Song
Laufzeit
4:47 Minuten
Album
Single-Auskopplung
Juli 1990
Musik, Text und Produktion
Musik: Robert Ponger
Text: Falco
Produzent: Robert Ponger
Offiziell veröffentlichte Mixes/Edits/Versionen
- Full Length Version 5:39 (1990)
- Club Mix 7:34 (1990)
- Instrumental Club Mix 7:34 (1990)
- Radio Version 4:02 (1990)
- Instrumental Radio Version 4:02 (1990)
- Razormaid Art Maharg Digital Mix 6:58 (1990)
Über den Song
Die zweite Single aus Falcos Album Data De Groove handelt von Lust und Schmerzen, Unterwerfung und Bestrafung, es ist ein sexuell aufgeladener Song (Falco: „Ein erotisches Lied“) und auch das dürfte dazu beigetragen haben, dass es sich nirgends in den Hitparaden platzieren konnte. Gleichzeitig ist es auch musikalisch nicht gerade radiotauglich, zu sperrig, intellektuell und mit zu wenig Hitpotential kommt die Nummer daher.
Auch hier dominiert am Anfang des Lieds ein harter Breakbeat, neben Synthie-Stakkato entwickelt sich dann eine erotische und dunkel-gefährliche Melodie. Während der Strophen klingt das Ganze mehr nach Filmmusik als nach einem Popsong, Falco singt mit bedrohlicher Stimme (begleitet von einer orgastisch stöhnenden Frauenstimme) und auch der Refrain rettet die Nummer nicht: auch hier hebt er sich kaum merklich vom Rest des Songs ab, Falcos hingehauchte Stimme ist alles andere als kraftvoll und mitreißend. Irgendwie geht das Lied dennoch ins Ohr, Hitpotential ist aber keines zu erkennen. Im Mittelteil übernimmt die Instrumentierung das Ruder, wie in vielen anderen Nummern auf dieser LP erscheint die Musik im Vordergrund, als hätte Robert Ponger einen Film-Soundtrack oder ein Instrumental-Album geschrieben und Falco hätte zufälligerweise die Gaststimme übernommen. Nicht, dass dies dem Track schadet, es verleiht ihm jedoch eine Stimmung, bei der jedem bereits im Vorfeld hätte klar sein könnten, dass dieses Projekt Schiffbruch erleidet.
Wie viele andere Songs auf dieser LP (Bar Minor 7/11 (Jeanny Dry), Pusher) scheint auch diese Nummer persönlich und von Falcos Erlebnissen in der Nachtwelt beeinflusst zu sein. So ist es ja kein Geheimnis, dass Falco gerne in Nachtlokalen und Edelbordellen unterwegs war, die Thematik des Songs scheint das widerzuspiegeln. Der Titel spielt einerseits mit dem Begriff für eine besondere Ausstrahlungskraft eines Menschen, andererseits mit einem Begriff aus dem Militärbereich, er steht für einen durch einen Befehl erfolgten Auftrag. Richtigerweise merkt Ewa Mazierska in ihrem Buch an, dass eine solche Kombination Assoziationen mit dem Kultfilm „The Night Porter“ der italienischen Regisseurin Liliana Cavani aus dem Jahr 1974 weckt. In diesem geht es um die Schilderung einer sadomasochistischen Beziehung einer KZ-Überlebenden (eine Rolle, die Charlotte Rampling berühmt machte) mit ihrem ehemaligen SS-Peiniger. Dem Cineasten Falco war dieser Film sicherlich bekannt und er scheint einige Motive daraus ausgeborgt zu haben.
