Song
Laufzeit
3:26 Minuten
Album
Out Of The Dark (Into The Light) [1998]
Single-Auskopplung
August 1998
Charts: #6 AUT, #4 GER, #19 SUI
Musik, Text und Produktion
Musik: Patrick Ehrlich, Steve Velvet
Text: Falco, Steve Velvet
Produzent: Torsten Börger
Offiziell veröffentlichte Mixes/Edits/Versionen
- Remix 3:40 (1998) (Remix: Jeo a.k.a. Joachim Mezei)
Über den Song
Eigentlich sollte Falcos achtes Album „Egoisten“ heißen, dieser Song, bei dem dieses Wort im Singular verwendet wird, stand dabei sicher Pate. Es ist aber auch möglich, dass Falco, der auf die Idee zur LP-Namensgebung durch einen Werbespot für das Chanel-Parfum „Egoiste“ gekommen ist, an sein Produzententeam herangetreten ist und nach einer Nummer mit ebendiesem Titel verlangt hat. Die Frage nach der Henne und dem Ei… Der Titel wurde von Falco zu Lebzeiten mehrfach in Interviews erwähnt, neben Out Of The Dark wurde er auch 1997 von Falco im Rahmen seiner Geburtstagsfeier auf der Dominikanischen Republik live bereits vor der offiziellen Veröffentlichung aufgeführt. Er gilt als einer der Lieblingssongs von Falco auf seiner letzten LP.
Produziert wurde der Track von Torsten Börger, geschrieben wurde er jedoch von Patrick Ehrlich und Stefan Vergeiner (unter seinem Aliasnamen Steven Velvet), letzterer hat, gemeinsam mit Falco, auch den Text verfasst. Wie es zu der Kooperation mit diesen beiden, relativ unbekannten Songwritern gekommen ist, ist ungeklärt, es ist anzunehmen, dass der Kontakt durch Torsten Börger, Claudia Wohlfromm oder George Glueck geknüpft wurde, eine direkte Verbindung ist aber nicht zu verifizieren.
Der Song ist musikalisch recht simpel gestrickt, nach einem (völlig unpassenden) Drummachine-Stakkato beginnt über einer Synthesizer-Spur eine aufgeregte Klavier-Melodie, Falco singt bereits in den ersten Sekunden den Refrain, bevor dann ein entspannter Reggae-Rhythmus einsetzt. Während der Strophen kommt dann noch ein Gitarrenlick dazu, bevor dann im Refrain ein fetteres Gitarrenriff das Ganze nochmals ein bisschen dynamischer und opulenter macht. Im Mittelteil, während Falcos Rap, verringert sich das Tonbild, nur noch der Beat trägt hier den Song. Während des Ausklingens des Songs wird dem Refrain noch zusätzlich ein Echo-Effekt verpasst. Insgesamt muss gesagt werden, dass die Produktion von Torsten Börger einen wirklich guten Song unter Wert verkauft: die Abmischung klingt altbacken, unmodern und konservativ, verschenkt viel Potential und Falcos Plattenfirma hat sich bei der Veröffentlichung dieser Nummer als Single zu Recht von einem anderen Produzenten einen neuen, zeitgemäßeren Remix anfertigen lassen.
Wieviel Falco zum Text beigetragen hat, ist unklar – sicher ist jedoch, dass die Passage „Was ist er denn? Was hat er denn? Was kann er denn? Was macht er denn? Was redet er denn? Wer glaubt er, dass er ist?“ von Falco aus einem früheren, bis dahin unveröffentlichten Song, übernommen wurde, aus Verdammt Wir Leben Noch. Diese Nummer wurde 1995 von Falco gemeinsam mit Thomas Rabitsch und Thomas Lang geschrieben, wurde jedoch von EMI abgelehnt und erst nach Falcos Tod 1999 veröffentlicht.
Die Lyrics in den Strophen dürften von Falco geschrieben worden sein, der Refrain hingegen stammt wahrscheinlich von den beiden Co-Autoren. Falco selbst zitierte in einem ORF-Interview aus dem Jahr 1997 Teile des Textes („Ich habe über meinem Bett ‘nen Spiegel angebracht, damit mein Spiegelbild mir meinen Schlaf bewacht“, „Die Sterne schreiben meinen Namen in das Firmament damit er hell in euren Augen brennt“), bei dieser Passage ist wohl Falco der alleinige Autor.
