Song

Naked

Laufzeit

3:49 Minuten

Album

Out Of The Dark (Into The Light) [1998]

Single-Auskopplung

August 1996
Charts: #4 AUT, #50 GER

Musik, Text und Produktion

Musik: Voyce
Text: Falco, Voyce
Produzent: Torsten Börger

Offiziell veröffentlichte Mixes/Edits/Versionen

  • Full Frontal Mix 6:02 (1996)
  • Sweetbox Short Mix 3:05 (1996) (Remix: Sweetbox a.k.a. Roberto 'Geo' Rosan)
  • Sweetbox Filter Mix 6:48 (1996) (Remix: Sweetbox a.k.a. Roberto 'Geo' Rosan)
  • Sweetbox Club Mix 6:13 (1996) (Remix: Sweetbox a.k.a. Roberto 'Geo' Rosan)
  • Beam’s Devil Dance 6:52 (1996) (Remix: Beam a.k.a. Michael Urgacz & Tobias Beckhoff)
  • D-Syndroma House Mix 5:27 (1996) (Remix: D-Syndroma a.k.a. Mark Mosmüller, Michael Urgacz & Patrick Köller)
  • D-Syndroma Night Mix 5:58 (1996) (Remix: D-Syndroma a.k.a. Mark Mosmüller, Michael Urgacz & Patrick Köller)
  • D-Syndroma Radio Mix 4:00 (1996, veröffentlicht 2012) (Remix: D-Syndroma a.k.a. Mark Mosmüller, Michael Urgacz & Patrick Köller)

Über den Song

Der Song ist die letzte zu Falcos Lebzeiten veröffentlichte Single und bedient sich soundtechnisch im bereits bei der Erscheinung nicht mehr wirklich angesagten Eurodance-Fundus. Produziert wurde der Titel von Torsten Börger, als Musik-Autor zeichnet Jürgen Bick alias Voyce verantwortlich. Die Nummer war keine Auftragsarbeit, also nicht speziell für Falco geschrieben worden, ein Umstand, den man bemerkt, wie auch die andere Voyce-Komposition, die Falco aufgenommen hat (Push! Push!) passt der Titel weder musikalisch noch textlich wirklich zu Falco, die Aufnahme klingt beliebig und auch Falco kann diesen Song nicht über seine doch sehr limitierten musikalischen und textlichen Grenzen heben.

Veröffentlicht wurde die Nummer unter dem Künstlernamen Falco feat. T-MB – und ist somit nach Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da, welches unter dem Pseudonym T-MA beziehungsweise T-MA a.k.a. Falco veröffentlicht wurde, die zweite Single, die nicht unter der klassischen Falco-Marke veröffentlicht wurde. Für was diese Buchstaben stehen sollen (T-MA soll ja eine Abkürzung von „Thema“ oder auch von „Too Many Assholes“ sein) bleibt ungeklärt – ich persönlich habe die natürlich nicht ernst gemeinte Bedeutung „Too Many Buttholes“ in Anspielung auf die Bedeutungsebene von T-MA immer infantil-lustig gefunden. Warum diese Namensgebung gewählt wurde, erklärte Falco 1996 in einem Interview so: „Am Falco-Relaunch liegt (nach wie vor) Druck, mit (einer anderen Namensgebung) wollten wir dem (erneut) ausweichen“. Am wahrscheinlichsten ist es, dass der Alias-Name einfach alphabetisch beeinflusst ist: Nach A kommt B, was liegt da näher als nach T-MA einfach T-MB zu wählen.