Es scheint ein Song über eine Dominatrix zu sein, einer Frau die Männer auf deren Verlangen hin Schmerzen (und damit auch Lust) bereitet. Heutzutage werden diese sexuellen Praktiken unter dem Sammelbegriff „Female Dominance“ beschrieben. Falco stellt zunächst die Protagonistin vor („Die Direktorin lässt niemanden ohne Strafe gehen“, „It’s the domina’s swing“, „Sie ihren direktiven Stahlstab schwenkt“), danach geht es eindeutig um S&M-Sex und um den gewünschten Rollentausch in der Machtdimensionen der Beteiligten („Du denkst nur, du wärest wer, doch hier bist du niemand mehr“). Die Tatsache, dass in der realen Welt die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen oft umgekehrt sind, dient sicherlich auch dem Lustgewinn des (meist männlichen) Dominierten. Den Umstand, dass ein solch im Rahmen dieser speziellen Spielsituation zugefügter Schmerz auch Lust bedeuten kann, beschreibt Falco sowohl in der Zeile „The games of torture“ als auch später in der Passage, wo er den österreichischen Schriftsteller Karl Kraus erwähnt: „Nach Karl Kraus klagt Lust um Leid, er meint, wo Leid ist, ist die Lust nicht weit. Meint er, ich weiß: der Weg zu weit, kein Weg zu zweit, never“. Was Falco mit diesem kryptischen letzten Satz meint ist dabei unklar, es geht aber eindeutig nicht um Blümchensex und Falco scheint auch auf die Beziehung von Karl Kraus mit der deutlich jüngeren Sidonie Nádherný anzuspielen, eine maßlose Liebe, die lebenslang von starken, sowohl positiven als auch negativen, Emotionen begleitet war.
Diese BDSM-Thematik (Dominanz, Unterwerfung, spielerische Bestrafung sowie Lustschmerz) zieht sich durch den gesamten Song, an einer Stelle spricht Falco auch davon, dass ihn „kein Tremor drängt“, auch hier erschließt sich die Bedeutung nicht ganz: so bezeichnet man mit Tremor ein unkontrollierbares Zittern in den Händen, eine Bewegungsstörung. Vielleicht spielt Falco hier darauf an, dass er sich vor dem genussvollen Schmerz nicht zittert, er ihn nicht fürchtet, sondern vielmehr herbeisehnt.
Im Text singt Falco (nach Junge Roemer) wieder mal in der italienischen Sprache, die Passage bildet die Bridge zwischen den Strophen und dem Refrain. In diesem scheint er auf den berühmten Song „Je T’aime,…Moi Non Plus“ von Serge Gainsbourg zu verweisen, wenn er singt „Andiamo! Perque non tu ti amo? Vamos! Perque non ti amo“ (deutsche Übersetzung von mir): „Lass uns gehen. Und warum liebst du dich nicht? Gehen wir! Weil ich dich liebe. Weil ich dich nicht liebe“). Im Song von Gainsbourg heißt es hingegen „Ich liebe dich. Ich dich auch nicht“.
In Falcos Textbüchern findet man eine leicht veränderte textliche Gestaltung einer Passage: „Leid klagt um Lust, ich klag um Leid, dort wo Leid ist, ist die Lust nicht weit“.
Die Kritiker waren zwiegespalten, einerseits sieht der Rennbahn-Express „einen potentiellen Tophit, knallender Dancefloor-Beat, irgendwo im Panorama eine Jimi-Hendrix-Gitarre, dazwischen sinnliche Italo-Phrasen“ und auch das Magazin Basta lobt das „erotische Liebeslied“. Im Musikexpress/Sounds hingegen wird kritisiert, dass der Song „wie ein überarbeiteter Mix von Rock Me Amadeus klingt und einen hübschen Namen“ hat. Naja, der Vergleich mit Falcos Mozart-Song erscheint wohl in jeder Hinsicht ein bisschen weit hergeholt. Das Jugendmagazin Bravo beschreibt die Single so: "Der etwas wirre deutsch/englisch gemischte Text handelt von Dominas und Folterspielen. Zu dem schrägen Kapitel ließ sich der Meister ein paar Melodienzeilen einfallen, die sofort im Ohr hängen bleiben. Tanzen ist auch möglich". Falco selbst sah die Nummer als eine, die er nur in Wien schreiben konnte: „Ich glaube nicht, dass ich (diesen Song) in Zürich oder Monaco geschrieben hätte“.
