Song
Laufzeit
4:27 Minuten
Album
Musik, Text und Produktion
Musik: Mike Wolff
Text: Falco? (Offizielle Textautoren: Gunther Mende & Horst Bork)
Produzent: Gunther Mende
Über den Song
Diese Nummer wurde 2009 auf dem Album The Spirit Never Dies veröffentlicht und als „neuer Falco-Song“ verkauft. Es ist jedoch anzunehmen, dass es sich hier (wie auch bei Sweet Symphony) um einen Sample-Song handelt: die Musik erscheint neu komponiert und Falcos Beitrag dürfte nicht von den Sessions zum geplanten Album „Aya“ von 1987, sondern eher von Aufnahmen, Interviews oder Lesungen Falcos aus den späten 1990er Jahren stammen. Darauf lässt die Färbung seiner Stimme schließen und zudem erinnern sowohl die Texte als auch der Vortrag selbst stark an die Nummer Krise aus dem Jahr 1997. Es ist also durchaus denkbar, dass hier, ähnlich wie auch bei anderen Songs auf dem kompilierten Album The Spirit Never Dies, ein bisschen getrickst wurde.
Ebenso kritisch muss die Autoreninfo im CD-Booklet gesehen werden. Hier werden die an dieser 2009-Produktion Beteiligten als Texter angegeben: Die Musik- und Textkomponisten sind ident mit denen beim Song Sweet Symphony – wenn man bedenkt, wie dieser Song gebastelt wurde (Textsamples aus anderen Falco-Nummern wurden wahllos zu neu komponierter Musik aneinandergereiht), dann müssen Zweifel ob dieser Credits zumindest erlaubt sein. Auch weisen einige Wörter im Text („bis zur Unterlippe“) darauf hin, dass die Textherkunft sehr wohl bei Falco liegen könnte und die Lyrics zeitlich nahe zur Aufnahme des Songs Krise im Jahr 1997 entstanden sein könnten: bei diesem Lied findet sich eine idente Textpassage („Immer tiefer in die Krise, bis zur Unterlippe“). Genaues wird man ohne die Mithilfe der an dieser Lied-Bastelstunde Beteiligten wohl nie herausfinden können, aber es ist klar, dass dies wahrscheinlich kein Falco-Song im normalen Sinn, sondern wohl ein weiterer Sample-Track ist.
Musikalisch dominiert ein harter Beat die Nummer, dahinter wurden spärliche Gitarrenriffs und eine seltsam verschleppte, esoterisch anmutende, kreisende Melodie gepackt. Wenn Falco seinen Sprechgesang beginnt, ertönen teilweise auch engelsgleiche Chöre im Hintergrund. Nach rund eineinhalb Minuten verändert sich die Melodie und die Klangstimmung, es setzen prominente Frauenchöre ein und durch die chaotische und unstrukturierte Songstruktur wird schnell klar, dass dies höchstwahrscheinlich kein organischer, authentischer Song ist, sondern, dass es sich lediglich um (sich mehrmals wiederholende) Textfragmente mit einer daruntergemischten neuen Instrumentierung handelt.
Nach drei Minuten verändert sich die Nummer dann völlig, Falco rappt nun nicht mehr, sondern singt einen völlig neuen Refrain, dieser klingt stark gesampelt und unnatürlich. Es ist dieser Teil des Lieds, der ihm einen esoterischen Flair verleiht, im Hintergrund erklingen bombastisch einige musikalische Gimmicks (Chöre, zusätzliche Falco-Samples etc.). Was auffällt sind auch hier die extrem langen Passagen, in denen lediglich Instrumentierung zu hören ist, typisch für einen Song, bei dem man höchstwahrscheinlich mit Samples von Falcos Stimme gearbeitet hat und einen ausreichend langen Song basteln musste.
Wie bei Sweet Symphony findet sich auch bei dieser Nummer im Booklet des kompilierten Albums The Spirit Never Dies ein Hinweis darauf, dass die Musik nicht von 1987 ist. Auch hier wird nämlich darauf hingewiesen, dass andere Musiker bei diesen zwei Nummern tätig waren. Eine Information, die subtil darauf hinzuweisen scheint, dass dieser Track ein Sample-Song sein könnte.
