematisch-formalisiert. Nach der Strophe folgt eine aufbauende Bridge bevor dann der Refrain einsetzt – welcher aber überaschenderweise nicht den Song schneller oder dramatischer macht. Es erscheint vielmehr so, als würde er noch weiter Geschwindigkeit rausnehmen. Im Mittelteil klingt die Nummer dann fast schon experimentell, ähnlich wie U.4.2.P.1. Club Dub (der Song der sich in Sachen Dancefloor-Sound noch eindeutiger definiert). Danach wird bis zum Ende (unter Mithilfe von Frauenchören) der Refrain bis zum Schluss wiederholt, Aufregendes ereignet sich dabei nicht mehr.
Ewa Mazierska beschreibt die Musik so: „(The song is) circular and lacking in dramatic effects, as if the composer forbid himself to move beyond tightly defined limits. Even the chorus here is merely an extention of the rapped part“.
Thematisch spielt Falco mit Computersprache, allerdings ist anzumerken, dass er dies nur teilweise macht, viele andere Passagen des Songs haben eine gänzlich andere Bedeutungsebene. Es ist einer der vielen Texte Falcos, bei denen er grundsätzlich unterschiedliche Formulierungsideen in einer an William S. Burroughs Cut-Up-Technik erinnernde Art und Weise ohne höheres Konzept vereint und kombiniert.
Zu Beginn des Songs spielt Falco auf die damals sehr aktuelle Situation der Cyber-Piraterie an, illegale Download-Plattformen wie Napster stellen zunehmend die Rolle und die Funktion der Plattenindustrie als Vermittler zwischen Künstler und Fan in Frage („Cyberspace is got to be anarchy, a pirate concept“). Danach folgt eine Reihe von Begriffen aus der Computersprache (AD ist beispielsweise die Bezeichnung für eine Produktionsweise, bei der zuerst analog aufgenommen und dann digital weiterverarbeitet wird, DA ist das Gegenteil) bevor Falco dann die Frage nach der Wirklichkeit solcher virtuellen Welten stellt („Is it real? Is it nothing?). Bei der Bridge und auch beim Refrain verlässt Falco dann diese PC-Sprache und verlässt sich auf konventionellere Popsong-Texte. Dabei kupfert er einerseits für die Bridge der Nummer beim Song „River Deep, Mountain High“ von Ike und Tina Turner aus dem Jahr 1966 ab, wenn er singt: „There’s no river too deep, no mountain too high“ (auch viele andere Künstler, unter anderem The Temptations in ihrem Song „Ain’t No Mountain High Enough“ benutzen diese Formulierung), andererseits liefert er dann im Refrain vollends Texte die man nur noch als Gagaismus bezeichnen kann („The mega the score, desto mono the chrome, atmo de force is the atmo at home“).
Auf seine eigene Situation als Popstar, der den Druck der Plattenindustrie und der Fans und Kritiker spürt geht Falco ebenso ein: „The higher the goal, desto schwerer Beruf“). Letztlich wird es auch noch ein bisschen esoterisch, wenn er singt „The deeper the soul, desto Data De Groove“). In der zweiten Strophe ist gar keine Bedeutung mehr auszumachen, hier spielt Falco lediglich noch mit der Sprache („Hin zu, wem zu, fällst du, ab und zu, fällst du, nur zu, sind zu Ende zu ganz auf“).
In Falcos Textbuch findet man eine alternative Version dieser Passage, erklärbarer wird der Text dadurch aber auch nicht: „Hin zu, wem zu, ich tu‘, hin und wieder, ab und zu, gib zu, wozu, tust du, fällst du, ab und immer zu“.