Die Nummer wurde nach Erscheinen des Albums Data De Groove als zweite Single in Österreich und Deutschland ausgekoppelt, in keinem der beiden Länder schaffte der Song aber den Sprung in die Charts. Zu wenig radiotauglich sind sowohl der Text als auch die Musik, für einen Hit ist da eindeutig zu wenig Potential. In Österreich wurde die Single übrigens auf der 7“ mit Bar Minor 7/11 (Jeanny Dry) als B-Seite ausgestattet und dies auch groß am Cover vermerkt, man hoffte wohl, mit dem Hinweis auf die Jeanny-Saga der Single doch noch irgendwie kommerzielles Potential geben zu können.
Am Cover der Singles prangt ein Photo von Falco, das perfekt zum Song passt: eine Portraitaufnahme im Smoking mit schwarzem Mascherl, Falcos Gesichtszüge sind hart und abweisend, das Haar streng nach hinten gegelt. Die gewählte Schriftart wirkt dagegen ein bisschen brav und langweilig, hier hätte man sich mehr einfallen lassen können. Auf der Rückseite des Covers findet man den Text, alles ist in Schwarz und Dunkelblau gehalten.
Zur Single wurde ein Videoclip gedreht, auch hier zeichneten wieder Dolezal & Rossacher verantwortlich. Es ist ein unterdurchschnittlicher und langweiliger Clip, das liegt aber wohl nicht nur am Konzept der beiden Videofilmer, sondern auch an dem Umstand, dass Falco bei den Aufnahmen stockbetrunken war. Gedreht wurde im Museum in Schwarzenau in Niederösterreich, die Idee war, die Utensilien der dort gerade befindlichen Wanderausstellung „Kult & Magie“ zu nutzen. Gleichzeitig wurde auch ein Lichttunnel mit hunderten Lampen besorgt. Leider wurde (um den Ausstellungsbetrieb nicht zu stören) in der Nacht gedreht, eine schlechte Entscheidung, wenn man von Falcos Alkoholkonsum zu dieser Zeit wusste. Laut dem Buch von Dolezal & Rossacher kippte Falco mitten im Dreh um und schlug ungebremst auf dem Boden auf. Daraufhin wurde der Videodreh abgeblasen und es blieb den Regisseuren nichts anderes über, als die wenigen, bis dahin getätigten Aufnahmen von Falco mit zusätzlich gedrehtem Material anzureichern und auf diese Art doch noch einen Clip zu produzieren.
Das Video beginnt mit einer verwackelten Kamerafahrt, mit einem Zoom auf eine Domina mit Strapsen, Lederkapperl und Nietenhalsband. Dazwischen kurze Aufnahmen von Falco in Großaufnahmen und auch sitzend auf einer Art Zahnarztstuhl, die Lady in Lack und Leder hinter ihm stehend, mit einer Lederpeitsche in der Hand. Links und rechts sieht man riesige, weit aufgerissene Augenpaare. Während der Strophen sieht man Falco, im Smoking (wie am Coverphoto) und cooler Sonnenbrille, das Ganze ist recht schnell geschnitten, wohl um den angeschlagenen Zustand des Künstlers nicht zu auffällig werden zu lassen – nur selten sieht man Falco ohne Effekte und ohne Wischeffekt im Bild. Wesentlich prominenter wird die Dominatrix ins Bild gerückt, diese war wohl während des Drehs nüchterner. Das ganze Video ist streng in Schwarz und Weiß gehalten, auch Blau und Rot werden eingesetzt um einen stylischen Eindruck zu vermitteln. Auch die Falco-Animationsfigur aus dem Video zu Data De Groove kommt (hier in Gelb) wieder zum Einsatz. Das Video ist durchgehend bewusst unscharf und der Fokus liegt auf der tanzenden Domina, Falco kommt aufgrund seines alkoholisieren Zustands nicht allzu oft lange oder scharf ins Bild. Es ist ein Video, das aufgrund der beschriebenen Entstehungssituation auch nicht gerade zum Erfolg der Single beigetragen hat.
Live hat Falco das Lied nie gesungen, es gibt aber einen Auftritt von ihm in Joachim Fuchsbergers „Ja oder Nein“-Show, bei dieser performt Falco playback diesen Song, unter anderem vor der in der Jury sitzenden Alice Schwarzer, die ihre helle Freude damit gehabt haben dürfte.