Inhaltlich geht es um einen sehr selbstbezogenen Menschen, für den es letztlich nur sich selbst gibt, allein die Tatsache, dass Falco die oben erwähnten Textelemente im Rahmen eines Interviews auf sich selbst bezogen hat, legt aber natürlich den Schluss nahe, dass auch hier viel Autobiographisches in die Lyrics eingeflossen ist. Der Song trieft vor Selbstironie, Zeilen wie „Liebe kommt vom Lieben und ich fange bei mir an, mit ein bisschen Glück bist eines Tages du mal dran“ und „Ich will niemanden wollen, nein, ich will, dass man mich will“ sprechen auch deutlich Falcos kompliziertes Liebes-, Sex- und Seelenleben an. Der Refrain hämmert dann die Grundaussage heim: „Die ganze Welt dreht sich um mich, denn ich bin nur ein Egoist, der Mensch, der mir am nächsten ist, bin ich – ich bin ein Egoist“.
Die Textpassage „Was ist er denn? Was hat er denn? Was kann er denn? Was macht er denn? Was redet er denn? Wer glaubt er, dass er ist?“ ist dann schließlich (wie auch schon im Song Verdammt Wir Leben Noch, aus dem diese Lyrics recycelt wurden) eine Abrechnung mit den Medien und der öffentlichen Wahrnehmung seiner Person beziehungsweise der Kunstfigur Falco und beinhalten einen gehörigen Schuss augenzwinkernden Selbstmitleids.
Die Kritik bei der Veröffentlichung der Nummer 1998 war durchaus wohlwollend, das Magazin News schreibt von einem „raren Highlight auf der LP“, von einem „autobiographischen Song“. Auch das Profil sieht einen „potenziellen Smash mit autobiographischem Inhalt, ein Highlight im Reggae-Rhythmus, Falco pur, nur elektronisch modernisiert“. Einen „absoluten Ohrwurmverdacht“ orten die Salzburger Nachrichten, sie sehen „Falcos Liedtexter-Qualitäten“ aufblitzen, in einer „autobiographischen und selbstironischen“ Nummer. Die Tageszeitung Der Standard schreibt von einer Auseinandersetzung mit der „Einzelkämpfer-Ideologie der frühen 80er Jahre“ und die Kronen-Zeitung unterstellt Falco eine „Abrechnung oder ein Eingeständnis seines Images“. Jahre später, bei der Wiederveröffentlichung des Albums 2012, hört das Magazin Musikexpress/Sounds „einen eitlen“ Titel.
Das Lied stand vor Falcos Tod als erste Single fest (Falco in einem Interview 1997: „Die (geplante) Single „Egoist“ kommt bei allen, die sie bereits gehört haben, sehr gut an. Ich persönlich stehe auf Out Of The Dark mindestens ebenso.“
Die Nummer wurde als vierte Singe (nach Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da, Naked und Out Of The Dark) im Herbst 1998 veröffentlicht. Dabei wurde jedoch nicht die auf dem Album befindliche Originalversion, sondern ein Remix auf den Markt gebracht. Diese Neuabmischung durch Joachim Mezei alias Jeo gibt dem Song den nötigen Drive und die dringend notwendige Frische und Modernität, die dem Original mit seiner biederen Produktion abgeht. Der durchgehend progressivere Sound gibt dem Titel mehr Hitpotential, kein Wunder, dass auf den meisten Best Of-Alben dieser Mix und nicht der von Torsten Börger angefertigte Albumtrack verwendet wird. Zusätzlich zu diesem Remix findet man auf der Single auch die Originalversion sowie einen Dance-Remix von Out Of The Dark, der ebenfalls von Jeo angefertigt wurde.
Für das Cover-Artwork wurden Bilder des Photographen Rainer Hosch verwendet, dieser hat mit Falco anno 1996 eine Reihe von Aufnahmen gemacht, die ursprünglich für die Gestaltung des Covers gedacht waren. Man sieht einen schlanken und fitten Falco im schwarzen Anzug mit bis oben zugeknöpften Hemd vor einem weißen Hintergrund stehen, hinter ihm ist groß am oberen Rand der Künstlername zu sehen, rechts neben ihm im schwarz umrandeten Rahmen der Songtitel. Dabei wird der Buchstabe „i“ auf den Kopf gestellt und macht so den Anschein eines Rufzeichens.
