Song
Laufzeit
4:01 Minuten
Album
Musik, Text und Produktion
Musik: Alexander C. Derouge & Gunther Mende
Text: Falco, Gerd Plez
Produzent: Alexander C. Derouge & Gunther Mende
Über den Song
Der mit Abstand interessanteste Song aus der Zusammenarbeit von Falco mit Mende und DeRouge ist ein Song über den gesellschaftlichen Zeitgeist, einem Thema, das Falco in vielen seiner Songs besungen hat. Hier wird er mit viel Esoterik verwoben, vor der Abkehr vom Album „Aya“ und der Neuproduktion mit den Bollands für das Album Wiener Blut war dieser Titel als erste Single-Auskopplung geplant.
Die Nummer geht flott los, die Strophe hält dann nicht ganz was der Anfang verspricht, aber immerhin geht dann bald die Bridge los und kurz darauf setzt der durchaus ins Ohr gehende Refrain ein. Übrigens: die Bridge nach rund einer halben Minute („Wir singen zu, zu, immer zu, wondering why I’m feeling blue“ ist eine 1:1-Kopie aus einem David Bowie-Song: in „Sound And Vision“ singt Bowie „Blue, blue, electric blue, that’s the colour of my room, where I will live“. Falco hat Bowie oft in Songs zitiert und auch ein bisschen abgekupfert, so offensichtlich wie hier ist das aber vorher und auch nachher nie wieder passiert. Das gleiche Bowie-Zitat findet sich auch nach eineinhalb Minuten nochmal („We’re driving, drive, drive, overdrive, that’s the rhythm of our love, oversized“). Nach dem schnelleren Refrain geht es in der Strophe wieder gediegener zu, im Mittelteil kommen wieder die bei Mende und DeRouge sehr beliebten Frauenchöre, mit der Wiederholung des Refrains geht der Song dann zu Ende.
Es geht in dieser Nummer über die Irrungen des Zeitgeistes, über die Fehlentwicklungen der modernen Gesellschaft: der Mensch versucht immer weiter, höher, schneller zu sein, lediglich das Unmögliche reizt uns noch. Gleichzeitig verirrt sich der Mensch in der Suche nach diesem Unmöglichen („Wir suchen Sand am Himalaya, suchen Schnee am Playa, (…) Der Wahnsinn sucht uns stets zu animieren, auf neuen Wegen uns zu amüsieren“, (…) Die schrägen Lebenslagen stimulieren, wir immer neuen Wahnsinn inszenieren“.) Falco geht auch auf die Unmöglichkeit ein, dass der moderne Mensch mit diesen Trends und Entwicklungen mithalten kann: „Abgehoben ist die Welt von heute“, (…) „Doch eins und zwei im Wiegeschritt läuft die Zeit dem Geist davon, wer läuft mit?“. Hier leiht sich Falco übrigens recht offensichtlich den Reim des Kinderlieds „1, 2, 3 im Sauseschritt gehen alle Kinder mit“, dieses dürfte zuhause mit Frau und Kind wohl hin und wieder gesungen worden sein.
Es gibt wohl keine Nummer auf dem Album Wiener Blut (vielleicht mit Ausnahme des Titelsongs), für den Falco selbst so große Teile des Texts geliefert hat. Bei keinem anderen Mende/DeRouge-Lied scheint so viel Falco durch wie hier. Im Booklet wird auch Gerd Plez, der Falco öfters textlich ausgeholfen hat, in den Credits, genannt, die beiden scheinen die Lyrics für diesen Track gemeinsam erarbeitet zu haben, von den textlichen Mende/DeRouge-Plattitüden der restlichen 1987-Songs ist hier zumindest nichts zu spüren.
Das Musikmagazin Rennbahn Express sah in dieser Nummer „Falcos Zurechtweisung des Zeitgeistes“, Ewa Mazierska meint, der Song sei ironisch und handle von „travels undertaken by drugs, dream, maybe psychoanalysis as Freud is mentioned in the lyrics). Travels are ultimatively impossible as we are searching for the wrong things (in the wrong places; Anmerkung). It’s a criticism of tourism, (…) and rich people, who, in their real and cultural travels, disregard anything which does not suit their sanitised vision of the world“.
Aber auch über die Zirkelbewegungen der Politik singt Falco, wenn er meint „Ungeachtet des Geschlechts folgt im Tango jedem Schritt nach links der Ruck nach rechts“. Natürlich wird das letzte Wort sehr deutsch und streng ausgesprochen, die Message soll ja klar sein. Mit der Formulierung „Politik des Schwebens“ spielt Falco dann auch noch auf die oft so genannte Blase an, in der sich Politiker in ihrer Abgehobenheit befinden sollen. Diese Formulierung findet sich übrigens auch im Song Satellite To Satellite aus der gleichen LP.