Für die Single-Veröffentlichung wurden einige Remixes und Edits angefertigt: Der ‚Club Mix‘ läuft über sieben Minuten und gibt dem Song einen noch härteren Dancefloor-Beat, viele Elemente werden verlängert oder ausgebaut, neue musikalische oder textliche Teile kommen nicht dazu. Von diesem Mix gibt es auch eine gleichlange Instrumental-Version. Darüber hinaus wurde ein kürzerer Edit fürs Radio angefertigt, auch dieser liegt in einer Instrumental-Version vor. Weiters ist auch diese Nummer in einer ungekürzten Fassung auf der CD-Erstauflage des Albums Data De Groove, die Laufzeit ist hier (wie auch bei Neo Nothing – Post Of All, Tanja P. Nicht Cindy C. und Data De Groove) um rund eine Minute länger.
Falcos (wahrscheinlich von persönlichen Erfahrungen geprägte) Hymne an S&M-Dominas ist sicherlich kein schlechter Song, die dunkle und durchaus unpeinliche erotische Einfärbung macht ihn zu einem interessanten Lied. Auch versteht man, warum diese Nummer als Single ausgekoppelt wurde (sie hat eine starke, eingängige Melodie und so viel andere potentielle Hit-Kandidaten fanden sich auf dem Album dann auch nicht), aber eventuell wäre eine radiotauglichere Nummer (wie zum Beispiel Pusher oder auch Neo Nothing – Post Of All) die bessere Wahl für so eine Auskopplung gewesen.
Text
Na, na, na, na, na, na, na, na
Oho
Charisma Kommando
It’s the domina’s swing
Für den Fall, dass wir uns wieder misversteh’n
Die Direktorin lässt niemanden ohne Strafe geh’n
She says "Uhrggg!!!"
I say "What?"
Hear the boys singin'
Du denkst nur du wärest wer
Doch hier bist du niemand mehr
The games of torture
Auhh
It’s been the domina’s swing
Nacht, lange Nacht
Mich kein Tremor drängt
Sie ihren direktiven Stahlstab schwenkt
Du denkst nur du wärest wer
Doch hier bist du niemand mehr
And the boys are singin'
Andiamo
Perque non tuti amo?
Vamos!
Andiamo
Perque non tu ti amo
Perque non ti amo
She’s a
Charisma Kommando
Charisma Kommando
She’s gonna be a cooldblooded thing
Charisma Kommando
Charisma Kommando
It’s the domina’s swing
Nach Karl Kraus klagt Lust um Leid
Er meint wo Leid ist, ist die Lust nicht weit
Meint er
Ich weiß
Der Weg zu weit
Kein Weg zu zweit, never
Doch hier bist du niemand mehr
The games of torture
Auhh
It’s been the domina’s swing
Andiamo
Perque non tuti amo?
Vamos!
Andiamo
Perque non tu ti amo?
Perque non ti amo
She’s a
Charisma Kommando
Charisma Kommando
She’s gonna be a cooldblooded thing
Charisma Kommando
Charisma Kommando
It’s the domina’s swing
Na, na, na, na, na, na, na, na
Oho
No go!
No go!
Charisma Kommando
Charisma Kommando
Charisma Kommando
Charisma Kommando
Charisma Kommando
She’s a
And it’s the domina’s swing
Charisma Kommando
She’s gonna be a cooldblooded thing
She’s gonna be a cooldblooded thing
Charisma Kommando
Yeah
She’s gonna be a cooldblooded thing
Swing
Yeah
She’s gonna be a cooldblooded thing
Zusätzlich verwendete Textbausteine in alternativen Mixes/Edits/Versionen
Full Length Version:
Hear me
Übersetzung italienische und spanische Textpassage
Andiamo
Perque non tu ti amo?
Vamos!
Andiamo
Perque non tu ti amo
Perque non ti amo
Lass uns gehen
Und warum liebst du dich nicht?
Gehen wir!
Lass uns gehen
Weil ich dich liebe
Weil ich dich nicht liebe
Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.