Song

The Message

Laufzeit

5:54 Minuten

Entstehungszeit und Veröffentlichung

1983 (unveröffentlicht, lediglich 1983 in der Ö3 Musicbox und später in diversen ORF-Radiosendungen ausgestrahlt)

Musik, Text und Produktion

Musik: Ed Fletcher, Melvin Glover, Sylvia Robinson, Clifton "Jiggs" Chase
Text: Ed Fletcher, Melvin Glover, Sylvia Robinson, Clifton "Jiggs" Chase; Falco (deutscher Text)
Produzent: Alfred Hütter (?)

Über den Song

Kein Lied im herkömmlichen, klassischen Sinn, ist diese Nummer dennoch ein faszinierendes Kleinod in Falcos Werk. Falco spricht hier über den Hip-Hop-Klassiker „The Message“ von Grandmaster Flash & The Furious Five, den von ihm ins Deutsche übersetzten Text des Originalsongs. Entstanden ist diese Aufnahme 1983 im Rahmen einer Sendung der Radiosendung „Musicbox“ des österreichischen Jugendsenders Ö3.

Die Idee zu diesem Projekt kam dabei von Alfred Hütter, dem Produzenten der ORF-Radiosendung. Nun gibt es ja nicht unbedingt einen direkten Brückenschlag zwischen Falco und dem damals Anfang der 1980er Jahre aufkommenden Hip-Hop (auch Falco selbst bestritt 1996 eine solche Verbindung: „Hip-Hop hat von seiner gesellschaftspolitischen und sozialkritischen Geschichte her nie was mit mir zu tun gehabt“), dennoch gibt es aber einige Anknüpfungspunkte: So hat Falco nicht nur auf seinem ersten Album Einzelhaft ähnliche Themen (Urbanes Leben, Drogen, Kriminalität, Prostitution, Schulfrust) aufgegriffen, auch stilistisch hat er zumindest bei den damals angesagten Rappern einiges abgeschaut.

So sieht das auch Peter Kruder, österreichischer DJ und Produzent, wenn er Folgendes bemerkt: „Falco studied the first wave of Hip-Hop in the US very closely. He borrowed a lot from the style of the early rappers. What set him apart was the way he transfered elements from the wider world of pop into his own world. He took the New York pimp and created the Vienna „Strizzi“. For (many people) he was the first guy who brought Hip-Hop into their worlds." Auch Markus Spiegel, Chef von Falcos erster Plattenfirma GIG Records, konstatierte, dass „Falco kein Hip-Hop-Typ war. Aber er hat sich des Stillmittels Rap bedient und somit eine Art Blaupause entwickelt, auf die Jahre später deutschsprachige Rap-Stilisten wie die Fantastischen Vier zurückgreifen konnten.“

1982 war Falco Gastkritiker im österreichischen Jugendmagazin Rennbahn-Express und beurteilt in dieser Funktion auch diesen Klassiker des US-Hip-Hop: "Wie viel Polizisten braucht man, um einen jungen Schwarzen abzuführen? Drei, davon zwei für das Kassettenportable. Die New Yorker Rap-Szene unterscheidet sich von der Wiener also nicht nur dadurch, dass man dem Grandmaster dort den Mercedes nicht übelnimmt. Eine Szene wie am Cover von "The Message" zeigt ein Lebensgefühl, das für uns nicht nachvollziehbar ist. Der große Meister (...) avancierte vom Disc-Jockey zum situierten Mittelständler und verkauft dennoch glaubwürdig seinen Alltag in der Bronx. Es fragt ihn auch sicher niemand nach seinem Konto, solange er gute Dinge abgibt. Mir gefällt die Platte".

