Song

Die Galeere (mit Drahdiwaberl)

Laufzeit

3:48 Minuten

Entstehungszeit und Veröffentlichung

1983 (Entstehung und Veröffentlichung auf dem Album „Werwolfromantik“ von Drahdiwaberl)

Single-Auskopplung

1983

Musik, Text und Produktion

Musik: Peter Vieweger, Thomas Rabitsch
Text: Falco, Benno Schilling, Heinz Nessizius
Produzent: Robert Ponger

Offiziell veröffentlichte Mixes/Edits/Versionen

  • Instrumental Version ("Zum Mit-rappen") 3:48 (1983)

Über den Song

Diese Kollaboration mit seiner ehemaligen Band Drahdiwaberl entstand 1983, einer Phase, in der Falco bereits mit den Arbeiten zu seiner zweiten LP Junge Roemer begonnen hatte. Die berühmt-berüchtigte Schreibblockade bei der Entstehung dieses Albums könnte ein Grund gewesen sein, dass Falco neben seinen Promotion-Verpflichtungen und seinen Studioterminen ein bisschen Abwechslung in Nebenprojekten suchte. Dabei ist zu erwähnen, dass Falcos damaliger Songwriterkollege und Produzent Robert Ponger auch hier die Aufnahme betreut hat. Diesen Umstand merkt man deutlich auf der musikalischen Ebene, der Song hat einen durchaus verwandten Sound zu einigen Falco-Nummern auf seinem ersten Album Einzelhaft.

Das Lied beginnt mit dem Läuten einer Schiffsglocke, danach hört man Wasser- beziehungsweise Rudergeräusche. Ein minimalistischer, monotoner und dennoch hektischer Grundton gibt die Richtung vor, dazu hört man Sprechgesang von Falcos ehemaligen Bandkollegen. So richtig geht es erst mit dem Refrain los, Falcos Gesangsbeitrag findet danach mit einer leicht veränderten musikalischen Untermalung statt. Gegen Ende des Songs setzen dann fettere Beats ein und die Drahdiwaberl-Akteure wiederholen den Refrain.

Thematisch ist der Song interessant, vor allem, weil er auf ein ähnliches Thema setzt wie die Falco-Nummern Hinter Uns Die Sintflut (von Falcos ein Jahr zuvor erschienenem Erstlingsalbum Einzelhaft) und vor allem Steuermann, ein Lied, das erst ein Jahr nach dieser Aufnahme auf Falcos zweiter LP Junge Roemer erschien. Das Wort „Steuermann“ kommt sogar explizit in diesem Kollaborationssong vor. Es ist daher durchaus anzunehmen, dass Falco sich inhaltlich hier ein bisschen inspirieren hat lassen. Falco hat nicht den gesamten Text zu diesem Song geschrieben, er wird als Autor hier nicht mal aufgeführt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass er sehr wohl den von ihm gesungenen Text geschrieben hat.

Beschrieben wird im Text einer kapitalistischen Gesellschaft, deren System an ihre Grenzen stößt. Dazu wird die Analogie eines Schiffes verwendet, das lediglich durch den Einsatz von Rudersklaven in Bewegung gehalten wird. Beschworen wird der Gedanke des Zusammenhalts, aber lediglich durch die Arbeit der Rudersklaven geht das Schiff nicht unter. Es geht um die Ausbeutung der Massen, der Arbeiter und des Proletariats – nur durch dessen Leistung können sich die Mächtigen und Reichen dort halten wo sie sind. Gleichzeitig wird auch auf Themen wie Steuerflucht, verbotene Parteispenden, Freunderlwirtschaft und Vertuschung eingegangen. Obwohl festgestellt wird, dass die Aufwände der Rudersklaven sinnlos sind („Kein Land in Sicht“), gibt der Steuermann zynisch seine Anweisungen aus: „…und wenn ihr brav rudert, gibt der Steuermann euch das neue Motto für die Zukunft an: Schnallt’s den Gürtel enger, dann hält das Schnitzel länger“. Eine sehr österreichische Art der Krisenbewältigung!

Falcos Gesangsbeitrag beginnt nach rund eineinhalb Minuten und ist gekennzeichnet durch Radiobeiträge, die Falco im Jahr 1983 für Ö3, das österreichische Jugendradio aufgenommen hat. Bei diesen skurrilen Kurzaufnahmen rappt beziehungsweise kommentiert Falco über einen damals extrem angesagten Aerobic-Beat. Dieser Fitness-Trend war zu Beginn der 80er Jahre sehr im Trend, wie es genau dazu gekommen ist, dass Ö3 Falco für diese sehr seltsamen Aufnahmen gewinnen konnte, bleibt unklar. Vielleicht gefiel ihm der humoristische Gehalt dieser Beiträge, vielleicht wollte er auch nur während der sich hinschleppenden Aufnahmen für sein zweites Album medial präsent bleiben. Es gibt sogar einen vom ORF gedrehten Clip dieser Falco-Aufnahmen, diesen findet man hier auf YouTube.

Falcos Gesang und Textbeitrag werden im Song von den Drahdiwaberl-Mitgliedern sogar ankommentiert („…und als Gage gibt’s für alle Sklaven Aerobic bis zum nächsten Hafen“).