Musikalisch bedient der Song ein Dancefloor-Publikum, es ist ein Titel, der endlos einige, wenige, trivial-nichtssagende Textelemente wiederholt („Naked, take it, shake it, make it, break it, fake it, taste it, waste it, I just can’t await it“) und wenig überraschend kein großer Erfolg wurde. Dem Stil der 1990er Jahre folgend, hört man massiv Frauenstimmen im Hintergrund, harte Tanzbeats treiben den Song voran, das Ganze klingt jedoch zu fast jeder Sekunde dumpf und billig, es ist austauschbarer Wegwerf-Eurotrash-Musik und man kann sich nur wundern, warum Falco und sein Produktionsteam diesen Song überhaupt aufgenommen haben. Jürgen Bick alias Voyce, der Songwriter meint selbst, dass der Song „unpassend für Falco“ gewesen ist und dass die Nummer „in der Ur-Demo“ (bevor Torsten Börger sie final produziert hat) „wesentlich härter und poppiger“ im Sound gestaltet war und nicht so sehr diesen „Kirmestechno“-Klangteppich  besaß. In der Tat passt der Eurodance-Sound (eine Stilrichtung innerhalb der elektronischen Musik, die in ihrem Mix aus Techno, HipHouse und Pop stark auf den Mainstream-Geschmack setzt) nicht wirklich zu Falco und es war bereits bei der Veröffentlichung dieses Titels im August 1996 klar, dass dies nicht der erhoffte Comeback-Erfolg werden würde, den sich Falco erhofft hatte.

Falcos Input bei diesem Track beschränkt sich auf wahrscheinlich wenige Textzeilen, es sind jedoch diese Lyrics, die dem Song zumindest kurzzeitig ein gewisses über das Banale hinausgehende Niveau geben – wenngleich auch hier Sexismus und Machoismen nicht zu kurz kommen: Nach rund eineinhalb Minuten verändert sich der Sound und das Tempo der Nummer und Falco rappt seine Gedanken über Nacktheit und Modemacher („Ist sie erstmals nackt…“). Diese Lyrics sind jedoch nur bei der Originalversion und im Sweetbox Short Mix und im Sweetbox Club Mix enthalten. Auch die Textpassage nach rund drei Minuten dürfte von Falco sein („Ist es wahr? Also bitte, wenn du willst, dann zieh dich aus“ – in den Remix-Versionen dieses Titels wird der letzte Satz übrigens nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch gesungen: „Take it off“).

Als Textautor neben Voyce ist übrigens „White Duke“ angegeben (wie auch bei Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da) – eine Anspielung an die „Thin White Duke“-Phase von Falcos Held David Bowie. Der Kosename „Mon Amour“, den Falco im Text verwendet, verweist angeblich und durchaus glaubwürdig auf Falcos damalige Freundin Caroline, laut Falcos langjährigem Manager Horst Bork war dies die liebevolle Bezeichnung Falcos für seine kanadische Lebensabschnittspartnerin.

Inhaltlich geht es titelgetreu um Nacktheit, außer den Textpassagen, die Falco beigesteuert hat, ist thematisch dazu aber wenig Bezug vorhanden. Falco gab zum Zeitpunkt der Veröffentlichung einige Interviews, in denen er sarkastisch über den Song sprach: „Die Nummer ist eine Werbehymne für die Damenober- und unterbekleidungsindustrie. Was da alles an Geld ausgegeben wird, um sich anzuziehen, wo es im Endeffekt nur ums Ausziehen geht. Ich habe viele Jahre zum Thema hautnah recherchiert, um so viele eigene Erfahrungen einfließen lassen zu können“.

Jürgen Bick alias Voyce, der Komponist der Nummer sprach in einem Interview davon, dass das Thema des Songs ursprünglich ein anderes war, ihm zufolge ging es in seiner Demo-Version nicht so sehr um körperliche Nacktheit als um eine Aussage im Sinn von „open minded“. Was das genau bedeutet und wie sich diese alternative Ausrichtung in der Originalfassung bemerkbar gemacht hat, bleibt jedoch unklar.

Falcos zusätzlich verfasster Text steuert in Richtung einer Interpretation, bei der es um das Vorspiel des Liebesaktes geht. Er meint, dass die Vorfreude das Aufregendste, der Weg das Ziel ist („Ist sie erst mal nackt, ist alles fast vorbei“) und nach dem Ausziehen eine gewisse enttäuschende Routine einsetzt („Nach dem G-String ich begreife, alles da wo es immer war“). Auch die Fashion-Industrie spricht Falco an, wenn er meint: „Mit Modemachern habe ich einen Deal, und zwar: sie ziehen dich an und ich dich aus“.