Dass Falco in der Tat im Bereich des Hip-Hop doch recht gut beschlagen war, zeigt der Umstand, dass in der Anfangsphase seiner Karriere sehr viele Bezugnahmen auf diesen Musikstil in seinen Songs vorkommen: so zitiert Der Kommissar sehr prominent Rick James‘ „Super Freak“ und Textpassagen aus der Nummer „Rapper’s Delight“ der Band Sugar Hill Gang finden sich in nicht weniger als vier Falco-Songs: zunächst in Zakadaca, dann in Urban Tropical und auch in The Sound Of Musik und Body Next To Body. Dass auch amerikanische Hip-Hop-Künstler Kenntnis von Falco nahmen, zeigt die Begeisterung für Falcos Musik durch Afrika Bambaataa, einem DJ und Rapper aus der New Yorker Bronx, die zwei trafen sich 1983 sogar, eine geplante Zusammenarbeit kam aber nie zustande.

In der Tat funktioniert Falcos Sprechgesang, der hier eindeutig mehr gesprochen als gesungen wird, auch auf dieser Aufnahme auf eine eigenartige Weise sehr gut. Der Originalsong von Grandmaster Flash & The Furious Five wummert über weite Strecken lediglich leise im Hintergrund hörbar, Falcos Stimme thront lässig und cool über den Beats, es ist eine herrlich entkrampfte und legere Interpretation dieses Klassikers des Hip-Hop.

Oftmals ist zu hören, dass Falco live in der Sendung, quasi im Freestyle-Rap spontan über den im Hintergrund laufenden Song gesprochen hat, das ist jedoch schwer vorstellbar. Es erscheint vielmehr so, als hätte Falco sehr wohl eine gewisse Vorbereitungszeit gehabt, seine Übersetzung des sehr textlastigen Originalsongs ist teilweise wortwörtlich, an manchen Stellen löst sich Falco jedoch ein bisschen vom Ursprungstext und versucht mit dem ihm eigenen Wortwitz zu arbeiten („Oft ist es wie im Dschungel, ich geh nicht unter und das wundert mich“).

Es wäre interessant gewesen, hätte Falco nicht nur über den Originalsong gesprochen – eine klassische Coverversion mit seinem damaligen Produzenten Robert Ponger hätte durchaus einen gewissen Charme gehabt. In einer solchen Aufnahme im Studio mit neu instrumentalisierter Musik hätte Falco auch probieren können, den Text nicht nur zu sprechen, sondern auch für die stärker gesungenen Passagen im Original eine Entsprechung zu finden. Es ist auch bemerkenswert, dass Falco und Robert Ponger im Rahmen der Aufnahmen zum Album Junge Roemer ein Jahr später eine Nummer namens Zakadaca produzierten, die es letztlich nicht auf das Album schaffte, die aber sehr nahe an der Stilrichtung Hip-Hop dran ist. Dieser Song ist bis heute unveröffentlicht und nur in Ausschnitten im Rahmen des TV-Programms „Helden Von Heute – Die Falco-Show“ von 1984 zu hören, die vorliegenden Passagen weisen aber stark auf eine musikalische Ausrichtung in diese Musikrichtung hin. Auch die Visualisierung im TV-Special spielt stark mit dem Thema der urbanen Lage von Außenseitern in den USA.

Inhaltlich geht es im sozialkritischen Originalsong von Grandmaster Flash & The Furious Five um das Leben im städtischen Ghetto, es werden Themen wie Armut, Verzweiflung, Frust, Wut, Dissozialität, Verwahrlosung, Verbrechen, Hunger, Perspektivenlosigkeit, Gewalt, Prostitution, Drogen, Ausbildungsfrust, Arbeitslosigkeit und Suizid angesprochen. Da Falcos Übersetzung fast immer sehr nah am Original bleibt, finden sich auch in seiner Version diese urbanen Probleme von Minderheiten wieder. Allerdings kann man durchaus argumentieren, dass Falco durch seine teilweise sehr wienerische Übersetzung („Plastiksackerl“, „ein Bruder führt sich auf“, „sie scheißen sich um nichts“) die Thematik auch ein bisschen nach Wien verlegt.

Veröffentlicht wurde diese Aufnahme nie, sie lief lediglich im österreichischen Radio, später fand sie auch den Weg auf YouTube und diverse Websites.

