Song

Falco Rides Again

Laufzeit

4:44 Minuten

Album

Wiener Blut [1988]

Musik, Text und Produktion

Musik: Rob & Ferdi Bolland
Text: Falco, Rob & Ferdi Bolland
Produzent: Rob & Ferdi Bolland

Über den Song

Wie der Name des Songs schon verrät, handelt es sich hier um die Kennmelodie von Falcos Comeback anno 1988, Falco sprach von einer "Konzeptnummer". Dieser Selbstbezug wäre ja schon peinlich und pathetisch genug, aber auch der Umstand, dass Falco zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Songs ja nicht unbedingt lang von der Bildfläche verschwunden war (das Album Emotional erschien 1986 und auch 1987 gab es mit dem Erscheinen der Single Emotional und auch Body Next To Body, dem öffentlichkeitswirksamen Duett mit Brigitte Nielsen, Falco-Veröffentlichungen) machen eine solche Songthematik rätselhaft und unnötig. Die Nummer wurde von den Bollands geschrieben und die Idee einen solchen „Falco is back“-Song zu komponieren, geht wohl eindeutig weniger auf Falco, als auf die beiden niederländischen Songwriter-Brüder zurück.

Vor einem an Pferdegalopp erinnernden Beat entwickelt sich (während der Aufzählung von realen und fiktiven Orten, darunter auch Frankfurt, eine kleine, böse Anspielung der Bollands auf Mende/DeRouge, die Produzenten der anderen Songs auf dem Album Wiener Blut) langsam und minimalistisch eine Melodie, es ist keine starke, direkt ins Ohr gehende Melodie, sondern wirkt eher zart hingehaucht. Nach Falcos Rap führt eine gesungene Bridge hin zum kurzen aber prägnanten Refrain. Im Mittelteil setzt dann eine Flamenco-Gitarre ein („Toca la guitarra, ey!“), bevor der Song ohne nochmals Schwung zu holen und ohne Wiederholung des Refrains eher unaufregend mit einem zusätzlich Gitarrenriff und dem Einspielen von rhythmischem Händeklatschen und Zitaten aus Western-Soundtracks abrupt endet.

Falcos Input dürfte sich auf ein paar wenige Worte beschränken, zu sehr klingt dieser Song wie eine typische Bolland-Nummer, bei der Falco lediglich seine Tonspuren eingesungen hat. Wie auch andere Lieder auf diesem Album klingt es wie eine Nummer seiner Produzenten, als hätte Falco mehr oder weniger lustlos einfach seine Stimme an diesen Comeback-Song verliehen.

Es ist thematisch ein (nicht nur im Nachhinein) tragisch-blamabler Titel, ein Song der verzweifelt und verkrampft ein Comeback herbeizusingen versucht. Ein solches Thema für einen Song ist an sich schon peinlich, der Umstand, dass diese Rückkehr zu Form und Erfolg dann alles andere als passiert ist, lässt das Lied im Rückblick noch jämmerlicher erscheinen. Es ist zudem skurril, dass Falco im Song selbst schon wehleidig wirkt und sich als missverstanden präsentiert: er beschreibt sich als zäher, harter Cowboy, der schon alles im Leben und auf der Welt gesehen hat, er ist ein gesetzloser Desperado, hat harte Zeiten hinter sich und postuliert, dass er daran nicht zerbrechen wird, er wird stärker denn je zurückkommen, wie ein Boomerang, und bis zum Schluss kämpfend. Er fühlt sich schlecht behandelt, Rufe nach seinem Ende wurden laut, aber er hat keine Lust auf Niederlagen, er ist zurück um zu siegen, schwört seinen Feinden süße Rache. All diese Western- und Cowboy-Romantik ist also durchtränkt mit einer gehörigen Portion Selbstmitleid und dem Beigeschmack, dass sich Falco nicht sehr wertgeschätzt fühlt. Es ist somit weniger ein kraftvoller Comeback-Song als eine weinerliche Trotzreaktion, verbunden mit dem Wunsch, dass man den Protagonisten doch bitte verstehen und ihm wieder die Liebe angedeihen lassen solle, die er so sehr vermisst.