Die Kritiken bei der Veröffentlichung des Songs waren, freundlich formuliert, zwiegespalten: Das Libro-Magazin schrieb sogar zwei Kritiken, eine negativ, die andere positiv. In der einen ist von „doofem Euro-Techno“ die Rede, Falcos „Masche, dass es cool ist, alles noch so Billige und Tiefe zu machen, sofern es nur Geld bringt“ wird verurteilt. In der anderen wird die Single als „Dance-Nummer von Falco-Format, die die ideale Mischung aus zeitgenössischen Beats und Hölzel-Personality“ darstellt, gelobt.  Die meisten Medien ignorierten den Release völlig, die Salzburger Nachrichten sehen einen „Peepshow-tauglichen Eurodance-Hadern“ und selbst Falco entgegnete auf einen Vorwurf in einem Interview mit dem Magazin Musikexpress/Sounds, dass „der Song wirklich nicht der Subtilität letzter Schluss ist. Wir haben die Nummer eingekauft, den Komponisten kenne ich gar nicht. Aber ich sage: alles geht heute und Purist war ich nie! Ich habe eine Distanz zu mir, für mich ist das ganze Kasperltheater nichts anderes als reine Profession, die ich soweit ernst nehme, soweit man Geld damit verdienen kann, mehr nicht“. Auch Horst Bork schreibt in seinem Buch, „dass Falco halb fiel, halb gezogen wurde“ um diesen Titel aufzunehmen.

Die Nummer wurde im Herbst 1996 als Single ausgekoppelt, die Strategie war, in einem ersten Schritt abzuwarten, ob die Veröffentlichung ein Erfolg wird. Wenn dies eingetreten wäre, hätte man die (bereits damals fast fertige LP) schnell danach auf den Markt gebracht, wenn nicht (was ja dann der Fall war), war es als sinnvoller angesehen worden, mit dem Album noch zu warten. Dazu Falco: „Die Single lief in Österreich ausgezeichnet, in Deutschland weniger gut. Es war das erste Mal, dass ein Titel, der in Österreich unter den Top 3 war, in Deutschland nicht mindestens unter die Top 10 kam. Jedoch brachte diese Tatsache mit sich, dass wir nicht unter dem Druck standen, die CD gleich folgen zu lassen. Einerseits konnte ich auf diese Art in Ruhe übersiedeln, andererseits haben wir gleich eine Kurve in Richtung Qualität eingeschlagen“.

Das Coverdesign der Single war mindestens so billig und plump wie der Song selbst: Ähnlich wie bei Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da wurde kein Künstlerphoto verwendet, sondern eine computerbearbeitete Collage aus einem Bild einer dunkel-gefährlichen Seitenstraße, einer hockenden, nackten Frau auf deren Körper das Wort „Naked“ projiziert ist und dem Sujet eines Mannes, der seinen Hut tief ins Gesicht zieht (dieses Motiv wurde identisch bereits beim Cover von Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da eingesetzt). Rechts im Cover sieht man den Künstlernamen (Falco feat. T-MB) in Orange, darunter in weißer Farbe den Songtitel. Auf der Innenseite des Covers ist die gleiche nächtliche Seitenstraße abgebildet, jedoch stehen hier vier nackte Frauen mit der gleichen Projektion auf ihren nackten Körpern wie auf dem Frontcover. Ja, das klingt schlimm und ist es auch… Auf der vorab an Radiostationen ausgesendeten Promo-CD der Single kam noch ein alternatives Cover-Artwork zum Einsatz: hier wurde vor einem dunkelblauen, neutralen Hintergrund lediglich der Künstlername (in Orange) und der Songtitel (in Weiß) angedruckt – auf dieser Promo-Veröffentlichung wird übrigens als Künstler der Name Falco alleine angeführt, von T-MB ist hier noch keine Rede.