Um die Jahrtausendwende wurden von Fans diverse Remixes dieser Aufnahme angefertigt, dabei wurde Falcos Stimme über neu komponierte Musik gelegt. Keine dieser inoffiziellen Neuabmischungen erreicht jedoch den Charme und die Lässigkeit der Originalaufnahme von 1983.

Falcos Interpretation des Songs ist eine wirklich gelungene, wenngleich auch sehr eigene, es wirkt mehr wie eine Lesung als eine Coverversion. Gerade das macht aber auch den Reiz aus und es schlägt auch eine Brücke zu Falcos späteren Aufnahmen und literarischen Projekten mit Ide Hintze von der Schule für Dichtung in Wien.

Auch bemerkenswert ist, dass der Song im Original mit „you lived so fast and died so young“ endet, bei Falco wird daraus „Schnell gelebt, jung gestorben“. Eine tragisch-komische Vorwegnahme von Falcos eigenem Leben, das man ja durchaus ebenfalls unter dieses Motto stellen kann.

Text

(Ha, ha, ha
It’s like a jungle sometimes
It makes me wonder
How I keep from going under
Ha, ha, ha
It’s like a jungle sometimes
It makes me wonder
How I keep from going under
Ha, ha, ha)

Hey, cha cha
Cha, cha, hey

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Hey, cha cha

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Überall zerbrochenes Glas
Die Leute pissen auf die Stiegen
Sie scheißen sich um nichts
Ich halte den Geruch nicht aus
Ich halte den Lärm nicht aus
Ich habe kein Geld hier rauszukommen
Ich habe keine Wahl

Im vorderen Zimmer Ratten
Im hinteren Asseln
Auf der Straße Junkies mit Baseballschlägern
Ich wollte weg hier
Aber ich kann nicht
Weil ein Mann mit einem Schleppfahrzeug
Mein Auto konfisziert hat

Stoß mich nicht
Ich steh nah am Abgrund
Ich versuche den Kopf nicht zu verlieren

Oft
Oft
Oft ist es wie im Dschungel
Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Ich steh im vorderen Zimmer
Ich lass mich beim Fenster raushängen
Ich seh all die Autos
Wie sie dahin drönen
Während der Wind geht

Eine verrückte Frau lebt aus dem Plastiksackerl
Sie isst, was sie im Mistkübel findet
Eine hässliche, alte Hexe
Sie sagt, mhhh, früher hat sie Tango getanzt

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Sie scheint ihren Verstand verloren zu haben
Unten in der Peepshow sah sie all die Spanner
Damit sie den Mädels zuhause was erzählen konnte

Ey, ey

Sie ist in die Stadt gegangen
Bekam ihre Sozialversicherung
Sie musste sich einen Zuhälter nehmen
Allein schafft sie es nicht

(Ha, ha, ha
It’s like a jungle sometimes
It makes me wonder
How I keep from going under
Ha, ha, ha)

Ah, cha cha

Es ist wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Ein Bruder führt sich auf
Er hat Mutters Fernseher gestohlen
Er sagt, sie schaut zu viel fern
Das ist nicht gesund
Untertags „All my children“
Und am Abend „Dallas“

Er kommt nicht einmal dazu
Sich das Spiel oder den Kampf
mit Sugar Ray anzusehen

Geldeintreiber rufen mich an
Und erschrecken meine Frau
Wenn ich nicht zuhause bin
Ich habe die Laufbahn eines Sandlers hinter mir
Zweistellige Inflation
Mhhh

Das ist wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Ich kann nicht in die U-Bahn zur Arbeit
Auf der Station wird gestreikt
Ein Neon King Kong steht auf meinem Rücken
Ich kann nicht stehen bleiben um mich umzudrehen
Er hat mir das Rückgrat gebrochen

(Ha, ha, ha
It’s like a jungle sometimes
It makes me wonder
How I keep from going under
Ha, ha, ha)