Der Song wurde für die Verwendung auf dem Album Wiener Blut nicht remixt (wie auch SolidBooze, aber im Gegensatz zu Read A Book und Walls Of Silence), wir hören hier also die Version so wie sie Falco 1987 mit Mende und DeRouge produziert hat. Im Booklet findet man übrigens eine alternative Schreibweise, hier wird „Wie Sand Am Himalaya“ als Titel angegeben. Ob das ein Schreibfehler oder der ursprünglich angedachte Name war, ist nicht mehr zu eruieren.
1988 wurde die Nummer dann als zusätzliche B-Seite auf der Maxi-CD von Wiener Blut verwendet, auf den Vinyl-Versionen allerdings nicht, dort ist nur Tricks zu finden.
Das Lied ist die beste Nummer aus den Aufnahmen mit Mende und DeRouge von 1987. Sie lebt von einer flotten Melodie und vor allem davon, dass Falco im Text ein für sich typisches Thema (wie auch bei Helden Von Heute oder Les Nouveaux Riches geht es um zeitgeistige Themen) verwendet und auch viel zu den Lyrics beigetragen zu haben scheint. Wäre die geplante LP „Aya“ wie vorgesehen erschienen, wäre es in der Tat die beste Single gewesen, auch weil der Rest der Nummern dieser Session überhaupt kein Hitpotential hat. Würde man für eine Best-Of-Kompilation von Falco lediglich einen Song aus dieser Zusammenarbeit nehmen dürfen und gleichzeitig als Ziel definieren, keine wirklichen Durchhänger im Tracklisting zu haben, dann ist dieser durchaus gelungene Songs der erste und auch einzige Anwärter.
Text
Po-Po-Po-Politik
Po-Po-Po-Politik
De-De-De-des Schwebens
Das Licht ging aus
Und du dachtest schon
Dich streift ein Bus
Oder war's ihr Kuss
Twilight zone
Abgehoben ist die Welt von heute
Allein, zu zweit
Am Canape bei Sigmund Freud
Wir singen
Zu, zu, immer zu
Wondering why I'm feeling blue
'Cause of you
Der Wahnsinn sucht uns stets zu animieren
Auf neuen Wegen uns zu amüsieren
Wir suchen Sand am Himalaya
Suchen Schnee am Playa
Das Schicksal ist ein schweres
Ein Schatz am Grund des Meeres
(Doch dann)
Das Licht geht an
Und du denkst "Oh, Mann"
Hat sie dich
Oder hat sie nur das Radio an
Ungeachtet des Geschlechts
Folgt im Tango jedem Schwung nach links
Der Ruck nach rechts
We're drivin'
Drive, drive, overdrive
That's the rhythm of our life
Oversized
Doch eins und zwei und drei im Wiegeschritt
Läuft die Zeit dem Geist davon
Wer läuft mit?
Wir suchen Sand am Himalaya-aya-aya
Suchen Schnee am Playa
Das neue Salz des Lebens
Die Politik des Schwebens
Die schrägen Lebenslagen stimulieren
Wir immer neuen Wahnsinn inszenieren
So schräg wie Sand am Himalaya-aya-aya
Schnee am Playa
Das Schicksal ist ein schweres
Ein Schatz am Grund des Meeres
Po-Po-Po-Politik
De-De-De-des Schwebens
Cha, cha, cha, cha, cha
Das neue Salz des Lebens
Die Politik des Schwebens
Die schrägen Lebenslagen stimulieren
Wir immer neuen Wahnsinn inszenieren
Wir suchen Sand am Himalaya
Suchen Schnee am Playa
Das Schicksal ist ein schweres
Ein Schatz am Grund des Meeres
Sand am Himalaya
Suchen Schnee am Playa
Das neue Salz des Lebens
Die Politik des Schwebens
Sand am Himalaya
Suchen Schnee am Playa
Das Schicksal ist ein schweres
Ein Schatz am Grund des Meeres
Sand am Himalaya
Meine Textfassung beruht, falls vorhanden, auf den Textbeilagen der offiziellen Veröffentlichungen (Booklet, Inlay, Cover etc.). Allerdings wurden alle Texte abgehört und nach dem gesungenen Wort korrigiert. Bei Songs, bei denen keine Textbeilagen verfügbar sind, basiert meine Fassung ausschließlich auf dem gesungenen Wort bzw. auch auf im Internet kursierenden Versionen. Textpassagen, die im Dialekt gesungen wurden, stehen in gemäßigter Transliteration. Rechtschreibfehler, sowohl deutsche als auch englische, wurden in eklatanten Fällen korrigiert. Die Rechtschreibung beruht teils auf der zur jeweiligen Zeit gültigen (Textbeilagen), teils auf der neuen Rechtschreibung (eigene Abhörungen). Auf Satzzeichen wurde im Allgemeinen verzichtet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.