Auch ein Video wurde angefertigt, wiederum von Falcos Haus- und Hofregisseuren Dolezal und Rossacher. Zu Falcos Lebzeiten war für diesen Titel eine Hommage an den Chanel-Werbespot für das Parfum „Egoiste“ angedacht – Falco war so begeistert von diesem Clip, dass er die Grundidee (von sämtlichen Balkonen eines klassizistischen Hotels schreien junge, gutaussehende Frauen Beschimpfungen in die Richtung eines nicht gezeigten Liebhabers) für das Video dieses Songs übernehmen wollte. Diese Ehrerweisung an Jean-Paul Goude, der diesen Chanel-Spot 1990 gedreht hat, wurde aber nach Falcos Tod nicht umgesetzt. Schade, denn die Vorstellung eines an dieser Idee angelehnten Falco-Videos klingt durchaus vielversprechend.
Stattdessen sieht man nun im Clip zunächst ein geschlossenes CD-Geschäft, ein Schwenk auf die Eingangstür offenbart, dass bereits zahlreiche Jugendliche vor der Tür auf Einlass hoffen. Als dann ein Angestellter die Türen öffnet, strömen die Massen zu den Regalen – wo es ausschließlich Falcos Single „Egoist“ zu kaufen gibt. Aggressiv wird um die CD gekämpft, glückliche junge Menschen, die die Single erwerben konnten, kommen ins Bild. Ein Mädchen geht in eine Hörbox, flirtet mit einem Jungen in einer zweiten Hörbox, schlussendlich treffen sie sich und tanzen mit Kopfhörern auf den Ohren zu Falcos Musik. Gleichzeitig stiehlt ein junger Mann einen lebensgroßen Falco-Pappkarton-Aufsteller, auf allen Videobildschirmen sieht man Falco, an den Wänden hängen Falco-Poster, an den Kassen bilden sich Warteschlangen und alle Besucher des CD-Geschäfts singen lauthals Falcos Hit. Zwischen all diesen Szenen werden Aufnahmen von Falco beim Konzert 1997 in der Dominikanischen Republik, bei dem er diesen Song zum ersten und einzigen Mal live performt hat, dazu geschnitten. Die Idee hinter dem Video ist natürlich eng auf das Thema des Songs zugeschnitten und das Konzept einer Welt, in der es nur Falco gibt und die ganze Welt auf den Künstler abfährt, ist auch ganz nett. Es ist ein Videoclip, bei dem man merkt, dass lediglich wenig Material mit Falco verfügbar war und der Großteil der Laufzeit somit zwangsläufig anders gefüllt werden musste.
Die Singleauskopplung war im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich, in Österreich kletterte sie auf #6 der Charts, in Deutschland sogar auf #4, auch in der Schweiz schaffte es die Auskopplung in die Top20 (#19).
Falco führte die Nummer ein einziges Mal live auf, auf seiner Geburtstagsparty 1997 in der Dominikanischen Republik. Dabei spielte er den Song in einer Version, die sich auf das Grundgerüst der Originalversion verließ, jedoch hat diese deutlich mehr Dynamik als der letztlich fehlproduzierte, biedere Album-Mix.