Falcos Manager Horst Bork hält den Titel dennoch für unter Wert geschlagen, auch sieht er autobiographische Züge darin (was bei einem Comebacksong mit diesem Titel ja wohl irgendwie auf der Hand liegt…). Der Trouser Press Record Guide geht wohl am härtesten mit dem Lied ins Gericht, wenn konstatiert wird, dass es die Frage „how can we miss you if you won’t go away?“ stellt. Die Literaturwissenschaftlerin Alice Bolterauer bezeichnet die Nummer mehr als nur ironisch als Falcos „Winnetou reitet wieder“-Hommage.

Der Song war 1988 als zweite Single im Gespräch, glücklicherweise wurde diese Idee dann aber fallengelassen und stattdessen Satellite To Satellite ausgekoppelt.

Live wurde der Track lediglich als Intro am Beginn des Konzerts in Oldenburg 1988 gespielt, nach der Aufzählung der Orte und einem kurzen Anspielen des Refrains wurde nach rund einer Minute ansatzlos in den nächsten Song der Setlist gewechselt.

Auf dem Textsheet beziehungsweise im Booklet des Albums Wiener Blut wird der Song auch teilweise anders geschrieben, hier heißt er „…Rides Again“, auf die Erwähnung des Künstlernamens wird also verzichtet.

Der Song hat sicherlich einen gewissen Charme, der hauptsächlich im ungewöhnlichen Drum-Beat und der zarten Instrumentierung besteht. Auch die Bridge und der Refrain haben gute Ansätze, aber irgendwie wirkt die Nummer wie nicht ganz fertig produziert, wie ein Demo. Was dem Song aber extrem schadet, ist die zwanghafte Thematik des selbst herbeigesungenen Comebacks. So etwas wirkt immer peinlich und selbstreferenziell. Wenn das Ganze dann auch noch ins Leere geht und Falcos Album Wiener Blut, auf dem sich der Song befindet, nicht gerade die Krone von Falcos kreativem und auch kommerziellem Schaffen ist, dann erzeugt ein solcher Track halt leider nicht viel mehr als Schadenfreude bei all den nicht so Wohlgesonnenen.

Text

(Falco rides again
Vienna, El Paso, Winterthur, Frankfurt - hey!
Severingen, Rio, Kitzbühel, Liverpool - ho!
Bali, Wladiwostok, the Ponderosa, Reykjavik - hey!
Disneyland, Atlantis
Falco rides again)

Say!
Yeah
Alright

This is the story of a lonely man
Er hat die Hitze, die Kälte der Prärie gesehen
Say hey, say ho

Es sprechen die Gitarren über Germany
Na, vom gesetzlosen Desperado reden sie
Say hey, who'll get the bullets, say ho

I've been through the snow and the storm
I've felt the cold
No one to keep me warm, no
Agony and pain

Falco rides again
Bang bang
Falco rides again
I won't break
I won't bend
Falco rides again
And it's me and the band
He's coming back like a boomerang
He'll fight till the end
Falco rides again
Bang bang

Yeah

I've been up, have been down
I've been pushed around
Beated, mistreated, gagged and bound
Say hey, who'll get the bullets, say ho

Und vom Rio Morte tönt es mezzoforte
Hängt ihn hoch, hängt ihn höher, hängt ihn ohne Worte
Say hey, who'll get the bullets, say ho

I'll break down the walls
And no more defeat
I want the taste of victory
Revenge is sweet

Falco rides again
Bang bang
I won't break
I won't bend
Falco rides again
'Cause it's me and the band
Falco rides again
He's coming back like a boomerang
He'll fight till the end
Falco rides again

Rides again
Toca la guitarra, ey!
Say! Ah!
Bang bang
Say!

Falco rides again
Bang bang
Falco rides again
Falco rides again
Bang bang
Falco rides again

Come, let's ride
Come on, baby, let's ride
And ride
Ride

Bang bang
Falco rides again
Ride
Falco rides again
Ride
Ride, ride
Come on, baby, let's ride

Falco, Falco, Falco rides again
Ride
Falco, Falco, Falco rides again
Come on, baby, say ride
Falco, Falco, Falco rides again
Ride
Falco, Falco, Falco rides again

Bang bang

Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.