Song

Sexuality

Laufzeit

3:59 Minuten (1998 Version)
2:59 Minuten (2004 Version)

Entstehungszeit und Veröffentlichung

1995 (Demo-Versionen)
1998 (Aufnahme Version mit Hansi Lang)
2004 (Aufnahme Andrè Leherb, Aufführung im Rahmen der österreichischen Vorausscheidung zum Eurovision Songcontest)

Musik, Text und Produktion

Musik: Falco
Text: Falco, Ronnie Rocket
Produzent: Ronnie Rocket

Über den Song

Dieser Song, bei dem Falco laut Autoreninfo die Musik und Ronnie Rocket (a.k.a. Ronnie Urini) den Text geschrieben hat, besitzt eine ungeklärte und teilweise wahrscheinlich bewusst vernebelte Entstehungsgeschichte. Laut Rocket, einem österreichischer Underground- und Alternativmusiker, der vor allem Ende der 70er Jahre in Wien einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte, haben Falco und er 1995 für den Text von Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da zusammengearbeitet. Im Zuge dieser Kooperation (für die Rocket angeblich für die Abgabe seiner Autorenrechte von Falco den Betrag von 10.000 Schilling, heute rund 800 Euro, bekommen haben soll) präsentierte Falco auch Musik-Fragmente einer neuen, von ihm selbst geschriebenen Nummer, zu der er noch keinen Text, lediglich die Titelidee, hatte. Gemeinsam erarbeitete man dann anscheinend ein Demo (auf dem Falco Teile des unfertigen Textes singt und Bass spielt), der Song sollte auf Falcos nächstem Album Platz finden. Nach dem Erfolg der Single Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da hatte Falco kein Interesse mehr an dem Song und einer weiteren Zusammenarbeit mit Rocket.

Erst Jahre später, nach Falcos Tod 1998, hat Rocket an dem Song weitergearbeitet und den Text und die Musik vervollständigt. Um die ganze Geschichte noch skurriler zu machen, hat dann Hansi Lang (Falcos ehemaliger Bandkollege und Freund, der, wenn man den Gerüchten glauben darf, Ganz Wien und Verdammt Wir Leben Noch gemeinsam mit Falco geschrieben hat) die Nummer eingesungen. Diese Version wurde nie veröffentlicht, man kann jedoch hier den sogenannten ’Cyper Punk Edit‘ online hören (von wann dieser stammt, ist unbekannt, er scheint jedoch von 2018 zu sein).

2003 entschloss sich Rocket dann, die Nummer nochmals neu aufzunehmen, und zwar mit Andre Leherb, einem Sänger und Falco-Imitator, den er bei einem Besuch des Musicals „Cyberella“ in Wien gesehen hatte. Diese neue Version wurde dann zur österreichischen Televoting-Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2004 eingereicht. Der Song schaffte es tatsächlich bei der ORF-internen Vorauswahl in die Top Ten (wohl nur weil mit Falco ein äußerst prominenter Co-Autor mit dem Liedchen in Verbindung gebracht werden konnte) und so sang Leherb die Nummer im März 2004 bei der TV-Show. Hier erreichte er den neunten und damit vorletzten Platz.

Musikalisch ist der Track nicht besonders aufregend, in der Version mit Hansi Lang dominieren Schlagzeug, Gitarren und elektronische Elemente. Eine Melodie ist nicht wirklich erkennbar, der Gesang quält sich antriebs- und orientierungslos durch die Strophe. Wenn der Refrain einsetzt wird es nicht viel besser, Frauenchöre und Bläser heizen die chaotische Songstruktur weiter an, es herrscht völlige Planlosigkeit. Einen Mittelteil gibt es nicht, das Lied klingt genauso langweilig und strukturlos aus wie es begonnen hat. Lediglich Hansi Langs Stimme verleiht dem Ganzem etwas Interessantes, aber diesen Song kann auch er nicht retten.

Die Version mit Andre Leherb ist noch schlimmer: einerseits hat der Sänger keine wiedererkennbare eigene Stimme, er klingt von der ersten bis zur letzten Sekunde wie ein Falco-Imitator (was er ja auch war). Ebenfalls verschlimmbessert wurde der Sound: herrschten bei der Lang-Version noch härtere Gitarren und Beats vor, wurden diese bei der neuen Mischung durch weichgespülte und wohl für das Eurovision-Format braver instrumentierte Klangbilder ersetzt. Leherb klingt wie eine Falco-Parodie und die konfuse Songstruktur gepaart mit dem wirklich lahmen Post-90s-Sound machen nachvollziehbar, warum die Zuseher die Nummer (trotz Falcos Popularität) mit Pauken und Granaten beim Vorentscheid durchfallen haben lassen.

