Kino

Geld Oder Leber

August 1986
Deutschland
81 Minuten

Über den Film

Auch der zweite Film, in dem Falco mitwirkte und sich selbst spielt (nach Formel Eins – Der Film aus dem Jahr 1985) ist eine äußerste platte, unlustige und zum Fremdschämen geeignete Filmkomödie. Die Produktion, die im Juli 1986 hauptsächlich in Österreich, vor allem in Kärnten am Wörther- und am Faakersee gedreht wurde und lediglich ein Monat später bereits in die Kinos gebracht wurde, besticht lediglich durch ihr kaum mehr unterbietbares humoristisches Niveau. Produziert wurde das Machwerk von Karl Spiehs, Regie führte Dieter Pröttel – beides Namen, die nicht unbedingt für cineastische Höchstleistungen bekannt sind, in den 1980er Jahren hatten Sie Erfolge mit seichtem Kino-Unterhaltungsklamauk mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger.

Die Handlung kann kaum als solche bezeichnet werden: Mike (Mike Krüger) und Susanne (Ursula Monn) sind ein Liebespaar, das sich durch kleine und wenig erfolgreiche Überfälle über Wasser hält. Als sie nach einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft von der Polizei verfolgt werden, suchen sie in einer Metzgerei Unterschlupf, wo sie ihre Beute im Inneren einer Gans verstecken. Als die Fleischerin ihre Gänse verkauft, suchen Mike und Susanne verzweifelt nach dem Käufer, der nun die Juwelen besitzt. Trotz aller Anstrengungen bleibt ihrer Suche der Erfolg verwehrt. Letztlich stellen sie fest, dass die Nonnen eines Klosters die Gans erworben und sich den darin versteckten Schmuck angeeignet haben. Mike und Susanne verzichten auf die Beute und beschließen, in Zukunft einen redlicheren Lebensweg zu beschreiten. Wer rund eineinhalb Stunden seines Lebens vergeuden möchte: Auf YouTube ist der gesamte Film kostenlos abrufbar.

