Song
Laufzeit
3:35 Minuten
Album
Musik, Text und Produktion
Musik: Rob & Ferdi Bolland
Text: Falco, Rob & Ferdi Bolland
Produzent: Rob & Ferdi Bolland
Über den Song
Nach Yah-Vibration folgt auf dem Album Nachtflug gleich das nächste exotische Musikgenre: Falcos Frage nach dem Status Quo beziehungsweise der Zukunft des Kommunismus in Kuba wird mit einem flotten Salsa-Rhythmus gestellt.
Ganz klar musikalisch einzuordnen ist das Stück jedoch nicht, neben Salsa werden auch Samba-Elemente verwendet und das ganze ist in einem Latino-Sound verpackt. Nach einem kurzen Intro setzt die Melodie ein, Bläser und Falco geben eine Party-Stimmung vor. Während der ersten Strophe wird die Instrumentierung zurückgefahren, die Bridge bringt zusätzlich Frauenchöre ins Spiel. Im Refrain steigt das Tempo etwas an. Zur Mitte des Songs kehren die Blechbläser wieder, danach kommen im Outro auch noch Männerchöre dazu. Der Song versprüht eindeutig Partystimmung.
Im Gegensatz zur fröhlich-beschwingten Feier-Atmosphäre der Musik rappt Falco seine Texte über die Situation des Kommunismus im Jahr 1992. Nur kurz davor waren weltweit die großen kommunistischen Regime gestürzt oder abgewählt worden und eine der großen Fragen der Zeit war, wie es denn nun in dieser neuen Weltordnung weitergehen würde. Falco bezieht sich in seinen Lyrics auf Kuba, das neben China damals einzige wichtige Land, in dem der Kommunismus noch an der Macht war.
In der Planungsphase des Albums Nachtflug war der Arbeitstitel dieser Nummer „Club Tropical“ – eine Anspielung auf den Hit „Club Tropicana“ der britischen Band Wham! aus dem Jahr 1983. Im Text zitiert sich Falco erneut selbst (das hat er auf diesem Album bereits auf Yah-Vibration gemacht), wenn er singt: „Denn Männer des Westens wollen das Eine: Hüften, Lippen, schlankeste Gebeine“, diese Zeile stammt aus dem Song Männer Des Westens – Any Kind Of Land. Und auch bei der Nummer Macho Macho aus dem Album Falco 3 plündert er – hier wie da verwendet er die Worte „the boys are singing“.
Diese Verbindung zu Männer Des Westens – Any Kind Of Land ist dabei auch eine inhaltliche: schon der Songsvon 1985 war eine Beschäftigung mit dem westlichen, dem amerikanischen Kulturimperialismus, hier setzt er die Geschichte fort. Der Kommunismus ist am Boden, die Amerikaner am Vormarsch. Dabei geht er dezidiert auf Kuba ein: „Du Kubaner so flink, der CIA so link. Der weiße Mann entbehrlich, denn der Stamm der Roten mittlerweile ungefährlich (…) So hat’s Havanna wieder wirklich schwer, vorm Palazzo zeigt der Ami sein Gewehr her, yeah“. Im Refrain geht es dann darum, dass sich kommunistische Regime lediglich noch mit Propaganda und Lügen an der Macht halten können: „Was nützt die allerbeste Propaganda? Zu viele Häuptling und keine Indianer. Trotz Propaganda“. Falco beschreibt hier die Tatsache, dass sich in kommunistischen Ländern meist nur noch die an der Macht befindliche Elite für dieses Gesellschaftssystem ausspricht – während der Großteil der Bevölkerung davon schon lange nichts mehr wissen möchte. Falco verwendet dabei einige Begriffe, die er 1986 bereits im Song Cowboyz And Indianz verwendet hat (Rote, Indianer).
Danach geht Falco auch noch auf die Tatsache ein, dass viele Amerikaner nach Kuba kommen, um dort vor der weiblichen Bevölkerung den großen Mann zu markieren – aufgrund der Armut in Kuba ein leichtes Unterfangen: „Der neue Sherif so integer, im Haus der Damen kennt ihn jeder (…) Auch Conchita kommt ins Reine, geht’s um harte Dollars, nimmt sie seine“. Falco spricht hier also auch klar die Prostitution an.
