Song

Expocityvisions

Laufzeit

4:08 Minuten

Album

Data De Groove [1990]

Musik, Text und Produktion

Musik: Robert Ponger
Text: Falco
Produzent: Robert Ponger

Über den Song

Ende der 1980er Jahre gab es in Wien Pläne, gemeinsam mit Budapest die unregelmäßig stattfindende Weltausstellung auszurichten. Vor allem der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk setzte sich für die Durchführung ein, eine solche Expo mit der ehemaligen Doppelmonarchie-Partnerstadt Budapest zu organisieren, ein. Für Falco, der zu dieser Zeit häufig monarchistische Themen in seinen Songs einbaute (Poison, Alles Im Liegen, Monarchy Now), war es daher wohl naheliegend, sich für diese Idee seines Freundes Helmut Zilk einzusetzen. Dies tat er jedoch nicht auf dem politischen Parkett, sondern musikalisch mit dieser Nummer.

Diese beginnt mit zarten Synthie-Streichern, bevor eine scharf-schrille Melodie einsetzt. Wenn Falco mit seinem Rap beginnt, kommt der Drumcomputer dazu, auch kleine Gitarrenriffs (die, wie Falco-Fan Miko Robins entdeckte, subtil an die im Song Der Kommissar erinnern) instrumentieren den Song. Falcos Gesang ist sehr akzentuiert, erst beim Einsetzen des Refrains vollzieht das Lied den Wechsel von reinem Rhythmus zur Melodie. Gleichzeitig setzt dann auch ein zusätzliches, von Curt Cress gespieltes, Schlagzeug ein und verleiht dem Refrain Schwung. Es ist einer der härteren, flotteren Songs auf dem Album, Falcos Sprechgesang und der unerbittliche Beat geben der Nummer Schärfe und Strenge.

Falcos Plädoyer für die Ausrichtung der Expo 1995 in Wien und Budapest ist thematisch sicher auch getragen von einer Vision eines neuen, modernen Wien, das sich der Welt öffnet und das Falco sicherlich auch an die Doppelmonarchie des Habsburgerreichs erinnert hat („A taste of monarchy“). Falco hat diese Epoche, in der Österreich und Wien Zentrum eines Weltreiches waren, sicherlich fasziniert, es ist auch die nostalgische Idee eines Wiedererstarkens der ehemaligen Weltstadt Wien („A city vision“, „Ein Feuer gestern in der Nacht und morgen mehr“). Wenn man bedenkt, dass Falco im Song Alles im Liegen auf der gleichen LP über „Alt-Wien“ und „Neu-Berlin beziehungsweise „Groß-Berlin“ singt und dabei auch die Tatsache ins Auge fasst, dass nur wenige Monate vorher die Berliner Mauer gefallen ist, dann kann man die Nummer sicherlich auch dahingehend interpretieren, dass die Ausrichtung einer Weltausstellung Wien helfen könnte, sich als eine Art Gegenpol zur wiedererstarkten und großen anderen deutschsprachigen Stadt Berlin zu positionieren („Die Wiener Welle rollt und rollt, sie überrollt uns wenn ihr wollt“). Wenn man möchte, kann man zusätzlich in die Textpassage „Another business affair“ hineinlesen, dass Falco auch den wirtschaftlichen Faktor einer solchen Expo sieht. Auch ein kleines Selbstzitat findet sich in diesem Song, Falco verweist auf Zuviel Hitze, wenn er von einer „city heat“ singt.

In einem Interview im Jahre 1990 macht sich Falco über sich und diese Nummer lustig: die Frage, ob es hier um die geplante Weltausstellung geht, bejaht er und meint süffisant „Da freut sich der Helmi (der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk; Anm.). Obgleich Falco politische Aussagen stets zu vermeiden suchte, ist dies selbstverständlich ein Song mit einer gewissen politischen Aura. Auch später ist Falco nicht davor zurückgeschreckt, seine persönlichen Ansichten über welt- oder regionalpolitische Themen preiszugeben, so handelt der Song Europa von Österreichs Versuch Mitte der 1990er Jahre, der Europäischen Union beizutreten.

Der Musikexpress meinte in einer Kritik, dass der Track „wie ein überarbeiteter Mix von Maschine Brennt klingt“, eine Ansicht, die ich nicht wirklich teilen kann.

In seinen Textbüchern findet man bei diesem Lied noch einige zusätzliche Zeilen („Horch, was kommt von draußen her? In unserer Klinik hat es der Landarzt schwer“, „Die Elite schleift die Messer scharf, von der Journaille bis zum ORF“).

Die für 1995 geplante Expo fand dann schlussendlich nicht statt, die Bevölkerung Wiens sprach sich (auch aufgrund der hohen Kosten) im Mai 1991 im Rahmen einer Bürgerbefragung mit einer klaren Mehrheit von 65% dagegen aus. Falcos Song ist jedoch ein recht gut gelungener Versuch, politische Inhalte in einer Popnummer nicht zu plakativ und seicht zu transportieren. Auch der doch etwas härtere Sound trägt dazu bei (wohingegen Falcos anderer offen politischer Song Europa auch unter der Tatsache leidet, dass es eine doch musikalisch recht simple und langweilige Ballade ist). Falco verbindet geschickt Themen wie die nostalgische Rückschau auf die Habsburgermonarchie mit neuen, aktuellen Themen wie der Öffnung des Ostblocks und der Rolle Wiens in dieser neuen Welt und erschafft so einen politischen Song, der nicht vor Peinlichkeit strotzt.

Text

Expo - niert
Exlo - diert
Ma - ra - thon
King - Size
Expo - size
Expo - beat
City - heat - a new price

Expo-sé
East - West
Next - best
Next - test
Expo - sition
A city - vision
The art TV - ision
Under different condition

Expo - smart
Ex - op - art
Auf spezielle Wiener Art
Die Nummer fahrt
Expo - line
New divine
Wir allein

Expo - sition
Pol - Position
Exhi - bition

Die Wiener Welle rollt und rollt
Sie überrollt uns wenn ihr wollt

Vienna Expocityvisions on the air
Ein Feuer gestern in der Welt und morgen mehr

Expo - time
Sign 'o' time
Und die Uhren stehen bereit
Und es ist Zeit
Expo - smart
Expo - start
Auf diese Art
Strong-cut
Is the manifest

East - west
Next - best
Next - test

Die Wiener Welle rollt und rollt
Rollt - wenn ihr wollt

Just follow the light
There's no time to share
We're cutting through the night
Another business affair

Vienna Expocityvisions on the air
Ein Feuer gestern in der Welt und heute mehr

Just follow the light
There's no time to share
We're cutting through the night
City on fire
Angel with the flute
Cuttin' through the night
Time to execute
Time to execute
Time to execute

Die Wiener Welle rollt und rollt
Rollt - wenn ihr wollt

Vienna Expocityvisions on the air
Ein Feuer gestern in der Welt und morgen mehr
Vienna Expocity
Taste of monarchy
You're better deep in vogue
Than high on ice
You see

Say what

Vienna Expocityvisions on the air
Ein Feuer gestern in der Welt und morgen mehr

Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.