Inhaltlich geht es um das Thema Mann/Frau. Der Text lässt aber jeglichen Witz, Humor, Schärfe und auch Poesie vermissen, es klingt, als hätte man da mehr oder weniger willkürlich Worte aneinandergereiht. Laut Rocket ist der Text im Wirtshaus unter reger Beteiligung der umsitzenden Gäste entstanden – das merkt man irgendwie. Die Lyrics scheinen von einem Mann zu handeln, ihm ist langweilig und er hat Lust auf Sex („Im Internet ist’s fad, weil da kenn ich wirklich keinen, ich pfeif‘ auf deine virtual reality, gib‘ mir die Adresse von deiner Sexuality“). Dazwischen werden Falco-Stilmittel benutzt („‘Cause it’s alleweil the same“, „Und meine Zeremonie“), es bleibt aber unklar, ob hier Falco zum Text etwas beigetragen hat oder ob Rocket einfach versucht hat, hier einige Falco-typische Phrasen einzubauen. Die Texte der beiden Versionen von Lang und Leherb gleichen sich, lediglich die Jahreszahl in der ersten Zeile („Es ist 2002“) wurde bei der neuen Aufnahme durch 2004 ersetzt – gleichzeitig erinnert dieser Satz natürlich an Rock Me Amadeus, wo Falco singt „Es war um 1780 und es war in Wien“.)

Der Song ist bis heute auf keinem Tonträger veröffentlicht, lediglich online sind beide Versionen abrufbar. Dieser Umstand ist jedoch keine allzu große Tragödie, ist doch die Nummer, die angeblich von Falco und Ronnie Rocket gemeinsam geschrieben wurde, sowohl musikalisch als auch textlich nicht weiter bemerkenswert. Das Lied wirbelte 2004 im Vorfeld der Eurovision Song Contest TV-Sendung medial ein bisschen Staub auf, aber auch nur, um danach genauso schnell wieder zu verschwinden. Der Track scheint 1995 einer von vielen Versuchen Falcos gewesen sein, Material für sein neues Album zu produzieren (an einer anderen Front hat er das einerseits mit Thomas Rabitsch und Thomas Lang mit den Songs Verdammt Wir Leben Noch, Die Königin Von Eschnapur, Europa und Ec Ce Machina) und andererseits mit dem Techno-Lied Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da im gleichen Zeitraum versucht. Während der Koks-Hit professionell durchgezogen und veröffentlicht wurde, blieben sowohl die Rabitsch/Lang-Nummern als auch das Rocket-Demo bis zu Falcos Tod im Giftschrank. Dort hätte zumindest dieser Song durchaus auch bleiben dürfen.

Text 1998 Version

Schwarz, so schwarz

Es ist 2002
Es fangt schon wieder an
Im Internet ist‘s fad
Weil da kenn ich wirklich keinen
Ich pfeif auf deine virtual reality
Gib mir die Adress‘ von deiner Sexuality

Näher, näher, näher
Kriecht die Nacht
Ich will zu dir
Weil mein Hirn kracht

Ich fahr wie ein Narr
Es ist halb vier
Schwarz-blau
Blau-schwarz
Ich will zu dir
'Cause it’s alleweil the same
(Everywhere the same)

But they call it a game
(It’s getting close to you)
What’s the name?
The name of the game?
(Oh, oh, oh)

Es braucht keine Frau
Um einen Mann zu zerstören
(Oh, oh, oh)
Darauf kannst tausend Eide schwören
Da hilft nur

(Sexuality)
Gib mir, gib mir deine
(Sugar sweet,baby
Sexuality)
Gib mir deine, gib mir deine, deine
Gib mir deine

Der Tag ist die Pflicht
Auf die Nacht kommt die Kür
Ich weiß nicht was red'
Was red' ich dafür

Du sagst Männer sind nur Penner
Und das Grauen von den Frauen
Bitte lass‘ mich tief in deine Augen schauen
'Cause it’s alleweil the same
(Everywhere the same)

But they call it a game
(It’s getting close to you)
Insane, insane

Jetzt geben wir Gas mit der Poesie
Manchmal wirkt’s
Aber oft auch nie
Ich hab einen Sack voll Geld
Und meine Zeremonie
Gib mir deine sexuality

'Cause it’s alleweil the same
(Everywhere the same)
But they call it a game
(It’s getting close to you)
What’s the name?
The name of the game?
(Oh, oh, oh)

Er hat sein Elend ganz tief drinnen
Und fragt sich täglich nach dem Sinn
Da hilft nur

(Sexuality)
Gib mir, gib mir deine
(Sugar sweet,baby
(Sexuality)
Gib mir deine, gib mir deine, deine
gib mir deine
(Sexuality)
Gib mir, gib mir deine
(Sugar sweet,baby)

(Sexuality)
Gib mir deine, gib mir deine, deine
(It’s getting close to you)
Gib mir deine
(It’s getting close to you)
I wannna get physical
(It’s getting close to you)
I wanna tame
Tame your
(Sexuality)

Gib mir deine, gib mir deine, deine
(Sugar sweet,baby
Sexuality)
Gib mir deine, gib mir deine, deine
(Sexuality)
Gib mir deine

Gib mir deine, gib mir deine, deine
(Sugar sweet,baby)
Gib mir deine, gib mir deine, deine
(Sexuality)
Gib mir deine, gib mir deine, deine
(Sexuality
Sugar sweet,baby)
Sexuality

Text 2004 Version

Es ist 2004

Anmerkung: Bei diesem Song hat  Falco die Musik geschrieben, er singt jedoch nicht selbst.

Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.