Natürlich wurde auch ein Videoclip produziert, wiederum von Dolezal und Rossacher. Auch hier wird auf die Thematik des Songs eingegangen, gleichzeitig scheint das primäre Ziel die krampfhafte Verursachung eines Skandals gewesen zu sein. Die Regisseure haben hier wirklich alles versucht, jede noch so einfältige Idee visuell umzusetzen, wenn sie nur provokantes Potential hat. Das Video beginnt mit einem Affen auf einem Thron, danach sieht man halbnackte Schönheitsköniginnen mit „Waste Me“-Schleifen, ein Kind schreit in einem Einkaufswagen, eine dekadente ältere Frau nimmt genussvoll einen Zug aus ihrer Zigarette. Wenn Falcos Gesang einsetzt sieht man ihn im schwarzen Sakko mit weißem Shirt mit einem Messer spielen. Darauf folgt ein halbnacktes Mädchen mit Plüschteddy, eine Stripteasetänzerin, der Geldscheine auf den Kopf regnen, eine Tänzerin an der Go-Go-Stange und schließlich zahlreiche Mädels mit transparenten Blusen. Die Erregungsschraube wird dann trashig noch weiter angezogen, eine barbusige Dame kommt ins Bild, eine andere Frau zieht sich ihr Unterhöschen aus. Dazwischen sieht man immer wieder Falco der in ein von der Decke baumelndes Mikrofon singt. Vor Falcos Rap-Teil sieht man ihn wie er mit einer Hand eine Glasvitrine zerstört, darin Polaroids der im Video vorkommenden Schönheiten. Danach wird ein Video von Falco auf die nackten Körper der Models projiziert. Damit das Ganze aber bitte auch wirklich einen Skandal auslöst, kommen dann noch junge blonde Mädchen mit Maschinengewehren und in einem an Hitlerjugend-Uniformen erinnernden Outfit ins Bild… Im letzten Teil häuft sich dann noch die Busen- und Bein-Dichte und Falco darf dazwischen süffisant lächelnd und mit Macho-Gesichtsausdruck einen Beitrag leisten. Zu guter Letzt kommt es auch noch zu Wrestling-Einlagen der leichtbekleideten Frauen auf der sich drehenden Peepshow-Bühne und dem Einblenden einer Pistole. Ganz am Ende sieht man Falco ironisch einen Schmollmund machen, als wollte er uns sagen „Regt euch nicht auf, ist doch nur Spaß“.

Später erschien auf DVD auch noch eine so genannte Hardcore-Version des Videos, hier wird der Nacktheits- und Gewaltfaktor nochmals noch oben geschraubt (mehr nackte Körper, geschlagene Frauen, mehr Kinder mit Waffen, blaue Flecken und Blut, nackte Busen pressen sich mit Duschshampoo gegen Glaswände etc.). Es ist klar, dass hier einfach eine mediale Erregung Sinn und Zweck dieser verschärften Version gewesen ist, aber nicht erst hier ist die Grenze der Plumpheit, Peinlichkeit und des schlechten Geschmacks klar überschritten worden.

Falco selbst scherzte in mehreren Interviews über den Videodreh: „Die einzige Vorgabe an den Regisseur war, dass ich selbst angezogen bleiben muss, es gibt andere interessant bewegte Körper. Die Frauen im Video hab ich natürlich selbst gecastet, jetzt muss ich schon Videos drehen, um nackte Frauen zu sehen“.

Ewa Mazierska beschreibt das Video in ihrem Buch folgendermaßen: „The video shows the fashion industry’s extraordinary achievement of dressing women (beautiful women, one should add) in a way which makes men willing to undress them. But this is not the full story. While showing dressed, and almost undressed women, the video glorifies sexual violence. The singer/protagonist confesses that he wants to „take it, shake it, taste it, waste it“ and we see him first with a knife in his hand and then breaking a glass cupboard, containing photographs of women. This reference to male violence harks back to Jeanny and one can guess that the makers of this song, Falco included, might have planned it as a new, more daring version of this song. There are further differences. While Jeanny showed a man vulnerable to his murderous instincts and ultimately defeated by being locked in a psychiatric ward and haunted by the memory of a woman for whom he lusted, (this song/video) conveys a sense of unpunished and unchallenged male mastery over women. The man, played by Falco, is individualized; there are no other men in this narrative other than him, unlike women, who are rendered as interchangeable and disposable like a mass of flesh on display for male delectation. This impression is strengthened by placing the actresses on a round, rotating stage and using fast motion in the later part of the video, as in a peepshow. While all the women playing in this short film are semi-naked, Falco remains dressed in a traditional black suit over a white T-Shirt, a variant of his dandy attire. The somewhat mature, yet very attractive face of the singer (…) adds to the impression that the film’s protagonist knows all too well how to handle women. The video also points to women’s acquiescence to such treatment, testified by the inscription „Waste Me“ on a sash decorating one of the actresses in this short film, stylized on a beauty queen in beauty pageants and an episode of two women fighting with each other, is if for a chance to be wasted by this charismatic brute, whose animal nature is underscored by replacing him in some shots with an ape. Among the actresses of the film, we see two blond girls with guns, an image which brings o my memory Godard’s „Ici Et Ailleure“ (1976), where he showed Palestinians of both sexes preparing to fight to regain their country. While in Gorard’s film, however, the image of children was used politically, here, so to speak, the political image is used aesthetically or erotically. Guns make the girls look kinky. (The song/video) can be thus regarded as a form of postmodern détournment, which serves neoliberal capitalism by disarming political images. The authors (…) committed all possible sins not only against the conservative „moral right“, but also feminism, confirming the common view of Falco as an unreconstructed, regressive macho. Due to its peepshow aesthetics, perversion and humour (the song/video) also awakes association with fin-de-siécle naughtiness, in which the writers and artists of the Habsburg times excelled, one example being Leopold von Sacher-Masoch”.