Danach beginnt Falco mit einer Begrüßung und spielt auf den bekannten Sager John Lennons über die englische Upperclass an, wenn er singt „Meine Damen und Herren an den Rudern, nehmen Sie Platz in der Galeere, locker mit den Ketten rasseln“. Danach gibt Falco einfach rhythmische Vorgaben („Und links und rechts“, „hop, hop, hop“, „und boom und boom“), nicht ohne jedoch einige politische Bonmots mit hinein zu verpacken („…nicht so sehr nach rechts ziehen, der Herr mit dem Schäferhund!“, „Herr Funktionär, was ist? Sie machen da lauter Lügestütz“). Auch auf Bruno Kreiskys Exil in Mallorca spielt Falco an („Immer weiter rudern, bis nach Mallorca, da wartet dann der Steuermann“) und auf die Steuerbelastung in Österreich („Und wenn uns dann die Steuer packt, rudern wir ganz nackt“). Es ist in der Tat interessant, ob Falco die Idee des Steuermanns von seinem gleichnamigen Song von seiner ein Jahr danach erschienenen zweiten LP Junge Roemer hier erstmals ausprobiert hat oder ob er diese Inspiration von Drahdiwaberl mit in seinen Song genommen hat. Die Thematik ist jedoch so ähnlich, dass man hier fast schon von einem Geschwistersong (beziehungsweise einer Vorgeschichte) sprechen kann.

Der Song war auf dem Drahdiwaberl-Album „Werwolfromantik“ enthalten und wurde auch als Single veröffentlicht. Von dieser Single gibt es zwei Cover-Designs, eines für Österreich und eines für Deutschland, auf beiden wird prominent der populäre Gastsänger/Ex-Bandkollege erwähnt. Auf der B-Seite dieser 7“ findet sich auch eine Instrumentalversion dieser Nummern, auf der Platte steht hier „Zum Mitrappen“. Video wurde zu der Auskoppelung keines gedreht, auch in die Charts schaffte es das Lied nicht.

Da, wie oben erwähnt, eine sehr enge thematische und textliche Anlehnung an Steuermann, einen Song aus Falcos zweitem Album Junge Roemer, besteht, ist diese Kooperation durchaus reizvoll. Auch besteht inhaltlich eine direkte Verbindung zu Hinter Uns Die Sintflut, einem Song der ein Jahr zuvor auf Falcos Debutalbum Einzelhaft erschienen ist. Diese Drahdiwaberl-Nummer von 1983 steht somit in der Mitte dieser beiden Falco-Lieder von 1982 und 1984.

Text

Ich heiße Rudi Brav
Und bin ein Rudersklav'
Und ich ruder' hier so vor mich hin
Es geht Hutt Hott ohne Stop
Leider immer nur im Gegenwind

Hier Minister Machatschek
Ich melde mich vom Oberdeck
Und stelle das hier in den Raum
Es gibt die Krise in der Brise
Unser Schiff ist wieder leck
Liebe Sklaven, bitte rudern
Sonst schaffen wir’s kaum
Alle sitzen im selben Boot, bitte sehr!

Er ist Kapitän und wir die Ruderer
Sie dummer Mensch sollen rudern, rudern!

Ich sag Tschick Tscheck
Schöner schwarzer Scheck
Aus Liechtenstein an Machatschek
Für einen guten Zweck
Eine Spende an die Partei
Vielleicht vom Weihnachtsmann
Und drüber fährt dann wieder mal die Eisenbahn

Nur mit Vitamin B kommst du ganz in die Höh'
Wenn sie dich erwischen fällst du weich
Denn du bist in Österreich

Und wenn ihr brav rudert
Gibt der Steuermann
Euch das neue Motto für die Zukunft an

Schnallt’s den Gürtel enger
Dann halt das Schnitzel länger

Ho, ho, ho, ho
Kein Land in Sicht
Ich pack es nicht
Ho, ho, ho, ho
Kein Land in Sicht
D-d-das gibt’s doch nicht

Und als Gage gibt’s für alle Sklaven
Aerobic bis zum nächsten Hafen

Meine Damen und Herren an den Rudern
Nehmen Sie Platz in der Galeere
Locker jetzt mit den Ketten rasseln
Gut!

Und links
Und links
Und Sie wissen schon was jetzt kommt
Und jetzt kräftig durchrudern

Und links
Und rechts
Und links
Und rechts
Check it out
Und links
Und rechts

Und nicht so sehr nach rechts ziehen
Der Herr mit dem Schäferhund, grrrrr
Und rudern, rudern, rudern, rudern
Hop, hop, hop, hop

Und links
Und rechts
Herr Funktionär, was ist?
Sie machen da lauter Lügestütz
Und, und
Check it out, check it

Und jetzt den 84er Krisenschlag
Und boom
Und boom
Und boom
Boom-a-boom-boom
Und boom
Und boom
Und boom
Boom-a-boom-boom
Check it out

Und jetzt ohne Krankenschein, meine Herren
Und wenn uns dann die Steuer packt
Rudern wir ganz, ganz nackt
Doppel-Turn im Austro-Takt
Sehr gut
Check it out, check it out, check it out

Immer weiter rudern
Weiter, weiter, weiter
Bis nach Mallorca
Dort wartet dann der Steuermann
Check it out, check it, check it

(Kein Land in Sicht)

Und links
Und rechts
Und links
Und rechts
Check it out

Und links
Und rechts
Und links
Check it out, check it

Und rechts
Und links
Und rechts
Check it out, check it

Und links
Und rechts
Zu einem Ende kommen
Und Ahoi

Ho, ho, ho, ho
Kein Land in Sicht
D-d-das gibt’s doch nicht
Ho, ho, ho, ho
Kein Land in Sicht
Das gibt’s doch nicht
Ho, ho, ho, ho
Kein Land in Sicht
Da-da-das gibt’s doch nicht

Anmerkung: Bei den normal dargestellten Textbausteinen singt Falco alleine, bei den kursiven diverse Bandmitglieder von Drahdiwaberl.

Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.