In einem Interview zur Verständlichkeit seiner Texte bei diesem Song meinte Falco: „Was weiß ich, was das bedeuten soll? Es geht nicht darum, dass die Leute die Message finden, sondern darum, Feeling zu erzeugen, assoziativ, durch Reizworte und Zitate“. Auch über den Titel der Nummer und des Albums ließ er sich aus: „Groove, das ist Stimmung, Archaisches, Elementares, Urmenschliches, Warmes, Lebensgefühl, Bewegliches. Data, das ist Technisches, Kaltes, Elektronisches, Wissenschaftliches, Intelligentes. Es ist ein phonetisches Lautspiel, eine Gegenüberstellung von Synonymen, welche gar nichts bedeuten“, vielleicht kann man es noch mit „Computerschwingung“ oder „Geist in der Maschine“ vage übersetzten“.
Falco meinte bei der Veröffentlichung der Single: „(Es ist) eine gute Back-to-the-business-Single, die vom Feeling den Zeitgeist sehr genau trifft. Sie ist vielleicht nicht substantiell, aber beinhart ausgedrückt: wenn ich mit ‚Hänschen klein‘ dahergekommen wäre, hätten die Leute in der Plattenfirma gesagt“ ‚Yeah, ein Welthit, das verstehen wir!‘ Es würde mich schon giften, wenn sie nicht in den Top Ten landet“. Falco dürfte sich hier leider in der Tat geärgert haben, die einzige Chartplatzierung, die die Single schaffte, war ein trauriger Platz #12 in Österreich, es ist die mit Abstand schlechteste Platzierung für eine erste Single eines neuen Falco-Albums in diesen Charts. Die Single wurde darüber hinaus lediglich in Deutschland und den USA (wohl nur aus Vertragsgründen) veröffentlicht.
Ewa Mazierska beschreibt in ihrem Buch die Texte als „imitate computer language which sees no difference between verbs, nouns and adjectives condenses information trying to get rid of unneccesary material“. Horst Bork, Falcos Manager, erinnert der Song an „Higher Love“ von Steve Winwood und merkt an, dass Falco den Text gemeinsam mit Gerd Plez geschrieben haben soll. Die österreichische Musikzeitschrift Rennbahn-Express findet den Song „hitverdächtig, mit einem treibenden Rhythmus“.
Der Song wurde vor dem Erscheinen des Albums als erste Single veröffentlicht, es dürfte jedoch bis kurz vor der Veröffentlichung noch unklar gewesen sein, welche Nummer nun wirklich ausgekoppelt werden soll (Falco nennt als alternative Singles Neo Nothing – Post Of All, Charisma Kommando und Alles Im Liegen). Es gibt TV-Aufnahmen von Falco im Livingston Studio in London, wo im Frühjahr 1990 der finale Mix vorgenommen wurde und wo er meint (während bereits der ‚Club Mix‘ des Titelsongs nonstop im Studio läuft), dass es noch nicht sicher ist, was als erste Single ausgekoppelt wird. Horst Bork meint in seinem Buch, dass die Auskopplung sowohl der Wunsch Falcos als auch der Plattenfirma gewesen sein soll, er selbst fand ihn nicht so gut geeignet.
Das Cover der Single ist beinahe ident mit dem des Albums Data De Groove, es wurden lediglich die Farben der Schriften (Künstler- und Titelname) verändert. Es gibt jedoch eine Promo-7“, bei der das Cover stärker abweicht: hier wurde neben Falcos Name nicht der Titel angedruckt, sondern lediglich drei mittelgroße blaue Punkte, wohl um die Aufmerksamkeit und das Interesse der Empfänger dieser Promotion-Aussendung zu wecken. Auf der Rückseite der Single findet man den Text auf weißem Hintergrund.
Das Video, wiederum von Dolezal&Rossacher, ist erschreckend schwach und auch für eine Comeback-Single (und so musste man diese Veröffentlichung sehen) vom Konzept her völlig ungeeignet: statt den wiedererschlankten, fitten Falco prominent, oft und fokussiert ins Bild zu rücken, verwendet der Clip hauptsächlich eine animierte und gezeichnete Falco-Animationsfigur! Und selbst die spielt nur eine Nebenrolle, meistens wird lediglich die in der Geschichte des Videos auftretende weibliche Protagonistin gezeigt. Wenn man bedenkt, dass schon der Song selbst nicht wahnsinnig kommerziell ist, dann erscheint die Idee der Regisseure für diesen visuellen Werbeclip noch unverständlicher.