Die Single war lediglich in Österreich ein Hit (#4), in Deutschland kam sie nicht über #50 in den Charts hinaus. In der Schweiz konnte sich der Song nicht in den Hitparaden platzieren. Dieser hinter den Erwartungen zurückgebliebene Erfolg hatte zur Folge, dass das bereits fast fertige Album nicht sofort veröffentlicht wurde – insofern ist es auf diesen Song zurückzuführen, dass Falcos letzte LP erst nach seinem Tod auf den Markt kam.

Ähnlich wie bei Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da machte Falco auch für diese Single keinerlei Promotion im Rahmen von TV-Playback-Auftritten. Allerdings absolvierte er einige Auftritte in Unterhaltungsformaten, wie zum Beispiel in der Harald-Schmidt-Show. Falcos Plattenfirma produzierte übrigens als Werbemittel ein Badetuch mit der Aufschrift “Naked” und “Falco”.

Von dieser Nummer wurden acht Remixes angefertigt: von Torsten Börger wurde der ‘Full Frontal Mix’ produziert (der Falcos Rap-Teil entfernt; dieser Mix wurde dann auch auf dem Album verwendet, eine schlechte Entscheidung, die wohl nur deshalb getroffen wurde, um die Laufzeit der LP zu verlängern). Geo (alias Roberto Rosan) bastelte unter seinem Künstlernamen Sweetbox drei weitere Mixes (die alle einen fetteren Beat aufweisen und elektronischer produziert sind; beim ‚Filter Mix‘ wurde übrigens ebenfalls Falcos Gesangspart rausgemischt). Diese Versionen sind auf der regulären CD-Single enthalten. Für eine auf den Einsatz in Clubs und Disco fokussierte 12“-Platte wurden dann noch weitere Mixes produziert. Mark Mossmüller, Patrick Köller und Michael Urgacz zeichneten unter dem Alias D-Syndroma für insgesamt drei Remixes verantwortlich (wobei der ‚Radio Mix‘ erst 2012 posthum veröffentlicht wurde, alle diese Mixes setzen auf damals angesagte Tanzmusikstile), unter dem Pseudonym Beam mischten Michael Urgacz und Tobias Beckhoff die Nummern ein weiteres Mal ab. Auch bei diesen Versionen fehlt Falcos Rap-Beitrag, der Remix hat einen galoppierenden Rhythmus und hat mit Falco und dem Originalsong fast nichts mehr zu tun. Bei sämtlichen Remixes wird ein Satz in den Lyrics gegenüber dem Original verändert: Falco singt hier „Take it off“ statt „Zieh dich aus“.

Der Song ist der letzte, den Falco zu Lebzeiten veröffentlicht hat. Es ist traurig, dass einer so unterdurchschnittlichen und banalen Nummer diese Ehre zuteilwurde. Es ist ein Titel, der (nach dem Erfolg der Techno-Nummer Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da) schnell in einem ähnlichen, wenngleich nicht so extrem anderen musikalischen Stil wie die Vorgängersingle, produziert und veröffentlicht wurde. Der Track wurde nicht mal eigens für Falco geschrieben, man griff auf ein bereits existierendes Lied des Songwriters Voyce zurück – dieses passt, wenig überraschend, nicht wirklich für Falco. Auch der Umstand, dass der Song eigentlich keinen wirklich nennenswerten Text hat und lediglich aus zigfachen Wiederholungen der gleichen, sich sinnfrei reimenden Worte besteht, tut der Qualität nichts Gutes. Falco und sein Produzenten-Team wussten von der nicht gerade überragenden Subtilität der Nummer (Falco: „Wichtig war mir nur, nach Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da zu zeigen, dass ich noch lange nicht abzuschreiben bin“), auch das scheint ein Grund gewesen zu sein, diese Single nicht unter Falcos Namen, sondern unter dem Konstrukt „Falco feat. T-MB“ zu veröffentlichen.