Die Musik im Film und auch der (auf die Handlung des Streifens) abgeänderte Titel kommt von Hits der Band Erste Allgemeine Verunsicherung, einen Auftritt im Film hat die österreichische Blödelkombo jedoch nicht. Falcos Auftritt dauert rund eine Viertelstunde und wird krampfhaft-verzweifelt in die Rahmenhandlung eingebaut: Auf der Liste der Fleischerin, welche die Käufer der Gänse inkludiert, steht (neben einem Grafen, einem Bootsbesitzer, einem General, einem Gefängnis, einem Kloster) auch der Name Falco – aus diesem Grund muss das die Beute suchende Pärchen natürlich auch zu Falcos Sommersitz in Kärnten reisen… Dort fährt Falco mit einem schnittigen Motorboot über den Wörthersee, inklusive Lederhelm und -jacke, neben sich eine Blondine im Badeanzug. Falcos erste Worte sind „Wind um die Nase und Stahl in der Hose“, ein Zitat aus dem Film „Terms Of Endearment“ von 1983, welches dort vom Schauspieler Jack Nicholson vorgetragen wird. Zwei Jahre später wird Falcos diese Worte in seinem Song Qué Pasa Hombre einbauen (veröffentlich wird diese Nummer jedoch erst nach Falcos Tod 1999 werden). Zu den Klängen von Der Kommissar legt Falco (bekleidet mit weißen Hosen, weißem T-Shirt und weißen Sneakers und zunächst mit einer schwarzen Lederjacke, die er dann beim Betreten des Strandes mit einem sehr farbenfreudigen und seiner Zeit verhafteten Sakko tauschen wird), an und wird gleich mal von einer großen Anzahl leichtbekleideter junger Frauen begrüßt. Auch ein Leibwächter mit dem Aussehen von „Rambo“ Silvester Stallone, ein Butler und ein Kung-Fu-Kämpfer finden sich in Falcos exaltierter Entourage. Das Niveau des gesamten Films haltend, kommt dann der erste Gag: Als seine Begleiterin neben ihm friert, näselt Falco „Jeanny bebt!“, eine nicht gerade subtile Anspielung auf den "Jeanny lebt!"-Promo-Sticker, den Falcos Plattenfirma als Antwort auf den medialen Skandal anfertigen ließ. Dazu hört man danach im Hintergrund natürlich Falcos Hit mit diesem Titel. Nachdem Falco und seine Mädchen in Sonnenliegen Platz genommen haben, fährt ein Touristenboot vorbei. Der Reiseleiter informiert mit einem Megafon über die nun bevorstehende Besonderheit des Ausflugs: „„Nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, kommen wir zu einer besonderen Sehenswürdigkeit. Wenn sie bitte zum Ufer schauen wollen. Wir sehen hier Falco. Falco hat 75 Kilogramm, ist 1,78 groß, seine Haare, aneinandergereiht, würden eine Länge ergeben von Quickborn bis Honkong“. Nach diesem humoristischen Höhepunkt geht die Handlung des Films weiter, wenn Falco frägt, wann denn sein Doppelgänger endlich da sei. Nach einem Schnitt zu Mike, welcher vor dem Anwesen Falcos wartet, sieht man nun Falco in seiner zweiten Rolle als sein eigenes Double. Er trägt nun eine Kappe und einen Ghettoblaster über der Schulter, es ertönt Rock Me Amadeus. Mike stoppt ihn und nimmt ihm die Sonnenbrillen und die Kappe ab. Gleichzeitig fängt Susanne ein als Rotkäppchen verkleidetes Mädchen ab, diese hat eine Flasche Wein und eine Gans in ihrem Korb. Nachdem sie das Mädchen nicht aufhalten kann, reitet Susanne schließlich als Pippi Langstrumpf verkleidet auf einem Schimmel auf Falcos Anwesen ein. Gleichzeitig trifft Falco auf Mike und ist begeistert über die Ähnlichkeit. Weil sie nun beide vor Susanne behaupten, Falco zu sein („Ich bin Falco“; man könnte mit ganz, ganz viel Wohlwohlen hier eine Anspielung auf die berühmte Szene aus dem Hollywood-Film „Spartacus“ von 1960 mit Kirk Douglas vermuten), überzeugt sie der echte Falco mit einer Einladung zu einem Konzert von ihm auf der Burgruine Finkenstein am Faakersee. Dort sieht man Falco, nun in seiner roten Uniformjacke, wie er (gemeinsam mit einer Band) zunächst nur für Susanne, dann für eine große Menschenmenge, seinen Hit The Sound Of Musik (im kürzeren Single Edit) singt. Mit einer Szene, in der sein Butler ihm während des Songs ein Bier serviert, endet Falcos Auftritt im Film.

Warum Falco in dieser unterirdisch schlechten Filmkomödie aufgetreten ist, lässt sich wahrscheinlich so erklären, dass er einerseits mit den Produzenten des Streifens bekannt und befreundet war. Otto Retzer, der auch aus diesem Dunstkreis stammt und im Film einen Polizisten spielt, war kurz vor Falcos Tod sogar Gast bei dessen Feier zum 40. Geburtstag in der Dominikanischen Republik. Andererseits kam es Falco sicherlich auch nicht ungelegen, dass er seinen neuer Song The Sound Of Musik vorstellen konnte. Als letztes und sicherlich auch nicht unwesentliches Argument diente aber sicher auch das Finanzielle: „Es ist in jedem Fall der bestbezahlte Urlaub meines Lebens“ sagte Falco zur Veröffentlichung des Films im Sommer 1986. Und in der Tat dürften sich die Produzenten des Films Falcos Mitwirkung einiges haben kosten lassen – war doch klar, dass Falco, der damals am Höhepunkt seiner Berühmtheit und Beliebtheit stand, diese mittelmäßige Komödie, die ohne Falcos Teilnahme sicherlich nicht so erfolgreich gewesen wäre (rund eine Million Zuschauer sahen den Klamauk im Kino) auch medial in neue Dimensionen führen würde.

