Kino

Formel Eins – Der Film

Juli 1985
Deutschland
97 Minuten

Über den Film

„Formel Eins“ war eine Musikvideosendung, die von 1983 bis 1990 im deutschen Fernsehsender ARD (heute Das Erste) ausgestrahlt wurde. Im Jahr 1985 wurde aufgrund der Tatsache, dass die Sendung vor allem bei Jugendlichen sehr populär war und einen hohen Bekanntheitsgrad hatte, ein rund eineinhalb Stunden langer Kinofilm auf Basis der Fernsehsendung produziert, in dem auch Falco einen Kurzauftritt hatte.

„Formel Eins – Der Film“ ist eine sehr flache Komödie, die chaotische und eigentlich nicht vorhandene Handlung dient lediglich dazu, die Aufritte der auftretenden Stargäste irgendwie zu verbinden. Im Rahmen des Filmes kommen neben Falco auch Katrina And The Waves, Limahl, Pia Zadora, Meat Loaf, Die Toten Hosen, Re-Flex und The Flirts zu Zeit auf der Leinwand. Trotz, oder gerade wegen der dümmlichen Rahmenhandlung und der teils unfreiwillig lustigen schlechten schauspielerischen Leistungen der Hauptakteure, hat der Film jedoch unter Leuten, die in den 1980ern aufgewachsen sind, eine mit einer Art Fremdscham behafteten Kultcharakter. Aufgrund der Tatsache, dass der Film hauptsächlich ein Promotion-Tool darstellt, wurde auch ein Soundtrack veröffentlicht.

In die Kinos kam der Film im Juli 1985, Regie führte Wolfgang Büld, der zuvor auch für andere Musikfilme ähnlicher Qualität verantwortliche zeichnete: Das NDW/Nena/Markus-Ventil „Gib Gas – Ich Will Spaß“ (1983) sowie auch diverse Musikdokumentationen und -Videos gehen auf seine Kappe. Auch verfasste Büld zahlreiche Drehbücher, darunter für Filme wie „Plem, plem – Die Schule Brennt“, „Lass das – Ich Hass Das“. Auch Soft-Erotik-Streifen wie „Schulmädchen `84“ wurden nach seinen Ideen verfilmt.

Die Handlung, wenn man sie so nennen mag, wird von der Hauptfigur Tina (dargestellt von Sissy Kelling, es blieb ihr einziger Spielfilm) getragen: Die junge Automechanikerin träumt von einer Karriere als Popsängerin. Beim Versuch, den Verantwortlichen der Sendung „Formel Eins“ ihre Demo-Kassette vorzuspielen, lernt sie am Set zahlreiche dort Beschäftigte kennen und wird schließlich als Star-Betreuerin angestellt. In dieser Funktion erfährt Tina (und der Zuseher) skurrile und klischeehafte Einsichten hinter die Kulissen des Show- und Musikgeschäfts. Nach diversen mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogenen Handlungswendungen bekommt Tina am Ende nicht nur ihren Auftritt in der Sendung, sondern auch den Produktionsassistenten, in den sie sich verliebt hat. Wer sich den Wahnsinn wirklich mal ansehen möchte, der Film ist auf YouTube in voller Länge abrufbar.

Falcos Auftritt dauert rund sechseinhalb Minuten, davon besteht rund die Hälfte aus der Performance seines Hits Rock Me Amadeus in der Show. Die restliche Leinwandzeit besteht aus einer extrem selbstironischen Selbstpersiflage, in der Falco mit seinem Image spielt. Die Szene beginnt mit Falcos Eintreffen am Münchner Flughafen, von dem ihn Tina, in ihrer Rolle als Betreuerin der an der Sendung teilnehmenden Stars, abholt. Falco fährt natürlich nicht mit einem Taxi, er hat sich seine weiße Cadillac-Limousine einfliegen lassen. Die beiden fahren Richtung der Aufnahmestudios, Falco (im 80er-Outfit inklusive Goldkette um den Hals, weißen Sneakers, hellgrüne Hose, Jeansjacke) verweigert sich dabei jedem Terminstress („Die können ohne mich nicht anfangen“). Im offenen Cabrio versucht Tina auch Falco davon zu überzeugen, dass er sich ihre Demo-Kassette anhören soll. Falco verweigert sich diesem Wunsch jedoch süffisant in dem er auf eine Besonderheit des Kassettenplayers in seinem Auto hinweist: „Dein Demo? Sieh an! Dieser Superwagen hat einen Superkassettenrecorder, er spielt aber nur meine Musik“. Als Falco die im Deck befindliche Kassette abspielt, hört man einen kurzen Ausschnitt aus Rock Me Amadeus. Als es zu regnen beginnt, lässt sich das Dach von Falcos Cabrio-Cadillac nicht mehr einfahren, schlussendlich fällt auch noch der Motor aus. Tina, als gelernte Automechanikerin, versucht den Keilriemen auszutauschen, Falco versucht derweil ein Taxi anzuhalten. Nach einem völlig abgedrehten Dialog zwischen Falco und dem Fahrer des Taxis („Sie kennen mich doch. Ich bin’s, Falco, Der Kommissar“) muss Falco seinen Cadillac anschieben, selbstverständlich landet er nass und verdreckt auf der Fahrbahn. Schließlich kommen Falco und Tina klatschnass im Aufnahmestudio an. Falco wird in die Garderobe gezerrt. Als er seinen Auftritt mit Rock Me Amadeus in der Show hat (im schwarzen Anzug mit Mascherl und Sonnenbrille) sitzt Tina als Aufputz im Rokoko-Kleid auf einem rosa Auto, dem Kennzeichen der Sendung. Falco wird von einer Backing-Band begleitet, diese trat zu diesem Zeitpunkt öfters und in diversen Sendungen rund um die Welt mit ihm auf.