Der Song ist neben Out Of The Dark einer der wenigen Höhepunkte des Albums. Er hat einen Falco-typischen Sound und Rhythmus und verfügt auch über einen Text, der aufgrund der autobiographischen Elemente Interesse weckt. Die Frage, ob diese Nummer auch ohne den tragischen, aber verkaufsfördernden Tod Falcos ein Hit geworden wäre, hat durchaus seinen Reiz: zwar verfügt der Titel eindeutig über das größte Hitpotential auf der LP, aber wenn man bedenkt, wie sang- und klanglos Falco-Songs, die in der Vergangenheit über mindestens eben so viel Chart-Potential verfügten, wie zum Beispiel Titanic, kommerziell erfolglos geblieben sind, dann wird die realistische Antwort auf diese Frage wohl eher ein Nein sein. Vielleicht hätte es der Song ohne den werbewirksamen Tod des Künstlers in die niedrigen Regionen der deutschsprachigen Charts geschafft, der Erfolg, den er schließlich 1998 unter den traurigen Umständen von Falcos Tod hatte, wäre ihm aber wohl verwehrt geblieben – zu negativ war Falcos Image und Status in der Zeit vor seinem Tod. Auch hätten viele Medien und Kritiker wohl nach der langen Wartezeit auf ein neues Falco-Produkt einen noch wesentlich hitverdächtigeren Titel erwartet, ein Smash-Hit im Ausmaß von Rock Me Amadeus wäre für Falco der einzige Ausweg aus seiner betrüblichen Lage Ende der 1990er Jahre gewesen. Diese Hitqualitäten hat dieser Song nicht, aber er fügt sich ohne großen Niveauabfall in die Reihe seiner früheren Erfolge ein, es ist ein authentischer Falco-Titel, der auch musikalisch nahtlos an Falcos Historie anschließt.
Text
Die ganze Welt dreht sich um mich
Denn ich bin nur ein Egoist
Der Mensch der mir am nächsten ist bin ich
Ich bin ein Egoist
Die ganze Welt dreht sich um mich
Denn ich bin nur ein Egoist
Der Mensch der mir am nächsten ist bin ich
Ich bin ein Egoist
Ganz oben auf der Liste
Ja, da stehe ich
Du musst mir schon verzeihen
Aber ich liebe mich
Das obwohl ich überaus und durchaus kritisch bin
Hab ich den ganzen lieben langen Tag nur mich im Sinn
Ich habe über meinem Bett ’nen Spiegel angebracht
Damit mein eigenes Spiegelbild mir meinen Schlaf bewacht
Ich will niemanden wollen
Nein, ich will, dass man mich will
Bis ich kriege was ich brauche
Halt' ich niemals still
Die ganze Welt dreht sich um mich
Denn ich bin nur ein Egoist
Der Mensch der mir am nächsten ist bin ich
Ich bin ein Egoist
Die ganze Welt dreht sich um mich
Denn ich bin nur ein Egoist
Der Mensch der mir am nächsten ist bin ich
Ich bin ein Egoist
Liebe kommt von Lieben
Und ich fange bei mir an
Mit ein bisschen Glück bist eines Tages du mal dran
Ich geben meinem Ego täglich die spezielle Kur
Nur meistens geb ich mir gleich alles and am liebsten pur
Sure
An jedem Tag an dem es mein Weltbild länger gibt
Erkenne ich mich selbst und ich bin neu verliebt
Die Sterne schreiben meinen Namen in das Firmament
Damit er hell in euren Augen brennt
Die ganze Welt dreht sich um mich
Denn ich bin nur ein Egoist
Der Mensch der mir am nächsten ist bin ich
Ich bin ein Egoist
Die ganze Welt dreht sich um mich
Denn ich bin nur ein Egoist
Der Mensch der mir am nächsten ist bin ich
Ich bin ein Egoist
Was ist er denn?
Was hat er denn?
Was kann er denn?
Was macht er denn?
Was redet er denn?
Wer glaubt er, dass er ist?!
Was ist er denn?
Was hat er denn?
Was kann er denn?
Was macht er denn?
Was redet er denn?
Wer glaubt er, dass er ist?!
Die ganze Welt dreht sich um mich
Denn ich bin nur ein Egoist
Der Mensch der mir am nächsten ist bin ich
Ich bin ein Egoist
Die ganze Welt dreht sich um mich
Die ganze Welt dreht sich um mich
Was ist er denn?
Was hat er denn?
Was kann er denn?
Was macht er denn?
Was redet er denn?
Wer glaubt er, dass er ist?!
Die ganze Welt dreht sich um mich
Was ist er denn?
Was hat er denn?
Was kann er denn?
Was macht er denn?
Was redet er denn?
Wer glaubt er, dass er ist?!
Die ganze Welt dreht sich um mich
Was ist er denn?
Was hat er denn?
Was kann er denn?
Was macht er denn?
Was redet er denn?
Wer glaubt er, dass er ist?!
Die ganze Welt dreht sich um mich
Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.