Song
Laufzeit
3:45 Minuten
Album
Musik, Text und Produktion
Musik: Robert Ponger
Text: Falco
Produzent: Robert Ponger
Über den Song
Dieser Song hat auf vielerlei Art eine Verbindung mit Falcos Debutalbum: nicht nur musikalisch erinnert er an das Soundgewand dieser LP, auch thematisch spricht Falco hier noch am ehesten Themen an, die für Einzelhaft das inhaltliche Grundkonzept abgegeben haben. Somit ist Steuermann wohl am ehesten eine Brücke zwischen den beiden ersten Alben des Künstlers. Überdies hat Falco 1983 mit seiner ehemaligen Band Drahdiwaberl den Song Die Galeere produziert, in dem Falco für kurze Zeit als Gastsänger auftritt und dort den Titel dieses Songs im Text verwendet.
Wie bei so vielen Numemrn von Falcos Erstlingsalbum bestimmt auch hier der Drumcomputer den Song, monoton peitscht er Falco voran. Auch das kurze Gitarrensolo verweist in seiner Atmosphäre auf frühere Lieder und thematisch geht es hier in enger Verbindung zu Hinter Uns Die Sintflut um Kapital, Profit und Lasterhaftigkeit. Und natürlich ist auch der Titel doppeldeutig: so kann man darunter einerseits Manager, Politiker und sonstige so genannte Stützen der Gesellschaft verstehen, andererseits aber sicherlich auch Vertreter des Finanzamts, die Steuereintreiber, Steuermänner eben.
Falco ist auf diesem Song noch unbestimmter und deutet mehr an als er tatsächlich aussagt. Man dürfte aber nicht allzu falsch liegen, wenn man das Schiff, auf dem die diversen Steuermänner in Richtung Abgrund segeln, als Symbol für den grenzenlos gierigen Kapitalismus versteht, bei dem Profit an erster Stelle steht. Menschen, die da nicht mitmachen wollen oder können, werden hemmungslos zurückgelassen ("Mann über Bord, kein Mord er wollte es nass"). Nach dem Motto des bereits erwähnten Falco-Songs Hinter Uns Die Sintflut leben die Menschen in einem System, von dem sie wissen, dass es nicht mehr lange problemlos funktionieren wird ("Alles sucht nach jenem Leck, welches wohlversteckt leckt und leckt"), sie sind auf der "Flucht nach vorne", wohl wissend, dass dieser gesellschaftliche Kurs "viel zu hart am Wind" ist.
Die Besatzung des Schiffs kümmert das aber nicht besonders, für sie ist klar, dass sie nie mehr zurückkommen werden, auch hier eine klare Anspielung auf die Einstellung, dass man sowieso nur einmal lebt und dass einem nach dem (gesellschaftlichen) Tod sowieso alles egal sein kann, seine Schäfchen hat man ja eh schon längst im Trockenen. Auch auf Steuerflucht und die Flucht in ein glücksverheißendes, im Notfall nicht an die heimischen Exekutivorgane auslieferndes Ausland, macht Falco hier aufmerksam ("Die Ferne ist das Glück").
Ob der Song wirklich ein sowohl musikalisch (Robert Ponger) und/oder textliches Überbleibsel aus der Einzelhaft-Ära ist, lässt sich nicht sagen, klar ist aber, dass dieser Song in beiderlei Hinsicht eindeutig seine Wurzeln in dieser Epoche hat. Im Demo-Stadium hieß dieser Song eine Zeitlang "Nie zurück". 1984 wurde er als B-Seite der Single Kann Es Liebe Sein? verwendet.
Das Video nimmt auf die Thematik des Songs klar Bezug, es spielt auf einem Segelschiff (oder genauer: auf einem Flaschenschiff). Falco, mit seiner roten Drahdiwaberl/Sergeant Pepper-Uniformjacke und mit weißer Bass-Gitarre, tänzelt durch eine Piratenband und weiblichen Matrosen. Falcos Produzent und Songwriter Robert Ponger spielt auch mit, er mimt den Steuermann, eine sehr pikante Rolle, wenn man bedenkt, dass der Entstehungsprozess des Albums nicht unproblematisch war, auch aufgrund der Frage, wer denn nun in der kreativen Zusammenarbeit welche Rolle spielte. Dann erscheinen dubiose Gestalten mit Geldkoffern, es regnet Geld und Falco rudert mit seiner Bassgitarre, vielleicht um den Kurs zu ändern?
Text
Backbord, Steuerbord
Wer kennt das neue Wort?
Für den wahren Kurs der scheinbar hielt
Bis Profit ward erzielt
East last, west best
Bekannt ist auch der Rest
Einen Scheck für dich, eine Hand für mich
Hält so ein Mann sein Wort?
Überdeck, Unterdeck
Alles sucht nach jenem Leck
Welches wohlversteckt leckt und leckt
Man fand es nie es war am Heck
Kiel, Mast, Segel sind
Weiß' es noch nicht jedes Kind
Sind die Flucht nach vorne
Dieser Kurs ist viel zu hart am Wind
Steuermann
Halt das Schiff nicht an
Wir kommen nie zurück
Und Steuermann
Was das Schiff nicht kann
Hält uns nicht mehr zurück
Das Schiff es krängt hin, krängt her
Uns kränkt es noch viel mehr
Sogar Schenkung wird zur Kränkung
Jeder Schenker tut sich schwer
Tugendhaftigkeit zur stolzen Tat bereit
Man es nie vergißt was es wirklich ist
Solang kein Laster weit und breit
Erst Lasterhaftigkeit
Schafft der Tugend Möglichkeit
Sich zu orientieren, organisieren
Und wenn allein zu zweit
Kompaß, auch ohne Paß
Schweig dich aus
Kein wie und was
Wohin geht es hier?
"Mann über Bord"
Kein Mord, er wollt es naß
Steuermann
Halt das Schiff nicht an
Wir kommen nie zurück
Und Steuermann
Was das Schiff nicht kann
Hält uns nicht mehr zurück
Steuermann
Such nicht nebenan
Die Ferne ist das Glück
Und Steuermann
Was die Ferne kann
Bringt uns nie mehr zurück
Halt das Schiff nicht an
Wir kommen nie zurück
Und Steuermann
Was das Schiff nicht kann
Hält uns nicht mehr zurück
Steuermann
Such nicht nebenan
Die Ferne ist das Glück
Und Steuermann
Was die Ferne kann
Bringt uns nie mehr zurück
Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.