Abschließend stellt Falco die Frage nach den Zukunftsaussichten des Kommunismus: „Oh Generalissimo, what’re you gonna do with your one-man-show?“ und deutet auch an, dass er die Sache lediglich als Außenstehender sieht: „Insulaner bin ich keiner, Amerikaner werd‘ ich auch keiner mehr werden“.
Ewa Mazierska sieht den Inhalt des Songs in ihrem Buch so: „(The song) ponders on Cuba’s being colonized by rich Westeners, a fact that needs to be covered up by communist propaganda. The song expresses distaste of political discourse, but without offering an alternative, not unlike in Wiener Blut“.
Auf dem Album Nachtflug wurden bei der Erstauflage der CD und auch der LP die Reihenfolge der Songs vertauscht: Die Nummer Yah-Vibration ist an der sechsten Stelle des Tracklistings (beziehungsweise der erste Song auf der zweiten Vinyl-Seite), angedruckt wurde an dieser Stelle jedoch fälschlicherweise Falcos Nummer über den kubanischen Sozialismus.
Das Lied ist eine typische Albumnummer, ein Füller. Zwar ist Falcos Text ganz interessant und in der Tradition von Songs wie Männer Des Westens – Any Kind Of Land und auch Cowboyz And Indianz, aber so richtig geht das wilde Gemisch aus Latino-Partymusik und politischen Lyrics nicht auf. Die Nummer ist kein Totalausfall, aber halt auch kein überdurchschnittlicher Song.
Text
Hey, conchita
Lady with the blood shot eyes
Conchita
Lady with the blood shot eyes
Hey, conchita
Lady with the blood shot eyes
Conchita
Lady with the blood shot eyes
Die Kubaner so flink
Der CIA so link
Der weiße Mann entbehrlich
Denn der Stamm der Roten
Mittlerweile ungefährlich
Im weißen Hause Turbulenz
Die Völker ignorieren eine jede Grenz'
So hat's Havanna wieder wirklich schwer
Vorm Palazzo zeigt der Ami sein Gewehr her
Yeah
Oh Generalissimo
What're you gonna do with your one-man-show?
Was nützt die allerbeste Propaganda
Was nützt die beste Propaganda
Zu viele Häuptlinge
Zu viele Häuptlinge
Und keine Indianer
Trotz Propaganda
Der neue Sheriff so integer
Im Haus der Damen
Da kennt ihn jeder
Denn Männer des Westens wollen das Eine
Hüften, Lippen, schlankeste Gebeine
Auch Conchita kommt ins Reine
Na, geht's um harte Dollars
Nimmt sie seine
Die Stunde spielt ihr ins Budget
Denn was den Indianer mordet
Tut dem Häuptling nicht einmal weh
Oh Generalissimo
What're you gonna do with your one-man-show?
Was nützt die allerbeste Propaganda
Was nützt die beste Propaganda
Zu viele Häuptlinge
Zu viele Häuptlinge
Und keine Indianer
Was nützt die allerbeste Propaganda
Was nützt die beste Propaganda
Zu viele Häuptlinge
Zu viele Häuptlinge
Und keine
Tell me what you're gonna do now!
Ey, Propaganda
Insulaner bin ich keiner
Amerikaner werd ich auch keiner mehr werden
Insulaner bin ich keiner
Amerikaner werd ich auch keiner mehr werden
Insulaner bin ich keiner
Amerikaner werd ich auch keiner mehr werden
Insulaner bin ich keiner
Amerikaner werd ich auch keiner mehr werden
Yeah
Ey!
Was nützt die allerbeste Propaganda
Was nützt die beste Propaganda
(La, la, la, la)
Zu viele Häuptlinge
Zu viele Häuptlinge
Und keine Indianer
(La, la, la, la)
Was nützt die allerbeste Propaganda
Was nützt die beste Propaganda
(La, la, la, la)
Zu viele Häuptlinge
Zu viele Häuptlinge
Und keine
Tell me what you're gonna do now!
Ey!
Propaganda
Propaganda
Ey!
Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.