Heutzutage klingt auch der bereits zum Veröffentlichungsdatum extrem billig und flach klingende Eurodance-Sound nochmals eine Spur trivialer. Gleichzeitig ist es auch ein Armutszeugnis für den kreativen Output Falcos, seines Produzenten Torsten Börger und auch von Falcos Artist&Repertoire-Managers Georg Glueck, dass man diese Nummer für das fertigzustellende Falco-Album trotz des Misserfolgs weiterhin verwenden wollte und schlussendlich auch verwendet hat. Es wäre wesentlich klüger gewesen, diesen Titel zu verwerfen (oder lediglich als Bonus-Track mit auf die LP zu nehmen) und dafür 1996/97 neue Songs zu schreiben, die eine höhere Qualität aufweisen und mehr an den klassischen Falco anknüpfen hätten können (wie Egoist oder Out Of The Dark). Falcos Die Aufnahme eines musikalisch wie textlich völlig für Falco unpassenden Lieds, das nicht einmal extra für ihn geschrieben wurde, stellt (wie auch die andere Voyce-Nummer Push! Push! und auch Cyberlove von Torsten Börger) ein weiteres trauriges Eurodance-Trash-Kapitel des Falco-Karriereabgesangs dar.

Text

Naked
Naked
I taste it
And then I waste it
Oh, yeah

Naked – I just wanna take it
Naked – I just wanna shake it
Naked – I just wanna make it
Naked – I just wanna break it
Naked – I am gonna make it
Naked – I don’t want to fake it
Naked – I just can’t await it
Naked, Naked, Naked

(Naked) – I just wanna take it
(Naked)- I just wanna shake it
(Naked)- I just wanna make it
(Naked)- I just wanna break it
(Naked)- I am gonna make it
(Naked)- I don’t want to fake it
(Naked)- I just can’t await it
Naked

Ist sie erst mal nackt
Ist alles fast vorbei
Denn nur was gut verpackt ist
Läßt sich bitten
Mach dich frei

Im Geschenkpapier mit Schleife
Find' ich sie so wonderbra
Nach dem G-string
Ich begreife
Alles da wo es immer war

Mon Amour
Ich deponiere
Mein Metier ist doch der Takt
Suche dir ’nen Spezialisten
Der verpackt dich für den Akt

Mit Modemacher
Ich gestehe
Hab ich einen Deal
Und zwar
Sie zieh’n dich an
Und ich dich aus
And then we shake it
Alles klar?
Won’t you?

(Naked)- I just wanna take it
(Naked)- I just wanna shake it
(Naked)- I just wanna make it
(Naked)- I just wanna break it
Naked- I am gonna make it
Naked- Gonna move and taste it
Naked- And then, and then, and then, and then, and then I waste it

(Naked)- I just wanna take it
(Naked)- I just wanna shake it
(Naked)- I just wanna make it
(Naked)- I just wanna break it
(Naked)- I am gonna make it
(Naked)- I don’t want to fake it
(Naked)- I just can’t await it
Naked

(Oh, right, baby
Yeah, yeah, yeah
(Alright, alright)

Ist es wahr?
Oh yeah
Also nein
Oder doch?
Also bitte wenn du willst
Dann, dann
Also dann
Zieh dich aus!

I just wanna take it
I just wanna shake it

Naked – I just wanna make it
Naked – I just wanna break it
Naked – I am gonna make it
Naked – I don’t want to fake it
Naked – I just can’t await it
Naked

(Oh, right, baby
Yeah, yeah, yeah
(Alright, alright)

Zusätzlich verwendete Textbausteine in alternativen Mixes/Edits/Versionen

Full Frontal Mix & Sweetbox Club Mix & D-Syndroma House Mix:

Take it off!

Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.