Der Beweggrund für Falco in diesem Film mitzuwirken war sicherlich hauptsächlich darin zu finden, dass er einerseits eine Anfrage nur schwer hätte ablehnen können, da die Musikclipsendung damals eine große Reichweite in den deutschsprachigen Ländern hatte und Falco es sich sicherlich mit den Verantwortlichen gut stellen wollte. Andererseits fielen die Filmaufnahmen mit der Veröffentlichung seiner Single Rock Me Amadeus zusammen: Nach dem Flop des Albums Junge Roemer lag ein großer Druck auf der neuen, von seinen neuen Produzenten Rob und Ferdi Bolland geschriebenen Nummer und Falco sah sicherlich die Chance, den Song im großen Rahmen dieses Kinofilms vorstellen zu können.

Falcos schauspielerische Leistung ist schwer einzuschätzen, da er sich selbst spielt. Darüber hinaus legt er seine Rolle, wie erwähnt, sehr selbstironisch an, er persifliert sich quasi selbst. Es ist erwähnenswert, dass Falco rund ein Jahr später einen neuerlichen Auftritt in einem ähnlichen Klamaukfilm namens Geld Oder Leber identisch anlegt – auch dort wird Falco sich selbst spielen und ähnlich humoristisch anlegen. Dieses übertrieben zynische Spiel mit seinem Image scheint in beiden Filmen Falco dabei zu helfen, sich, obwohl er bewusst in solchen Machwerken auftritt, gleichzeitig auch davon eindeutig zu distanzieren.

Der Film war in den Kinos ein respektabler Erfolg. Interessanterweise verhalf Falcos Berühmt- und Beliebtheit dem Film auch zu einer Veröffentlichung in den USA. Dort wurde der Streifen unter dem Titel „Feel The Motion“ als Videokassette auf den Markt gebracht. Als Werbeträger dient hauptsächlich Falco, der groß am Cover aufscheint („Featuring Falco performing the music chart-buster Rock Me Amadeus!“).

Für Liebhaber seichter deutscher Filmproduktionen mag der Film erträglich sein, vielleicht finden auch Fans der Sendung und 80er-Nostalgiker den einen oder anderen Reiz darin. Für Falco-Fans reichen die rund sieben Minuten, in denen er zu sehen ist, für den Rest der Welt ist der Film absolut vernachlässigbar.

Pressetext

Die junge Tina hat einen großen Traum, sie will erfolgreiche Popsängerin werden. Deswegen versucht sie ihr Glück in der bekannten Musiksendung "Formel Eins". Dort lernst sie viele Stars wie Falco, Meat Loaf, Die Toten Hosen, Pia Zadora und natürlich auch den Moderator Ingolf Lück kennen. Sie verliebt sich ich den eifersüchtigen Stevie, der dafür sorgt, dass die Bundeswehr auftaucht. Tina trifft ihre großen Vorbilder und muss feststellen, dass das Showbusiness noch viel verrückter ist, als sie es sich vorgestellt hat. Trotzdem fühlt sie sich in der bunten Welt wohl, obwohl sie und Stevie in allerlei Verrückheiten und Chaos verwickelt werden. Schon bald stellt sich die Frage, ob sie ihren großen Traum überhaupt verwirklichen kann.

Der ultimative Kult ist zurück: der Spielfilm der erfolgreichsten Musiksendung Deutschlands ist ein Non-Stop-Feuerwerk mit tollen Hits und kultigen Musikern, ein Film der alle Fragen beantwortet, die Musikfans schon immer stellen wollten. Diese Komödie voller abgedrehter Gags liefert einen nicht ganz ernst gemeinten Blick hinter die Kulissen des Show- und Musikgeschäfts.

Filminfos

Regie: Wolfgang Büld
Buch: Wolfgang Büld, Rochus Hahn, Peter Zeman
Produzenten: Jörn Klamroth, Andreas Thiesmeyer, Peter Zenk
Kamera: Roland Willaert
Schnitt: Inge Kuhnert
Darsteller: Sissy Kelling, Frank Meyer-Brockmann, Ingolf Lück, Falco, Die Toten Hosen, The Flirts, Katrina & The Waves,
Limahl, Meat Loaf, Pia Zadora, The Stranglers, Rolf Zacher, Dietmar Bär, Klause Lemke, Heinz Hoenig etc.
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Sprache: Deutsch
Aufnahmeorte: Bavaria Filmstudios, München

Veröffentlichung

VHS, DVD, Blu-Ray
Extras: Vorwort, Slideshow, Presseinfo, Interviews, Trailer etc. (75 Minuten)
Sprachen: Deutsch 5.1, English 2.0
PAL
Widescreen 16:9
1:1.85