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Cha, cha
Cha, cha

Mittlere Migräne
Krebsgeschädigte Membrane

Manchmal glaub ich, ich werde verrückt
Ich schwör, ich könnte ein Flugzeug entführen
Stoß mich nicht, ich steh am Abgrund

Ich versuche, den Kopf nicht zu verlieren
Mein Sohn sagt
Oh, ich will nicht zur Schule gehen
Weil der Lehrer ein Knilch ist
Er glaubt, ich bin ein Idiot
Und alle Kinder rauchen Gras

Ich glaube, es käme billiger
Wenn ich einen Job hätte
Oder wenn ich Straßenkehrer wäre

Ich tanze nach der Pfeife
Nehm die Beine unter den Arm
Trage Hemd und Krawatte
Und lauf mit all den Schleimern rum
Weil sich alles ums Geld dreht

(Ha, ha, ha
It’s like a jungle sometimes
It makes me wonder
How I keep from going under
Ha, ha, ha)

Cha, cha, cha
Hey, cha, cha

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Es ist, verdammt nochmal, nicht lustig
Im Land wo Milch und Honig fließt
Musst du deine faulen Tricks haben

Sie haben dieses Mädchen vor den Zug geworfen
Sie zum Doktor geschleppt
Und ihr den Arm wieder angenäht
Sie haben diesen Mann
Das Messer mitten ins Herz gebohrt
Und eine Transplantation gemacht
Damit er wieder neu anfangen kann

Ich kann nicht durch den Park gehen
Im Dunklen geht es zu…!

Ich hab die Hand auf der Pistole
Denn sie sehen zu mir her
Ich fühle mich wie ein Outlaw
Letztes Mal haben sie mir den Rest gegeben
Ich hörte wie sie sagten
Reichts noch nicht? Reichts noch nicht?
Ich leb auf einer Wippschaukel

Cha, cha, cha

(Ha, ha, ha
It’s like a jungle sometimes
It makes me wonder
How I keep from going under
Ha, ha, ha)

Cha, cha, cha
Hey, cha, cha

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Ein Kind wird geboren
Unbelastet
Blind für die Eigenheiten der Menschen
Gott lacht über dich
Aber er runzelt auch die Stirn
Denn nur Gott weiß, was du durchmachst

Du wächst im Ghetto auf
Lebst zweiter Klasse
Und deine Augen werden ein Lied singen
Voll vom tiefem Hass

Wo du spielst und wo du bist
Es scheint ein großer, enger Durchgang zu sein
Du bewunderst die Buchmacher, Verbrecher, Zuhälter
Dealer und die großen Geldverdiener
Die mit den großen Autos rumkurven
Und mit viel Geld um sich werfen
Und du wächst auf
Um wie sie zu sein

Schmuggler, Gauner, Einbrecher
Spieler, Taschendiebe, Hausierer
Sogar Schnorrer

Du sagst
Ich bin cool, cool
Ich bin nicht blöd
C-C-Cool

(Ha, ha, ha
It’s like a jungle sometimes
It makes me wonder
How I keep from going under
Ha, ha, ha)

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Cha, cha, cha
Hey, cha, cha

Aber es endet damit
Dass du aus der High School fliegst
Jetzt bist du arbeitslos
Null und nichtig
Kannst dich rumtreiben wie Pretty Boy Floyd

Du machst einen Überfall
Aber schau was du gemacht hast!
Acht Jahre Haft

Du bist ein Untermensch
Und wirst verfolgt
Die nächsten zwei Jahre
Lebst du wie ein U-Boot

Cha, cha, hey

Du wirst benützt und missbraucht
Man macht dir die Hölle heiß
Und dich eines Tages tot in der Zelle findet
Es war klar, dass du ausgespielt hattest
Und dass du kalt warst

Aber jetzt singen deine Augen
Das traurige, traurige Lied
Schnell gelebt, jung gestorben

So cool, ha?

Ah, cha, cha

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Ah, cha, cha

Oft ist es wie im Dschungel
Ich geh nicht unter
Und das wundert mich

Ah, cha, cha

 

Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.