Thematisch geht es um nichts, wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass hier wahrscheinlich Text-Fragmente aus unterschiedlichen Quellen wild zusammengemischt wurden. Der Refrain passt nicht zu den Strophen, eine Frauenstimme überbrückt mehrmals musikalische und textliche Leerstellen und auch Falcos Textimprovisationen hängen nicht wirklich zusammen: Neben Worten wie "Schlawiner", "Wiener", "Oberschenkel" und "Unterlippe" kommen ein "Tango", die titelgebende Kunstrichtung "Dada" und (jetzt wird es völlig infantil) auch noch "Autobahn" und "Kindergarten" vor. Interessant ist dabei lediglich, dass Falco 1997 in einem Interview erwähnt hat, dass sich sein Produktionsteam gerade um die Freigabe eines Titels der deutschen Elektro-Band Kraftwerk bemüht: deren bekanntester Song heißt „Autobahn“. Ob es sich bei Teilen der Samples um Aufnahmen im Rahmen dieses Titels handelt (der jedoch wahrscheinlich nie über ein vages Demo-Stadium hinausgekommen sein dürfte) ist jedoch unklar.
Auch bei diesem Sample-Titel fiel der Presse 2009 bei der Veröffentlichung nicht deren Unauthentizität auf. Das Magazin News schreibt von einem „sinnfreien Rap zum Klangexperiment“, eine euphemistische Beschreibung. Der Kurier erkennt „sinnloses Gestammel, trist vertont“.
Der Song ist meiner Meinung nach nie von Falco so geplant gewesen. Es scheint, als hätte man 2009 Musik komponiert und dazu Text- oder Interview-Fragmente aus den späten 1990er Jahren dazu gemischt. Es ist nicht ganz so unverfroren und unverschämt gemacht wie die andere Sample-Nummer Sweet Symphony auf dem gleichen Album, aber es bleibt dennoch ein mehr als fahler Nachgeschmack. Auch hier wurde nämlich eindeutig versucht, aus neuer Musik und Falco-Samples einen „neuen Falco-Song“ zu basteln. Das wurde bereits 1999 von den Bollands gemacht (die Sample-Songs Fascinating Man, From The North To The South und We Live For The Night zeugen auf dem kompilierten Album Verdammt Wir Leben Noch davon), aber im Rahmen der Veröffentlichung der LP The Spirit Never Dies wurde hier die Latte nochmals niedriger gelegt. Diese Nummer ist nicht mehr als ein gutes Beispiel für die teilweise extrem pietäts- und respektlose Behandlung von Falcos musikalischem Erbe.
Text
Der Kagoli, der Kagoli
Der weiß Bescheid um den Schlawiner
Gestern sagt er morgen noch ein Wiener
Heute schon ist er ein Amerikino
(Amerikino)
Oberschenkel, Oberschenkel
Unterlippe, Unterlippe
Unterlippe, Unterlippe
Oberschenkel
Bis zur Unterlippe
Say what
Es ist ein Tango mit dem Django
Es ist ein Tango mit dem Django
Gestern sagt er morgen noch ein Wiener
Heute schon ist er ein Amerikino
(Amerikino)
Das ist dada
Kindergarten, Kindergarten
Autobahn, Autobahn
Kindergarten auf der Autobahn
Das ist dada
(Sweet Love, love, love)
Ist immer so, immer so, immer so, immer so
(Sweet love, love, love, love)
(Amerikino)
Oberschenkel, Oberschenkel
Unterlippe, Unterlippe, Unterlippe, Unterlippe
Oberschenkel
Bis zur Unterlippe
Das ist dada
Say what
Der Kagoli, der Kagoli
Der weiß Bescheid um den Schlawiner
Gestern sagt er morgen noch ein Wiener
Heute schon ist er ein Amerikino
Der Kagoli, der Kagoli
Der weiß Bescheid um den Schlawiner
Gestern sagt er morgen noch ein Wiener
Heute schon ist er ein Amerikino
Das ist dada
(Sweet Love, love, love)
Es ist ein Tango mit dem Django
Es ist ein Tango mit dem Django
Ist immer so, immer so, immer so, immer so
(Sweet love, love, love, love)
Set up, set up
the inset, inset
Autobahn, Autobahn
(Sweet love, love, love, love)
Set up, set up
the inset, inset
Autobahn, Autobahn
Set up, set up
the inset, inset
Autobahn, Autobahn
Set up, set up
the inset, inset
Autobahn, Autobahn
(Sweet love, love, love, love)
Set up, set up
the inset, inset
Autobahn, Autobahn
(Sweet love, love, love, love)
Set up, set up
the inset, inset
Autobahn, Autobahn
(Sweet love, love, love, love)
Set up, set up
the inset, inset
Autobahn, Autobahn
(Sweet love, love, love, love)
Set up, set up
the inset, inset
Autobahn, Autobahn
Autobahn
Anmerkung: Die Samples mit Falcos Stimme stammen wahrscheinlich aus Lesungen für die Schule für Dichtung, aus Demo-Aufnahmen für andere Songs beziehungsweise vielleicht auch aus den Aufnahmen für den Song Krise, der teilweise die gleichen Texte verwendet.
Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.