Am Anfang sieht man eine elegante Frau mit roten Fingernägeln, sie schaltet den Strom an, Falco erscheint im PC-Monitor, ein Standbild Falcos beginnt sich am Screen zu bewegen. Die Frau fährt in einem Auto vor ein Gebäude, bekleidet ist sie wie ein Geheimagent mit Hut und Mantel, Falco taucht lediglich als Schatten und in seiner Animationsgestalt auf. Die weibliche Spionin schleicht die Treppen zu einer Wohnung hinauf, auf ihren Fersen befindet sich bereits die Polizei. Die Frau setzt sich an einen Schreibtisch, entledigt sich ihres Hutes und des Mantels, tippt eifrig an der Computertastatur, danach wird eine Glasscheibe mit einem Hammer durchschlagen. Die Frau schiebt eine Diskette in den Computer (ja, so funktionierte das damals!) und legt lasziv ein bestrumpfhostes Bein auf den Tisch. Als die Polizei erscheint, flüchtet sie, steigt ins Auto und rauscht ab. Zugegeben, einen Song mit einem solchen Text in einem Videoclip zu bebildern ist sicherlich nicht das Einfachste, aber hier ist wirklich nicht viel richtig: wenn man schon einen so charismatischen und photogenen Künstler zur Verfügung hat, dann ist es doch nur logisch, ihn so oft und so lange wie möglich im Bild zu haben (das hat ja auch schon bei Rock Me Amadeus und auch bei The Sound Of Musik gut funktioniert, in beiden Videos dreht sich alles um Falco). Naja, bei dieser Single hat nicht wirklich viel geklappt.
Ewa Mazierska beschreibt den Inhalt des Clips in ihrem Buch folgendermaßen: „The woman tries to catch the elusive man (Falco). She fails to notice one of his incarnations. – he’s two dimensional. Only on rare moments we see Falco respresented realistically, the rest of the time he’s fragmented and decomposed, reduced to a contour. Another motif is that of (re)searching and spying. The woman tries to find information about (Falco). She both investigates Falco and is surveyed and chased by the police, nobody can escape from the circuit of surveillance. The video is both ultra modern and retro (like a film noir)“.
Live wurde die Nummer nie aufgeführt, am Donauinselfest 1990 sang Falco den Song in einem Playback-Auftritt, auch beim Open Air Tanz House Festival in Leipzig trat Falco damit auf.
Im Rahmen der Single-Veröffentlichung wurde der Song von Jamie Lane (der auch für Nick Camen, Tina Turner etc. gearbeitet hat) remixt, sein ‚Club Mix‘ macht den Song wesentlich flotter und auch Dancefloor-tauglicher, mehr als ein fetterer Beat und Bass im Hintergrund wird der Nummer aber nicht zugegeben. Schade, dass hiervon nur einen langen Mix gibt, eine kürzere Radio-Version in diesem aufgepeppten Sound wäre nicht unklug gewesen. Das deutsche Jugendmagazin Bravo beschreibt diesen Mix als "Tanzbombe". Von der normalen Album-Version wurden zwei Radio-Mixes angefertigt, einer davon (die ‚Digital-Analogue Version‘) verfremdet dabei Falcos Stimme, sie klingt hier, als würde Falco durch ein Telefon singen. Die andere gekürzte Version nennt sich ‚Human Version‘, hier ist Falcos Stimme unbearbeitet enthalten – den Unterschied zwischen diesen beiden Mixes erkennt man aber nur mit Kopfhörern und sehr geschulten Ohren.
Wie auch von Charisma Kommando, Tanja P. Nicht Cindy C. und Neo Nothing – Post Of All gibt es von diesem Lied eine ungekürzte Version, diese findet man lediglich auf der deutschen CD-Erstauflage des Albums Data De Groove. Bei diesem längeren Mix wird gegen Ende der Refrain einmal mehr wiederholt, die Nummer läuft deshalb rund 20 Sekunden länger. Von diesem ungeschnittenne Mix gibt es auch eine Instrumental-Version, diese befindet sich auf der normalen Single-Auskopplung.