Falcos Auftritt erscheint also nachvollziehbar, aber natürlich haben ihm solche Blödelauftritte künstlerische und auch imagetechnisch nicht gerade gedient. Wie auch bei seinem anderen Cameo beim Film Formel Eins – Der Film von 1985 geht Falco mit seiner Rolle, in der er sich selbst spielt, egal ob nun als Falco selbst oder sein Doppelgänger, extrem selbstironisch um. Falco spielt Falco, und das macht er in einer Art und Weise, die es ihm erlaubt, sich vom dumpfen Blödel- und Klamaukniveau des Films, in dem er mitwirkt, zu distanzieren. Auch zeigt Falco mit so einem Spiel, dass er die Unterscheidung zwischen sich selbst und der von ihm geschaffenen Kunstfigur sehr klar sieht. So sagt er auch in einem Interview während der Dreharbeiten zu diesem Film: „Naja, ich bin schon vor 10 Jahren unter die Schauspieler gegangen als ich mich entschlossen habe, einen Charakter namens Falcos darzustellen. Ich hab in dem Film nicht viel anders zu tun, als eben mich zu spielen. Ich bin insofern also nur Gast hier. Ich hab von der Schauspielerei her nicht allzu große Aufgaben“.

Wenn sich die Presse mit dem Film auseinandersetzte, hagelte es natürlich Verrisse. So schrieb die Kölner Rundschau von einem „Mittelding zwischen Klamotte und einem Musikfilm mit platten Wortspielereien“, das Lexikon des internationalen Films sieht ein „mit aufgesetzt wirkenden Nebenhandlungen und modischen Trends versehenes Lustspiel, das nicht mehr als Situationskomik bietet“.

An den Kinokassen war der Film durchaus erfolgreich, das lag sicherlich aber zum Großteil an der Mitwirkung Falcos, der damals, im Sommer 1986, im Zenit seines Erfolgs stand und als Magnet wirkte. Noch mehr als Formel Eins – Der Film, in dem Falco ein Jahr zuvor mitwirkte, stellt der Streifen ein Paradebeispiel für seichte deutsche Kinokomödien dar. Die Handlung ist dümmlich, die Schauspieler entweder grottenschlecht (Mike Krüger) oder unterfordert (Susanne Monn, Kurt Weinzierl, Hans Clarin, Ossy Kolmann) und selbst Falco-Fans ziehen sich beim Betrachten der Szenen mit Falcos Beteiligung sämtliche Fremdscham-Nerven zusammen.

Pressetext

Mike und Susanne haben ein großes Problem: alle Ersparnisse und Reserven sind aufgebraucht und somit herrscht totale Ebbe in der Kasse. Natürlich könnte es das verrückte Pärchen mit normaler, ehrlicher Arbeit versuchen, doch das würde die kostbare Zeit in Anspruch nehmen, die sie für ihre Liebe brauchen. Deswegen probieren sie, mit illegalen Methoden an Geld zu kommen. Doch schon der erste Banküberfall endet im totalen Chaos. Durch einen Zufall kommt das Pärchen an eine Tasche voller Juwelen, die sie, auf der Flucht vor der Polizei, in einem Geflügel-Laden in einer gefrorenen Gans verstecken. Als sie nun kurze Zeit später ihre Beute einsacken wollen, ist die "goldene Gans" bereits verkauft.

"Geld oder Leber" ist ein brutaler Anschlag auf die Lachmuskeln des Zuschauers, denn hier folgt ein abgedrehter Gag auf den anderen. Mit dabei sind viele Stars wie Mike Krüger, Ursula Monn, Falco, Raimund Harmstorf, Hans Clarin, Werner Kreindl u.v.m.

Filminfos

Regie: Dieter Pröttel
Buch: Christoph Treutwein, Mike Krüger, Dieter Pröttel
Produzenten: Erick Tomek, Karl Spiehs, Luggi Waldleitner
Kamera: Atze Glanert
Schnitt: Karin Albrecht, Claudia Wutz
Darsteller: Mike Krüger, Ursela Monn, Falco, Simone Brahmann, Corinna Genest, Lotti Krekel,
Renate Muhri, Raimund Harmstorf, Hans Clarin, Werner Kreindl, Jochen Busse etc.
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Sprache: Deutsch
Aufnahmeorte: Wörthersee, Kärnten, München

Veröffentlichung

VHS, DVD, Blu-Ray
Extras: Vorwort, Slideshow,  Trailer, Werbematerial mit Interviews etc.
Sprachen: Deutsch 2.0
PAL
Widescreen 4:3
1:1.75