Ähnlich wie bei It’s All Over Now, Baby Blue existiert auch bei diesem Lied eine fehlerhafte Version: auf den Best-Of-Alben „Hoch Wie Nie“ sowie auf „Austropop-Legenden: Falco“ findet sich ein Mix, bei dem nach 3:39 Minuten die letzten 14 Sekunden wiederholt werden. Ähnlich wie bei Falcos Dylan-Cover geschieht dies auch hier sehr dezent und fast unbemerkbar. Die Laufzeit dieser fehlerhaften Version beträgt 4:59 Minuten.
Die Titelnummer von Falcos sechstem Album hat (vor allem im Remix von Jamie Lane) einen unbestreitbaren Dance-Flair und auch eine nette Melodie. Leider ist das Stück aber sehr unvorteilhaft produziert und Falcos unverständliche und literarischen Zielen folgende Texte rauben dem Song zusätzlich Strahlkraft. Nicht, dass die Texte schlecht wären, sowohl die Reminiszenzen an die Lyrik Ernst Jandls, noch die Verwendung von Computersprache sind an sich schlechte Ideen, im Großen und Ganzen geht das Konzept aber nicht auf und heraus kommt ein Lied, das anders produziert und mit einem nicht so extrem sperrigen Text sicherlich besser gefahren wäre.
Text
(Oh, yeah)
Cyberspace is got to be anarchy
A pirate concept
In and out and over me
Create a sequence file
On mapdisc from
Gotta call me
ABDDDSO1
Megauser high extension
Enter edit
Go AD DA
Stop stop
Roger over and go
Syntaxerror crashed on badblock
Is it real?
Is it nothing?
Is it data overflow?
There’s no river too deep
No mountain too high
Any kind of vision in the air
Kein backspace mehr
Low-tech revolution
Formt sich dann
Zum Frontprogramm
The mega the score
Desto mono the chrome
Atmo de force
Is the atmo at home
It’s got to be
The higher the goal, the goal, the goal
Desto schwerer Beruf
Say!
The deeper the soul
Data de groove
(Oh, yeah)
Ich mein
Ich – mich – du – dich – ich – mein
Du dein
So allein
So allein zu sein
Und so weiter
Hin zu wem zu fällst du ab und zu
Fällst du
Nur zu
Sind zuende zu ganz auf
Cyberspace is auto-ex-ex
Show memorysize of
I guess you know what
Stop Stop
Roger over and go
Syntaxerror crashed on badblock
Is it real?
Is it nothing?
Is it data overflow?
There’s no river too deep
No mountain too high
Any kind of vision in the air
Kein backspace mehr
Low-tech revolution
Formt sich dann
Zum Frontprogramm
The mega the score
Desto mono the chrome
Atmo de force
Is the atmo at home
It’s got to be
The higher the goal, the goal
Desto schwerer Beruf
Say!
The deeper the soul
Data de groove
Data de groove
Data de groove
There’s no river too deep
No mountain to high
Any kind of vision in the air
Kein backspace mehr
Low-tech revolution
Formt sich dann
Zum Frontprogramm
The mega the score
Desto mono the chrome
Atmo de force
Is the atmo at home
It’s got to be
The higher the goal, the goal, the goal
Desto schwerer Beruf
Say!
The deeper the soul
Data de groove
The mega the score
Desto mono the chrome
Atmo de force
Is the atmo at home
It’s got to be
The higher the goal, the goal
Desto schwerer Beruf
Say!
The deeper the soul
Data de groove
The mega the score
Desto mono the chrome
Atmo de force
Is the atmo at home
It’s got to be
The higher the goal, the goal
Desto schwerer Beruf
Say!
The deeper the soul
Data de groove
Groove
Groove
Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.